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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Hemdtasche verschwinden und schaute sich verschwörerisch um. »Wir versuchen gerade, eine Story über diese Art der Beförderung zusammenzustoppeln.«
    »Vielleicht, weil Züge in der heutigen Zeit wieder etwas Besonderes sind?«
    »Richtig. Autos können Sie vergessen! Genervte Fahrer, verstopfte Highways, und an den Raststätten Fast Food bis zum Umfallen. Vielen Dank. Und Flugzeuge sind unpersönlich und eine Plage. Ich fliege gar nicht gern, aber in meinem Job bleibt einem manchmal nichts anderes übrig. Einmal kam ich von Cannes, und die Maschine geriet in heftige Turbulenzen. Weil ich so nervös war, habe ich mich auf die Toilette verzogen und mir eine Zigarette angezündet. Es kam, wie es kommen musste. Der Rauchmelder spielte verrückt, und als wir landeten, wurde ich sofort ins Gefängnis gesteckt. Ab in den Knast, nur weil ich mir eine filterlose Mentholzigarette reingezogen hatte! Hat mich dreißig Riesen für die Anwälte gekostet, und ich muss immer noch etliche Stunden Sozialdienst ableisten!«
    Er beruhigte sich wieder. »Da sind Eisenbahnen wirklich ganz was anderes. Ich bin in Kalifornien geboren, und mein alter Herr war Schaffner auf der Santa-Fe-Strecke, als Züge noch die klassische Art des Reisens waren. Er hatte es öfters einrichten können, dass ich vorn auf der Lok mitfahren durfte. Ich kann Ihnen sagen – es gibt kein großartigeres Gefühl. Seitdem weiß ich, dass es einiges über Eisenbahnen zu erzählen gibt, und ich denke dabei nicht an die Streifen, die schon darüber gedreht wurden. Jetzt habe ich endlich die Gelegenheit, es selbst einmal zu versuchen.«
    Tom erzählte ihm von der Reportage, für die er recherchierte, und von den Eindrücken, die er bereits gewonnen hatte. »Es geht nicht darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen. Nicht der Abfahrts- und Ankunftsort zählen, sondern die Fahrt. Der Weg ist das Ziel«, sagte er. »Man muss sich nur die Zeit nehmen, es zu erkennen. Dieser Zug ist wie ein Lebewesen, das man eingehend betrachten und dem man aufmerksam zuhören sollte. Es ist ein Wesen, das fühlt und atmet – man muss nur lernen, sich auf seinen Rhythmus einzustimmen.« Tom fragte sich, woher diese Sprüche kamen, aber er hatte sie tatsächlich gesagt. Vielleicht übte der Capitol Limited eine besondere Wirkung auf ihn aus.
    Max ergriff Toms Arm. »Sie verstehen genau, worauf ich hinauswill.« Er schlug sich plötzlich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Ich hatte gerade eine grandiose Erleuchtung. So was passiert mir immer wieder, Tom. Sie sind Journalist, kennen praktisch die ganze Welt, und Sie fahren mit diesem Zug, um während der Feiertage den Puls Amerikas zu spüren.«
    »Und weiter?«, fragte Tom vorsichtig. Er hatte keine Ahnung, worauf das Ganze hinauslief, doch Max Powers schien berauscht von seinem Geistesblitz.
    »Ich hab zwar schon jemanden für die Story, aber Sie beide sollten sich zusammentun – ich meine, für diese Fahrt, zum Recherchieren. Sie könnten Ihre Notizen austauschen, Geschichten, die Sie gehört haben, Ideen entwickeln, etwas in dieser Richtung. Selbstverständlich bezahle ich Sie.«
    »Aber ich arbeite schon an einer Geschichte.«
    »Das ist ja das Schöne. Schreiben Sie Ihre Story! Aber das, was Sie darin unterbringen, kann dazu beitragen, der Geschichte Leben zu verleihen. Das ist doch ideal! Zwei Fliegen mit einer Klappe, Sie verstehen?«
    Tom nickte. Allerdings verspürte er kein großes Verlangen, mit einem achtzehnjährigen Spielkind mit Headset zusammenzuarbeiten. Tom war weder besonders jung noch besonders hip, und wenn der Knabe ihn auch nur einmal »Süßer« nannte oder sich mit »Ciao!« anstatt einem schlichten »Goodbye« verabschiedete, würde er ziemlich unangenehm werden.
    Zu Toms Verwunderung führte Max ihn am Abteil mit dem Headset tragenden Junior vorbei und klopfte an die Tür des ersten Abteils.
    »Kann ich reinkommen? Ich bin’s, Max.«
    Die Tür glitt auf – und in diesem Moment hatte Tom das Gefühl, als würde sämtliche Luft aus seinem Körper gesogen. Als Eleanor Carter ihn anblickte, hörte er nichts mehr von dem leisen Pulsieren und Summen der Räder des mächtigen Capitol Limited auf den silberglänzenden Schienen.

KAPITEL 8
    Max stellte vor: »Eleanor Carter – Tom Langdon. Tom, das ist Eleanor.«
    Weder Tom noch Eleanor brachten ein Wort hervor. Sie starrten einander so lange an, dass Max schließlich fragte: »Äh … kennen Sie sich?«
    »Ist viele Jahre her«, antwortete Eleanor

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