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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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und versuchen, den Zug zu retten. Auf ins nächste Abenteuer, und wieder mal ganz allein. Ich hoffe, du kommst heil zurück und schreibst eine tolle Story darüber. Aber rede dir bloß nicht ein, dass du es für jemand anderen tust als für dich selbst.«
    Sie verließ ihn. Und Tom saß da, starrte ihr nach und hatte die Hand in der Tasche, wo er den Brillantring zwischen den Fingern drehte.

KAPITEL 30
    Zur Frühstückszeit war der Speisewagen voller hungriger Fahrgäste, und Roxanne beobachtete mit Sorge, wie die Lebensmittelvorräte in der Küche rasend schnell schwanden. Die Vorräte im Salonwagen waren schon am Vorabend aufgebraucht gewesen, und es kam zu ersten Ausbrüchen ohnmächtiger Wut und hilfloser Verzweiflung, was Roxanne ziemlich in Atem hielt, da sie jedes Mal versuchte, mit Diplomatie und guter Laune die Wogen zu glätten. Im Zug waren auch mehrere Kleinkinder; im gleichen Maße, wie der Nachschub an Windeln und Milch versiegte, ging ihr Geschrei, das durch den ganzen Zug gellte, den Passagieren zunehmend auf die Nerven.
    Father Kelly fand schließlich doch noch den Mut, im Salonwagen einen Gottesdienst zu halten, der von Anhängern sämtlicher Glaubensrichtungen gut besucht wurde. Sogar einige Agnostiker erschienen in der Hoffnung, ein bisschen Trost zu finden. Der Priester war tatsächlich ein wenig eingerostet, was die Gestaltung eines Gottesdienstes betraf, und versprach sich des Öfteren, doch er gab sich aufrichtige Mühe. Nach der Messe kamen mehrere Gläubige zu ihm und bedankten sich, dass er sie mit neuer Hoffnung erfüllt habe. Agnes Joe, die ihm bei der Andacht assistiert hatte, vertraute der Father sogar an, dass er sich seit Jahren nicht mehr so gut gefühlt habe und ernsthaft darüber nachdenke, seine Pensionierung rückgängig zu machen.
    Wenn Higgins einmal nicht mit dem Zugpersonal darüber diskutierte, wie sich am besten Treibstoff und Strom einsparen ließen, war er draußen im Blizzard unterwegs und suchte unter den Waggons nach Anzeichen für zufrierende Leitungen. Einmal, als er gegen Mittag wieder in den Zug kam, unterhielt er die Speisewagengäste bei mehreren Tassen Kaffee mit Wildwestgeschichten über Jesse und Frank James, Billy the Kid und andere Desperados. Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen lauschten mit großen Augen. Higgins erzählte auch die Geschichte des legendären Pullman-Schaffners John Blair, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts praktisch ganz allein eine gesamte Zugladung Passagiere gerettet hatte, die in Minnesota von einem Waldbrand eingeschlossen worden waren. »Es war eine fast hoffnungslose Situation«, berichtete Higgins, »denn es gibt nichts Schlimmeres als ein Feuer. Wenn ich zwischen Feuer und Schnee zu wählen hätte«, er deutete aus dem Fenster, »würde ich um jeden Preis Schnee vorziehen. Oberflächlich betrachtet mag es nicht so aussehen, aber was das angeht, können wir von Glück reden.«
    Roxanne pflichtete Higgins’ Einschätzung lächelnd bei und schenkte ihm eine weitere Tasse Kaffee ein.
    Agnes Joe hatte schon seit längerer Zeit wortlos aus dem Fenster des Speisewagens geblickt. Als Roxanne sich erkundigte, was sie draußen denn so sehr interessiere, deutete sie auf etwas, das Roxanne im Schneegestöber nur mit Mühe erkennen konnte.
    »Es ist Heiligabend«, sagte Agnes Joe.
    Roxanne nickte. »Stimmt, Liebes. Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht.«
    Wenig später kam Eleanor in den Wagen und suchte sich einen Platz bei Agnes Joe und Roxanne. Roxanne schaute aus dem Fenster, und Eleanor folgte ihrem Blick. Zwei Männer in dicker Kleidung mühten sich ab, irgendetwas zum Zug zu schaffen, das mit einer Plane bedeckt war.
    »Was ist da los?«, fragte Eleanor.
    »Sie werden sehen«, mahnte Roxanne zu ein wenig Geduld. Als der erste Mann wieder in den Zug stieg und dabei sein Ende der Last hinter sich herzog, erkannte Eleanor, dass es sich um Barry handelte, den Schlafwagenbegleiter. Die Plane hatte sich von dem Gegenstand gelöst, den Barry schleppte, und Eleanor sah die Äste einer kleinen Tanne, die auf einem der weniger steilen Berghänge ihr einsames Dasein gefristet hatte. Der meiste Schnee war bereits vom Baum gefegt und geklopft worden, doch vereinzelte, eisige Klumpen hingen noch immer in den Ästen oder klebten am dünnen Stamm. Während der zweite Mann in den Waggon kletterte, rutschte ihm die Kapuze vom Kopf. Eleanor holte scharf Atem, als sie Tom erkannte.
    »Jedes Weihnachtsfest verdient einen Weihnachtsbaum«, erklärte

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