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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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gedenke heute Morgen im Garten zu speisen«, fuhr Itiamun derweil fort. »Lass bei meiner Gemahlin anfragen, ob sie mir Gesellschaft leisten will. Bitte auch meine hochverehrte Mutter sowie Prinz Sethi hinzu.«
    Der Diener verneigte sich und verschwand, um den Befehl seines Gebieters auszuführen.
    Itiamun betrachtete sich in dem blank polierten Kupferspiegel. In zwei Monaten wurde er siebenundzwanzig Jahre alt, doch heute wirkte er bedeutend älter. Er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten und hatte wie alle Kinder des Guten Gottes eine etwas zu große, leicht gebogene Nase. Den Mund hatte er von seiner Mutter geerbt, sinnlich geformt mit vollen Lippen über einem runden Kinn. Itiamun fand sich weder schön noch hässlich. Mit einer Körpergröße von drei Ellen und einer Handbreite war er für einen Mann des Schwarzen Landes groß. Dieser Eindruck wurde durch seine schlanke, aber dennoch muskulöse Figur noch unterstrichen. Isis, seine Schwestergemahlin, und seine Mutter meinten zwar, er wäre zu hager, doch Itiamun hatte für derlei Schwätzerei kein offenes Ohr.
    Es klopfte an der Tür.
    Meres kam herein und machte vor ihm seinen Kniefall. »Majestät, deine Gemahlin, ähm, ich meine die Große Königsgemahlin Isis wartet vor der Tür und möchte dich sehen.« Der sonst so redegewandte Diener errötete über seinen Versprecher, während Itiamun gequält aufstöhnte.
    »Warum begreift das eigentlich niemand? Ich bin noch nicht gekrönt, und somit bin weder ich der Pharao noch ist Isis meine Große Königliche Gemahlin«, belehrte er Meres, und sein Haushofmeister zog den Kopf zwischen die Schultern.
    »Verzeih meinen Fehler, Majestät.«
    »Ist schon gut. Sage meiner Frau, dass sie hereinkommen darf.«
    Meres verneigte sich und verschwand. Dafür betrat Isis, die wunderschöne Gemahlin des zukünftigen Herrschers, das Schlafgemach.
    Itiamun sah, dass sie die ganze Nacht getrauert hatte. Selbst ihre Schminkmeisterin hatte es nicht geschafft, ihre vom Weinen hervorgerufenen Rötungen und Schwellungen zu überdecken. Isis trug ein einfaches Leinenkleid und hatte sich das Haar zum Zeichen der Trauer nicht geflochten, sodass es ihr bis auf die Schulterblätter fiel.
    Als Isis ihrem Gemahl und Halbbruder gegenüberstand, warf sie sich ihm in die Arme und begann erneut bitterlich zu weinen.
    »Ach, Itiamun, ich bin so unglücklich. Vater fehlt mir so.«
    »Mir ebenfalls«, versuchte er sie zu trösten. Er drückte sie zärtlich an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Er ist jetzt bei den Göttern, und das Leben muss weitergehen.« Liebevoll   schlossen seine Lippen ihren Mund.
    »Du hast recht, mein Bruder, aber es tut so weh.«
    Itiamun nickte und wischte ihr vorsichtig die Tränen von den Wangen. »Lass uns hinaus in den Garten gehen. Ich habe Juri gesagt, dass ich heute in Gesellschaft von dir, Nubchesbed und Sethi frühstücken will. Anschließend treffe ich mich mit Nehi und den Generälen.« Er legte seiner Frau den Arm um die Taille und zog sie mit sich hinaus in den Garten.
    Sethi war bereits anwesend. Auch in seinem Gesicht stand die Trauer um den Verlust des Bruders. Er erhob sich von seinem Platz und verneigte sich, als das Paar den Garten betrat. Eigentlich wäre er heute lieber alleine geblieben, aber sein Neffe würde schon bald die Doppelkrone tragen, und seinem zukünftigen König schlug man keinen Wunsch ab.
    »Wie geht es dir?« Itiamun trat auf Sethi zu und umarmte ihn. »Wie ich sehe genauso, wie dem Rest der königlichen Familie«, stellte er alsdann mit einem prüfenden Blick in das übermüdete Gesicht seines Onkels fest. Dunkle Schatten umflorten Sethis Augen, und sein Mund war heute nur ein verhärmter Strich.
    Sethi zuckte mit den Schultern und sah Itiamun traurig an.
    Sie setzten sich. Kurze Zeit später erschien Nubchesbed, und die Diener begannen mit dem Auftragen der Speisen.
    Es war ein dürftiges Frühstück. Anscheinend hatte die Trauer auch den Fleiß und die Tatkraft der königlichen Bediensteten lahm gelegt, aber niemanden interessierte das am heutigen Tag. Keiner der vier hatte Hunger. Sie stocherten schweigend und in Gedanken versunken im Essen herum, bis sich Itiamun ihrer erbarmte und sie endlich entließ. Anschließend kehrte er allein in seine Gemächer zurück, um kurze Zeit später zu den Audienzsälen zu eilen, wo ihn bereits Nehi und die Generäle erwarteten.
    Itiamun hatte sie gerufen, um die Sicherung der Landesgrenzen mit ihnen zu besprechen. Das

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