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Das geschenkte Gesicht

Das geschenkte Gesicht

Titel: Das geschenkte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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man das Lazarett verlegen.
    In den Verbandszimmern marschierten die Kranken aus dem Block A auf, begleitet vom Chef der Inneren Abteilung und einem älteren Stabsarzt. Professor Rusch hatte alles in die Wege geleitet, ein Assistenzarzt und der Famulus Baumann, assistiert von drei Ordensschwestern, saßen neben Bergen von Verbandsmaterial bereit. In Gruppen zu fünfen wurden die Kranken hereingeführt und an die Tische verteilt.
    »So, nun kriegste einen Turban!« sagte Baumann zu dem ersten, der eintrat. »Was haste denn?«
    »'n Magengeschwür, Kumpel.«
    »Ab heute haste keine Nase und keine linke Wange mehr, verstanden?«
    »Seh ick so doof aus? Wenn ick vorm Heldenklau weglaufen soll, könnt ihr mir auch die Arschbacken wegrasieren.«
    »Nee, danke – dein Gesicht reicht mir!« sagte Baumann. Er begann, dicke Mullagen auf das gesunde Gesicht zu legen und sie mit breiten Leukoplaststreifen zu verkleben. Dann wickelte er einen Verband um die Stirn und ließ nur die Augen frei. »Stell dir vor, was du für Glück hast«, sagte Baumann dabei. »Wenn ich nun gesagt hätte Kieferbruch, stell dir das vor!«
    »Wieso?« fragte der Verbundene.
    »Dann bekämste nichts zu fressen, sondern zweimal täglich ein dickes Nährklistier.«
    »Sogar det mach' ick für den Heldenklau!«
    In einer Ecke des OPs standen Professor Rusch und der Chef der Inneren Abteilung zusammen. Lisa Mainetti war hereingekommen und hatte Rusch stumm die drei Schnellhefter gegeben. Sie sah, wie sein Blick sie fragte, und sie nickte zustimmend. Es war, als atme Rusch erleichtert auf.
    »Sie haben die Kollegen von der Inneren eingeweiht?« fragte er den Chef von Block A. Der Oberstabsarzt, ein dicker, schwerer Mann, nickte mehrmals.
    »Ich kann mich auf meine Herren verlassen, Herr Kollege. Ich habe Ihnen die Männer 'rübergeschickt, deren Entlassung besonders naheliegend ist. Ich habe nur ein Bedenken: Fällt es nicht auf, wenn Sie so viel ›schwere Fälle‹ haben? Lauter Dreivierteltote? Ob man Ihnen das abnimmt?«
    »Man wird es tun. Ich werde ihnen nur einen einzigen Fall zeigen, ein einziges völlig zerstörtes Gesicht, und man wird darauf verzichten, daß wir die Verbände der anderen abnehmen!«
    »Und warum pflastern Sie nicht Ihre eigenen Leute so zu wie meine Gesunden?«
    »Jeder von ihnen ist noch vor kurzem operiert worden. Wenn ich ihnen jetzt unnütze Verbände und Leukoplaststreifen anlege, die ich später abreißen muß, kann ich die frisch eingewachsenen Gewebe zerstören, neue Blutungen können entstehen, Heilvorgänge werden unterbrochen …«
    »Aber das ist doch auch der Fall, wenn man sie wieder im Truppendienst verwendet!«
    »Darum verstecke ich sie ja, Kollege.«
    Unterdessen wurden in den Bunkern die Betten bezogen und die Räume kräftig durchgelüftet. Noch während in den OPs die Verbände angelegt wurden, ließ Dr. Lisa Mainetti die von Dr. Urban in die Liste aufgenommenen Anwärter des Heldentodes in den großen Gemeinschaftssaal kommen. Sie hatte die Verwundeten in zwei Gruppen aufgeteilt. Der größte Teil zog in die Bunker um; ein kleines Häuflein, mit bereits wieder menschlich aussehenden Gesichtern wartete abseits. Noch wußten sie nicht, was mit ihnen geschehen sollte. Man rätselte daran herum, und der Wastl Feininger, der unter ihnen war, verkündete: »Dös war a Gaudi, wenn's uns auf die Schwesternzimmer verteilen täten.«
    Es stellte sich heraus, daß die kleine Gruppe einen Urlaubsschein bekam. Der Schreibstubenunteroffizier kam mit einem Stapel unterschriebener Formulare und begann, sie mit den Namen auszufüllen.
    »Nachturlaub bis morgen 24 Uhr!« sagte der Berliner. »Meine Fresse – wat mach' ick bloß damit? So schnell kriegste doch keene Puppe!«
    Die Hände von Walter Hertz zitterten, als er den Urlaubsschein in Empfang nahm. Er fiel ihm aus den Fingern und flatterte unter den Tisch.
    »Wat is denn?« schnauzte der Schreibstubenunteroffizier. »Wülste nich?«
    »Aber ja! Ja!« Walter Hertz bückte sich, kroch unter den Tisch und holte den Urlaubsschein zurück. »Das ist wie ein Geschenk, Herr Unteroffizier. Heute wollen wir doch ins Kino, Petra und ich, und nun …«
    »Nun haste 'ne ganze Nacht dazu! Junge, dreh mir bloß keenen Film ab!« Der Unteroffizier lachte. »Ick mach' nachher sowieso 'ne Kontrolle, ob det Marschgepäck stimmt!«
    Sie alle bekamen ihren Nachturlaubsschein bis zum nächsten Tag 24 Uhr, der Wastl und der Kaspar Bloch, der Berliner und auch Fritz Adam, dessen Frau noch

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