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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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den Gängen aufgeregte, verängstigte Menschen, die nach genaueren Informationen verlangten.
    Herrick Higgins war in den vorderen Teil des Zuges gegangen, um mit dem Lokführer zu reden, und war mit besorgter Miene zurückgekehrt. Tom und Eleanor hatten sich zu Misty und Max in den Salonwagen gesellt, wo sie abwechselnd aus dem einen Fenster auf das leichentuchartige Schneegestöber blickten, bei jedem Ansturm des Windes gegen die Außenwände des Zuges zusammenzuckten und gelegentlich einen Blick aus dem anderen Fenster in die knapp hundert Meter tiefe Schlucht auf der linken Seite des Zuges riskierten. Lelia hatte sich diskret mit ihrem neuen Verehrer Kristobal in ihr Abteil verzogen.
    »Ich wusste, dass so was passiert«, sagte Misty. »Vier Sechsen – wie hätte es da nicht passieren können?«
    »Ich bin schon lange Zeit dabei«, sagte Higgins, »aber so etwas ist noch nie geschehen. Die Eisenbahn ist das sicherste Verkehrsmittel, sicherer noch als das Flugzeug, wenn man die Unfallstatistiken betrachtet.«
    »Besteht denn die Gefahr einer weiteren Lawine?«, fragte Misty. »Die diesen Zug vielleicht doch noch erwischt?«
    »Wir haben es mit Mutter Natur zu tun«, erwiderte Higgins, »und bei der ist alles möglich. Aber ich glaube, nach zwei Lawinen ist der größte Teil der Schneemassen runtergekommen.«
    Tom blickte den alten Eisenbahner fragend an. »Und was nun? Wie soll eine Rettungsmannschaft bis zu uns kommen? Wir können doch unmöglich bis zum Frühjahr warten, wenn die Schneeschmelze einsetzt.«
    »Natürlich nicht. Aber es ist nicht ganz einfach, uns zu erreichen. Das Frachtunternehmen, dem diese Gleise gehören, verfügt über einen umfangreichen Maschinenpark. Aber jetzt, wo die Gleise so hoch von Schnee bedeckt sind, dass es kein Durchkommen mehr gibt, und wo die Wetterlage alles andere als günstig ist, können sie auch nicht viel unternehmen. Der Zug hat kaum Platz und kann sich keinen Meter gefahrlos bewegen. Nicht mal ein Helikopter könnte hier landen, selbst wenn das Wetter sich beruhigt.«
    »Das ist ja sehr tröstlich«, sagte Max.
    Roxanne gesellte sich zu ihnen. Sie sah erschöpft aus. Seit einer Stunde versuchte sie, Fahrgäste zu beruhigen, Kinder zu trösten und dafür zu sorgen, dass die Passagiere es so bequem wie möglich hatten. Sie setzte sich und atmete erst einmal tief durch.
    »Zu allem Unglück scheint auch noch der Dieb, der schon den Cap heimgesucht hat, in den Chief umgestiegen zu sein. Viele Leute haben gemeldet, dass ihnen irgendwelche Gegenstände fehlen.«
    Max schüttelte den Kopf. »Das ist doch nicht zu fassen!« Er und Misty wechselten Blicke.
    »Das Gute ist«, sagte Higgins, »dass wir in La Junta die dritte Lok angehängt haben. Damit haben wir eine zusätzliche Energiequelle, falls die Lage noch kritischer werden sollte.«
    Roxanne nickte beipflichtend.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Max.
    »Der Strom für die Beleuchtung, die Heizung und so weiter wird von den Generatoren der Lokomotiven erzeugt, die wiederum von den Dieselmotoren angetrieben werden. Diese Art der Energieerzeugung nennt man Bordstromversorgung.«
    »Demnach haben wir keinen Strom mehr, wenn uns der Treibstoff ausgeht«, stellte Tom fest.
    »Grundsätzlich stimmt das. Aber mit einer dritten Lokomotive gewinnen wir Zeit.«
    »Wie viel?«, fragte Max.
    »Schwer zu sagen. Wir haben in Kansas zusätzlichen Treibstoff getankt, aber der Chief tankt in Albuquerque nach, ungefähr zweihundertfünfzig Meilen von hier.«
    »Und es war eine Menge Treibstoff nötig, um den Pass zu erklimmen. Da dürften die Tanks ziemlich leer sein«, sagte Tom. Higgins nickte. »Also ist es wahrscheinlich eher eine Frage von Stunden, bis wir keinen Strom mehr haben.«
    »Nun, die Lokführer tun alles, um Treibstoff zu sparen.«
    »Können wir die Passagiere nicht in ein paar Wagen zusammenholen und den Strom für die anderen Waggons abschalten?«, schlug Max vor.
    »Nein, so arbeitet das System nicht. Die Dieselmotoren erzeugen immer dieselbe Strommenge. Ob drei Waggons geheizt werden oder zehn, ist dabei völlig egal. In beiden Fällen ist der Treibstoffverbrauch gleich. Als ich vorn bei den Loks war, haben der Lokführer und ich eine Strategie entwickelt. Er wechselt zwischen den drei Lokomotiven, schaltet erst die eine, dann eine andere auf Standby – das ist die Einstellung für die Stromversorgung, wenn der Zug steht. Damit wird der Treibstoffverbrauch zwischen den Maschinen ausgeglichen, und es wird Diesel

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