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Das Geschenk der Wölfe

Das Geschenk der Wölfe

Titel: Das Geschenk der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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die Kinder. Sie weinten und schluchzten, während die Lehrerinnen sie zu beruhigen versuchten und ihnen etwas vorsangen. Keiner bekam genügend Luft. Manche husteten, andere stöhnten. Reuben spürte, dass sie sich in völliger Dunkelheit befanden. Und dass er ganz nah war!
    Der Landrover beschleunigte wieder und fuhr einen unbefestigten Feldweg hinunter. Die Bäume links und rechts verschluckten das Scheinwerferlicht.
    Reuben wusste genau, wo sich die Kinder befanden. Er konnte es spüren.
    Er lenkte den Porsche in ein Eichendickicht auf dem Hügel, von dem der Landrover ins steil abfallende Tal fuhr, und stieg aus, um die unbequemen Kleider und Stiefel auszuziehen. Seine Verwandlung schritt jetzt rapide voran und versetzte ihn auch dieses Mal in Ekstase.
    Am liebsten wäre er sofort losgegangen und musste sich zwingen, erst die Kleider im Wagen zu verstecken. Er wusste, wie wichtig es war. Genauso wichtig war es, den Wagen abzuschließen und den Schlüssel im Wurzelwerk eines nahen Baums zu verstecken.
    Der Landrover war jetzt im Tal und bog in eine Lichtung ein. Dort lag ein großes ansehnliches Haus mit drei Stockwerken, die alle hell erleuchtet waren. Im hinteren Teil des Grundstücks, halb von Bäumen verdeckt, lag eine alte, von Kletterpflanzen überwucherte Scheune.
    Die Kinder und ihre Lehrerinnen waren in der Scheune.
    Wie beißender Rauch stieg Reuben das Gerede der jungen Männer in die Nase.
    Er rannte den Hügel hinunter und kam den Kidnappern von Baum zu Baum, von einem verschlafenen Haus zum anderen, mit jedem kraftvollen Sprung näher, bis er die Lichtung erreichte.
    Die jungen Männer betraten das Haus.
    Es strahlte wie ein Geburtstagskuchen in den dunklen Himmel.
    Plötzlich brach ein lautes Grollen aus Reuben heraus, ehe er es verhindern konnte. Es musste einfach raus, weil es ihm sonst die Brust zerrissen hätte. Es war ein Geräusch, wie es nur ein wildes Tier machen konnte.
    Die drei jungen Männer drehten sich im Hausflur um und sahen das Tier auf sich zustürmen. Sie waren neunzehn oder zwanzig. Ihre Schreie gingen in Reubens Gebrüll unter. Der Fahrer fiel hin, aber die anderen beiden, die draufgängerischen, gutgelaunten, ergriffen die Flucht.
    Mühelos packte Reuben den ersten, schlitzte ihm den Hals auf und sah zu, wie das Blut herausspritzte. Am liebsten hätte er ihm die Zähne ins Fleisch geschlagen und ihn verschlungen, aber dazu war jetzt keine Zeit. Er hob den leblosen Körper an und zerquetschte ihn gierig zwischen seinen Pfoten. Dann ließ er von ihm ab und schleuderte ihn fort, in Richtung Straße.
    Es war höchst unbefriedigend, seine Beute nicht ausweiden zu können. Alles ging viel zu schnell.
    Sekunden später warf er sich auf die anderen beiden, die durch die Hintertür fliehen wollten und feststellten, dass sie verschlossen war. Einer kratzte verzweifelt an der Glasscheibe. Der andere hatte eine Pistole. Reuben schlug sie ihm aus der Hand und brach ihm dabei das Handgelenk.
    Diesen hier würde er zerfleischen und verschlingen, er konnte sich nicht beherrschen, er musste es einfach tun. Der Heißhunger war übermächtig. Und warum auch nicht? Er würde den Kerl ja eh nicht am Leben lassen.
    Auch das Grollen konnte er nicht unterdrücken, als er seine Zähne in Kopf und Hals des Mannes schlug. Dann biss er so kräftig zu, wie er konnte, und spürte, wie Knochen zersplitterten. Es knackte und krachte. Ein Wimmern kam aus dem sterbenden Mann.
    Reuben genoss es, das Blut aufzulecken, das dem Mann übers Gesicht rann.
Mörder! Widerwärtiger Mörder!
    Dann biss er ihm in die Schulter und zerrte daran. Der Geschmack war überwältigend, aber alles stank nach dem Bösen, nach abgrundtiefer Verderbtheit. Am liebsten hätte Reuben dem Mann das Innerste nach außen gekehrt und ihn in tausend Stücke gerissen. Schon so lange hatte er sich danach gesehnt, dass er nicht verstand, warum er es sich jetzt versagte.
    Doch wo war der Dritte? Er durfte den Letzten des Trios nicht entkommen lassen.
    Aber der hatte ohnehin keine Chance. Hilflos war er in einer Ecke zusammengesunken und zitterte am ganzen Körper, die Hände abwehrend von sich gestreckt. Speichel tropfte ihm aus dem Mund – oder war es Erbrochenes? Er hatte sich sogar in die Hose gemacht und hockte in einer Pfütze seines eigenen Urins.
    Sein erbärmlicher Anblick brachte Reuben noch mehr in Rage.
Er hat die Kinder ermordet. Kaltblütig ermordet. Das ganze Haus stinkt nach Mord. Und nach Feigheit.
Reuben warf sich auf ihn,

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