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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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erschrak.
    Amunhotep war ins Zimmer gekommen. Da er barfuß war, hatte Satra ihn nicht kommen hören. Schnell streifte sie den Reif wieder auf ihren linken Oberarm, aber es war schon zu spät. Amunhotep hatte es gesehen und kam auf sie zu.
    Geschwind kam Satra auf die Beine und verharrte mit gesenktem Blick.
    Amunhotep streckte seine Hand aus und griff nach ihrem linken Arm. Mit der anderen streifte er den Armreif ab und untersuchte vorsichtig die wunden Stellen.
    »Komm mit«, sagte er, ließ ihren Arm wieder los und ging zur Tür. Im Gehen griff er nach dem sauberen Lendentuch, das Satra ihm bereitgelegt hatte, und legte es sich um die Hüften.
    Gehorsam folgte Satra ihm und fand sich kurze Zeit später in seinem Arbeitszimmer wieder, das, wie der Tempel, geheiligter Boden war und nur von Amunhotep, seinem Haushofmeister und seinem Schreiber betreten wurde. Einmal am Tag durfte Satra hinein, um unter den wachsamen Augen eines Soldaten den Boden zu fegen und zu wischen und anschließend den Staub von den Truhen, dem großen Arbeitstisch, den beiden Stühlen und dem Beistelltisch zu entfernen.
    »Setz dich da hin!«
    Amunhotep wies auf den Fußboden und ging an eine der Truhen, aus der er eine braune Ledertasche nahm und sich neben Satra auf den Boden hockte. Er öffnete die Tasche und entnahm ihr ein tönernes Fläschchen, das er entstöpselte und etwas von der öligen Flüssigkeit auf ein sauberes Stück Leinen gab, um damit die wund geriebenen Stellen abzutupfen. Anschließend trug er eine Salbe auf und wickelte eine dünne Leinenbinde um den Oberarm, damit die Salbe nicht verschmieren und einwirken konnte.
    Während der Behandlung schaute Satra auf seine geschickten, kräftigen Hände und betete, dass sie ihr niemals weh tun würden.
    »Du wirst dich an den Reif schon gewöhnen«, sagte er und verknotete das Ende der Binde. »Wenn das hier überstanden ist, bekommst du Narben, und es tut nicht mehr weh. Das haben alle durchgemacht.« Er packte die Salbe und das kleine Fläschchen wieder in seine Arzttasche und stand auf. »Du darfst heute Nacht ohne den Armreif schlafen, aber morgen früh machst du ihn wieder um!«
    »Ja, Herr. Danke, Herr«, stotterte sie und erhob sich ebenfalls.
    Amunhotep hatte die Tasche wieder in der Truhe verstaut und sah zu ihr herüber. »Hast du mein Abendessen geholt?«
    »Aber natürlich, Gebieter. Es steht in der Haupthalle für dich bereit.«
    »Dann komm!« Amunhotep ging an ihr vorbei, und Satra folgte ihm.
    Nach dem Essen räumte Satra den Tisch ab und brachte das Tablett zum Dienstboteneingang, wo es später von einem Küchendiener abgeholt werden würde.
    Nachdem sie sich erfrischt und gespeist hatte, begab sie sich zurück zu Amunhotep und wartete ergeben in einer Ecke des Raums darauf, dass sie ihm einen Wunsch erfüllen könne oder er sie zu Bett schicken würde, doch nichts dergleichen geschah.
    Gelangweilt hockte Satra an eine Wand gelehnt und hatte schon mehrmals nur mühsam ein Gähnen unterdrücken können, während Amunhotep an seinem Arbeitstisch saß und las.
    Plötzlich sah er auf und winkte sie zu sich heran. Er reichte ihr eine Tonscherbe, auf die er zuvor ein paar Worte gekritzelt hatte.
    »Laufe damit zum Haus des Lebens und lass dir diese Rollen geben. Du kannst dich doch sicher noch an den Weg entsinnen?«
    Satra bejahte.
    »Dann beeile dich!« Er zog sich seinen Siegelring vom Ringfinger der rechten Hand und reichte ihn ihr. »Damit lässt man dich problemlos passieren.«
    Überrumpelt nahm Satra den Ring und steckte ihn sich auf den Daumen. Dann ergriff sie die Tonscherbe und eilte los.
    Sie konnte ihr Glück kaum fassen, dass der Priester ihr so viel Vertrauen schenkte und ihr seinen Amtsring gab, um damit Schriftrollen zu holen. Das hätte Senbi nie gemacht, obwohl ... Immerhin hatte er ihr einen Mord anvertraut.
    Unwillkürlich musste Satra schadenfroh grinsen. Hätte der Kaufmann es nicht getan, wäre sie wahrscheinlich noch immer seine Gefangene.
    Als sie das Anwesen hinter sich gelassen hatte, hüpfte sie übermütig den säuberlich angelegten Weg durch den Park zu der kleinen Pforte, die zum Vorhof des Tempels führte. Die beiden Soldaten, die den Zugang bewachten, sahen ihr misstrauisch entgegen, da um diese Zeit eine Dienerin nichts mehr im Vorhof verloren hatte. Satra präsentierte den Männern den Ring ihres Gebieters, und diese ließen sie wortlos passieren.
    Ob das am Eingangspylon genauso einfach ist?, fragte sie sich, als sie durch die Pforte

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