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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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zugedeckt, sterile Abdeckung und so weiter, bevor der operierende Chirurg hereinkommt. Fertig vorbereitet. Ich kann nur diese zusätzlichen Angaben machen: Der Mann war in schlechtem Zustand und wurde von ziemlich umfangreichen technischen Apparaten am Leben erhalten. Der Zustand der Frau war noch schlechter, sie war tot – schwere Schädelfraktur mit Zerstörung der Großhirnrinde etwa hier. Das heißt, der Schädel war eingeschlagen und das Eigelb verspritzt. Tot wie Maria Stuart, außer daß ihr Körper durch extreme Stützungsmaßnahmen am Sterben gehindert wurde.
    Dieser häßliche Klumpen eingelegten Fleisches dort drüben wurde seines Gehirns etcetera durch eine Technik beraubt, die mit meiner eigenen übereinstimmt; ich glaube nicht, daß es einen anderen Chirurgen gibt, der es mit meiner Technik machen kann. Ich habe diesen Toten sorgfältig untersucht; ich folgere, daß es meine Arbeit ist, und daß es sich demnach um den Körper handeln muß, den Salomon mir bereitstellte. Es gibt keine Hinweise, die dem widersprechen, und der Tote stammt nicht von einer meiner früheren Operationen.
    Die junge Frau zu identifizieren, ist eine andere Sache. Wäre ihr Kopf rasiert, könnte ich nach Narbengewebe suchen. Gäbe es Röntgenaufnahmen von ihrem Schädel, könnte ich prüfen, ob eine Schädeldachprothese vorhanden ist; das prothetische Material ergibt auf der Platte einen anderen Schattierungswert als natürlicher Knochen. Aber damit wäre noch nicht viel bewiesen; es gibt Millionen Menschen, die nach schweren Kopfverletzungen mit zusammengeflickten Schädeln und den entsprechenden Narben in der Kopfhaut herumlaufen.«
    »Doktor Boyle, gehen wir einmal davon aus, daß Sie ein lebendes Gehirn aus dem Kadaver dort entfernt haben, wie Sie eben erläuterten, und daß Sie dieses Gehirn in einem jungen weiblichen Körper übertragen haben. Nun, würden Sie sich bitte einmal hier im Raum umsehen und uns sagen, ob Sie diesen weiblichen Körper identifizieren können?«
    »Hören Sie, lieber Freund, ich bin kein Zauberdoktor, ich bin ein Chirurg. Ich vermute, daß Sie die junge Dame dort meinen, die neben Mr. Salomon sitzt, aber ich muß Ihre Frage mit nein beantworten. Wenn jene junge Frau – dieser zusammengesetzte Mensch mit weiblichem Körper und männlichem Gehirn – die Operation überlebte und heute noch am Leben ist, dann habe ich dazu keine Meinung, die aus eigenem Wissen genährt wird. Ich wäre heute nicht in der Lage, sie unter zehn oder hundert beliebigen Frauen vergleichbaren Alters zu identifizieren. Haben Sie jemals einen menschlichen Körper gesehen, der künstlich am Leben erhalten und für eine Operation dieser Art hergerichtet wurde? Ich kann Ihnen versichern, Sie würden unter solchen Umständen Ihre eigene Frau nicht wiedererkennen.«
    MacCampbell räusperte sich und sagte: »Doktor Boyle, Sie stellen also fest, daß Sie den männlichen Körper identifiziert haben, jedoch nicht imstande sind, den weiblichen Körper des Gehirnempfängers zu identifizieren. Ich muß bekennen, daß ich in einem Punkt ein wenig verwundert bin – vielleicht, weil ich selbst kein Mediziner bin. Habe ich Ihre Einlassung so zu verstehen, daß Sie eine solche Operation ausführen würden, ohne Gewißheit über die Identität der Körper zu haben?«
    »Richter, es kann nicht meine Aufgabe sein, vor einer Operation Fingerabdrücke zu nehmen und die rasierten Köpfe meiner Patienten mit Paßfotos zu vergleichen. Mr. Salomon versicherte mir vorher in seiner verklausulierten Juristensprache, daß die Sache in Ordnung sei, daß also der Papierkram erledigt und die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt seien und daß ich operieren könne. Ich glaubte ihm und tat es. Habe ich mich darin getäuscht? Habe ich nach meiner Heimkehr mit einem Auslieferungsbegehren an meine Regierung zu rechnen? Ich glaube, es würde schwierig sein; ich habe endlich ein Land gefunden, wo meine Arbeit respektiert wird.«
    »Mir ist nicht bekannt, daß irgend jemand die Absicht hat, ein Auslieferungsbegehren für Ihre Person zu stellen. Ich war neugierig, das ist alles. Hat der Anwalt der Klägerinnen weitere Fragen an den Zeugen?«
    »Danke, Doktor Boyle. Keine weiteren Fragen, Sir.«
    »Hat der Anwalt der Gegenseite noch Fragen an den Zeugen?«
    »Keine Fragen, Sir.«
    »Dann ist die Einvernahme des Zeugen beendet. Sie können den Zeugenstand verlassen, Doktor Boyle. Das Gericht findet es notwendig, die Verhandlung auf morgen zu vertagen. Doktor Boyle,

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