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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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erledigt. Eleanor wird über meinen Vorschlag nachdenken, und wir treffen uns um acht. Jetzt muss ich aber unbedingt eine rauchen, sonst krieg ich noch Atemnot.« Suchend blickte er sich um.
    Tom wies ihm den Weg. »Da lang, zwei Wagen weiter, durch den Speiseraum in den Salonwagen, die Treppe runter und nach rechts. Dann sehen Sie schon die Tür mit der Aufschrift ›Rauchersalon‹.«
    »Danke, Tom. Sie sind unbezahlbar. Ich weiß, dass diese Sache ein ganz großes Ding wird. Es ist wie ein Omen. Meine Handleserin meinte, mir würde etwas besonders Gutes zustoßen. ›Eine Zufallsbegegnung‹, hat sie es genannt. Und Sie sehen ja, was passiert ist. Tja, das ist wirklich ein guter Tag.« Er klemmte sich die Zigarette zwischen die Lippen und trabte in seinen Bruno-Magli-Schuhen davon.
    Kristobal schickte ihm noch eine wichtige Information mit auf den Weg: »Ihr Feuerzeug steckt in der rechten Sakkotasche, Sir.«
    Max winkte kurz, und Kristobal kehrte in sein winziges Büro zurück. Dann waren Eleanor und Tom allein.
    Für ein paar Sekunden standen sie untätig da und mieden jeden Blickkontakt.
    »Ich kann nicht glauben, dass das hier wirklich geschieht«, meinte Eleanor schließlich. »Dass ich ausgerechnet dir in diesem Zug begegnen muss.« Sie schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf.
    »Für mich war die Überraschung mindestens genauso groß.« Er zuckte die Achseln. »Toll siehst du aus, Ellie.« Soweit Tom wusste, war er der Einzige, der sie jemals so genannt hatte. Sie hatte nie etwas dagegen gehabt, und er liebte den Klang dieses Kosenamens.
    Eleanor schlug die Augen wieder auf und blickte ihn fest an. »Ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Max ist ein großartiger Filmemacher, ein wahres Genie, aber manchmal hat er so spontane Einfälle, dass sie letztendlich nicht funktionieren. Ich glaube, das ist einer davon.«
    »He, er hat mich mit seinem Enthusiasmus regelrecht überrumpelt. Ich will nicht, dass du dich zu etwas bereit erklärst, was dir nicht gefällt. Und ehrlich gesagt, habe ich noch gar nicht ernsthaft darüber nachgedacht.«
    »Dann kann ich Max also sagen, dass du nicht interessiert bist?«
    »Wenn du es so willst, Ellie, ist es okay.«
    Sie betrachtete ihn jetzt ein wenig eingehender. Er hatte das Gefühl, vor ihrem prüfenden Blick zu schrumpfen.
    »Ja. Es ist genau das, was ich will.« Sie kehrte in ihr Abteil zurück und schob die Tür zu.
    Tom war jetzt endgültig zur Salzsäule erstarrt. Er kam sich vor wie eine steinerne Skulptur, die nur noch gestrichen und lackiert werden musste, um die Ewigkeit zu überdauern. Nicht einmal das Klirren und Surren der Waggonräder erreichte ihn in diesem Zustand unendlicher Traurigkeit. Er fragte sich unwillkürlich, ob es zu spät war, die Fahrkarte zurückzugeben und sich den Fahrpreis zurückerstatten zu lassen mit der Begründung, dass er in seinem jetzigen scheintoten Zustand die Reise schwerlich würde beenden können.

KAPITEL 9
    Unsicheren Schrittes ging Tom zu seinem Abteil zurück und ließ sich aufs Klappbett fallen. Eleanor in diesem Zug? Das konnte doch nicht möglich sein! Es wäre Tom nie in den Sinn gekommen, dass er seine Selbstfindungsreise in nächster Nähe zu ausgerechnet jener Person unternahm, deren Fehlen in seinem Leben wohl erst dazu geführt hatte, dass er diese Reise überhaupt machte.
    Als Tom sich aufrichtete und aus dem Fenster in die abendliche Dunkelheit starrte, befand er sich plötzlich nicht mehr in einem Zug, der nach Chicago unterwegs war. Er war wieder in Tel Aviv. Er und Ellie hatten sich wegen der Nähe zum Ben-Gurion-Flughafen für diese Küstenstadt entschieden. Man war nie mehr als zwei Stunden Flugzeit von jener Art Storys und Ereignissen entfernt, über die zu berichten Tom und Eleanor nach Israel gekommen waren. Der Mittlere Osten war bei all seiner Berechenbarkeit höchst unberechenbar. Man wusste immer ganz genau, dass etwas passieren würde, nur wusste man nie, wo und wie.
    Mark Twain hatte ebenfalls das Heilige Land besucht und in Die Arglosen im Ausland ausführlich darüber geschrieben. Das Buch war 1869 veröffentlicht worden, ein Jahr bevor Zion wieder von den Juden besiedelt worden war und fast neunzig Jahre bevor Israel als souveräner Staat gegründet wurde. Twain war Palästina winzig erschienen, und er schrieb, er könne »nicht begreifen, wie ein so kleines Land eine so wechselvolle und bedeutende Geschichte haben kann«. Tom wusste genau, was er damit meinte. Das Land der

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