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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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den Zug zu retten, hatte eine übel gelaunte Mutter Natur andere Pläne. Kein Flugzeug in der näheren Umgebung konnte bei diesem Wetter starten oder landen. Auch die Helikopter saßen am Boden fest. Alles wartete darauf, dass der Schneesturm nachließ. Da der Zug noch immer über ausreichend Treibstoff, Wärme und Proviant verfügte, war die Lage zwar ernst, aber nicht lebensbedrohlich, und eine besondere Dringlichkeit schien nicht vonnöten zu sein. Haltet durch, wurde den Menschen im Chief mitgeteilt. Hilfe ist unterwegs und wird in Kürze bei euch sein.
    In der Amtrak-Leitstelle hingegen liefen die Rettungsvorbereitungen auf Hochtouren. Die Entwicklung schritt rasant voran. Amtrak hatte eine Standleitung zu dem Eisenbahn-Frachtunternehmen geschaltet, dem die Gleise gehörten, auf denen der Chief nun stand, und die beiden Firmen entwickelten eine gemeinsame Strategie, die in Angriff genommen werden sollte, sobald das Wetter sich beruhigte.
    Überall im Land hatte man das technische Gerät und Personal angefordert, das zweifellos erforderlich war, um die Gleise frei zu räumen. In dem Aufruf hatte jemand außerdem darauf hingewiesen, dass Roxanne Jordan und der kürzlich »pensionierte« Herrick Higgins sich ebenfalls an Bord des Chief befänden. Die Leute bei Amtrak hatten Zweifel, dass der Aufruf große Resonanz fand, da es kurz vor Weihnachten war, doch binnen weniger Stunden gingen Tausende von Telefonanrufen und E-Mails von Eisenbahnleuten auf der ganzen Welt ein, die ihre Dienste anboten und auf das Weihnachtsfest verzichteten, um zu helfen.
    Somit verfügte Amtrak über ausreichend Personal, und auch die technische Ausrüstung würde in Kürze zur Verfügung stehen.
    Das alles änderte aber nichts am Wetter, das sich weiter zu verschlechtern schien.

KAPITEL 29
    Draußen nahm die Dunkelheit noch zu; die einzigen Geräusche machten der Wind und der Schnee, der auf die Waggondächer rieselte und mit leisem Knistern gegen die Fensterscheiben geweht wurde. Nicht allen fiel es leicht, ruhig zu bleiben und Kräfte zu sparen. Die Menschen erblickten keinen rundlichen Mann mit Rentierschlitten und Glöckchen läutende Engel, wenn es knarrte, knackte und klirrte, sondern stellten sich das gewaltsame Ende ihres Lebens vor.
    Außer drohender Treibstoff- und Lebensmittelknappheit gab es noch ein anderes Problem. Die Passagiere waren sich dessen zum Glück nicht bewusst; die Zugbegleiter und vor allem Higgins aber sehr wohl. Das Problem war die zunehmende Schneelast auf den Waggondächern. Das Gewicht war riesig, und wenngleich die Waggons sehr stabil gebaut waren, hatten auch sie ihre Grenzen, und die Tonnen von Schnee auf den Dächern erprobten nun, wo diese Grenzen lagen. Zwar fegte der beständige Wind den sich ansammelnden Schnee immer wieder von den Waggons herunter, doch der Schneefall hielt damit Schritt und füllte rasch die Mengen auf, die der Wind davongeweht hatte.
    Die meisten Fahrgäste beschlossen, das Dinner nicht im Speisewagen einzunehmen, sondern in ihren Abteilen zu bleiben und sich entweder mit einem kleinen Snack zu begnügen oder gar nichts zu essen und aus dem Fenster zu blicken. Das hielt den Lebensmittelverbrauch zwar hoffnungsvoll niedrig, doch irgendwann würden die Leute dennoch essen müssen, und der Southwest Chief verfügte nur noch über Lebensmittel für einen Tag. Roxanne hatte ein paar Männer losgeschickt, um unter dem Zug nach eingefrorenen Leitungen Ausschau zu halten. Noch gab es keine, meldeten sie. Die Männer hatten sich in mehrere Schichten Kleidung gehüllt, doch als sie nach ihrer kurzen Suchaktion von draußen hereinkamen, waren sie mit Schnee bedeckt und zitterten von der beißenden Kälte.
    Das Treibstoffproblem war sogar noch schlimmer. Higgins erläuterte Tom und Eleanor die Situation, als sie im Speisewagen beim Abendessen saßen. »Sobald der Treibstoff zur Neige geht, türmt sich ein Berg von Problemen auf, der rasch größer wird. Kein Wasser, geplatzte Rohre, keine Wärme mehr …«
    »Und wenn uns der Treibstoff ausgeht, selbst wenn Rettungsmannschaften bis zu uns vordringen – wie kann der Zug sich dann vom Fleck rühren? Wir sind hier nicht die Luftwaffe, die ihre Maschinen während des Fluges auftanken kann«, sagte Tom.
    »Nun, die Rettungsmannschaften koppeln Lokomotiven mit vollen Treibstofftanks an den Chief und ziehen ihn weiter. Aber wie Sie schon sagten, erst mal müssen sie bis zu uns vordringen. Ich war bei der vorderen Lok und habe die Berge von

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