Das Geschenk: Roman
Schnee gesehen, die vor uns auf den Gleisen liegen. Es wird eine Weile dauern, sie wegzuräumen.«
»Deshalb müssen wir selbst versuchen, Hilfe zu holen, anstatt darauf zu warten, dass die Hilfe zu uns kommt.«
»Und wo?«, fragte Eleanor. »Sieh dich doch um, Tom. Wir sind hier mitten im Nirgendwo.«
»Haben Sie eine Idee, Herrick?«, erkundigte Tom sich. »Sie kennen das Streckennetz von Amtrak wahrscheinlich besser als jeder andere.«
Higgins überlegte einige Sekunden lang. »Nun, es gibt einen Highway, den I-25, der zwischen Trinidad und Raton parallel zum Pass verläuft und dann nach Norden in Richtung Denver schwenkt.«
»Ein Highway – das ist doch schon was«, sagte Tom. »Wenn wir an ein Auto herankommen, kann es Hilfe für uns alle holen.«
»Nur hat man die Straße wegen des Blizzards wahrscheinlich gesperrt«, sagte Higgins.
»Okay, was bleibt uns sonst noch?«
Wieder dachte der alte, erfahrene Eisenbahner nach. »Wir könnten …«, begann er, stockte dann aber und schüttelte den Kopf. »Nein, das würde nicht funktionieren.«
»Was könnten wir? Sagen Sie ’s!«
»Es würde nicht klappen.«
»Herrick, im Augenblick würde ich die verrückteste Idee mit Kusshand begrüßen. Vielleicht können wir ja doch dafür sorgen, dass es funktioniert.«
Higgins zuckte die Achseln und beugte sich vor. »Es gibt ein Wintersport-Zentrum in der Nähe, mitten in den Bergen. Im Winter kann man dort Ski laufen, im Sommer ist es eine Ferienranch namens Dingo. Die Ranch gibt es erst seit wenigen Jahren, aber es ist ein großes Anwesen, bestens ausgerüstet und organisiert und mit zahlreichen Angestellten. Ich war ein paar Mal mit meinen Söhnen und ihren Familien dort und habe die Eigentümer kennen gelernt. Es sind zwei Australier, die an der Wall Street ein Vermögen gemacht haben und dann in den Westen gezogen sind, weil sie ihren Spaß haben und was anderes erleben wollten. Das Problem ist, man muss ziemlich unwegsames Gelände überwinden, um zu der Ranch zu gelangen. Es ist eine Wanderung von ungefähr vier Stunden. Bei gutem Wetter und guter körperlicher Verfassung ist der Weg leicht zu schaffen, aber bei diesem Unwetter ist es zu Fuß unmöglich.«
Tom sah ihn an. »Und auf Skiern?«
»Sie haben Skier?«, fragte Higgins.
»Ich wollte über Weihnachten nach Tahoe und habe jede denkbare Art von Outdoorausrüstung bei mir: Stiefel, Handschuhe, Leuchtraketen, Kompass, Helmlampe – was immer Ihnen einfällt.«
»Es ist eine wirklich raue Gegend, Tom.«
»Ich bin schon in fast jedem Gelände Ski gelaufen, Herrick, unter allen möglichen Bedingungen. Ich müsste von Ihnen nur die ungefähre Richtung zu der Ferienranch wissen und alles, was Sie mir über die Verhältnisse in dieser Gegend erzählen können.«
»Meinen Sie wirklich, Sie schaffen es?«, fragte Higgins.
»Ich kann nur versprechen, dass ich alles versuchen werde. Was haben wir schon zu verlieren?«
»Wie wäre es mit deinem Leben?«, fragte Eleanor.
»Es ist mein Leben. Außerdem würde sowieso keiner um mich trauern.«
Das war für Eleanor das Stichwort, aufzustehen und davonzugehen.
Higgins trommelte den Schaffner, Roxanne und den Lokführer im Speisewagen zusammen, um Toms Vorhaben ausführlich zu besprechen. Weder dem Lokführer noch dem Schaffner gefiel der Plan.
Der Schaffner meinte: »Sie sind ein Fahrgast. So sehr ich Ihr Angebot zu schätzen weiß, Tom – falls Ihnen etwas zustößt, trage ich die Verantwortung. Ich kann Sie nicht gehen lassen. Wir müssen hier bleiben und auf Hilfe warten.«
»Kannst du die Amtrak-Leitstelle denn nicht übers Zugtelefon erreichen?«, fragte Higgins den Lokführer. »Oder wir nehmen mit den Betreibern der Dingo-Ranch Verbindung auf, sodass sie jemanden herschicken.«
Der Lokführer schüttelte den Kopf. »Das Unwetter stört jede Verbindung mit der Außenwelt. Mein letztes Gespräch mit der Leitstelle liegt Stunden zurück. Seitdem konnte ich sie nicht mehr erreichen.«
Roxanne fügte hinzu: »Wir haben sogar sämtliche Handys im Zug ausprobiert. Keines konnte ein Signal von ausreichender Stärke empfangen. Wir können weder die Leitstelle noch die Ranch noch sonst jemanden erreichen. Das ist hier wie in der Steinzeit.«
»Hört mal, Leute«, sagte Tom, »ich werde nicht untätig herumsitzen und warten, bis dieses Unwetter uns den Rest gibt. Ich unterschreibe jede Erklärung, die Sie von jeglicher Verantwortung befreit, falls mir was passiert. Eine ähnliche Erklärung musste ich
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