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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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dieser Patient gestorben sei. Ich vervollständigte nur das Klischee. Die Operation verlief planmäßig; der Patient war in befriedigendem Zustand, als ich ihn verließ.«
    »Dann erwarten Sie, daß er überleben wird?«
    Boyle zuckte die Achseln und trank. ›»Es‹, nicht ›er‹. Das Ding dort hinten in der Klinik ist kein menschliches Wesen und wird vielleicht auch niemals eines sein. Es wird nicht sterben, es kann gar nicht sterben, es sei denn, eines Ihrer Gerichte erteilt die Erlaubnis, die Geräte abzuschalten. Der Körper ist jung und gesund. Mit der Unterstützung, die er erhält, kann er am Leben bleiben – als Protoplasma, nicht als ein menschliches Wesen. Und das Gehirn lebte, als ich ging; das Enzephalogramm zeigte fast normale Werte. Es sollte am Leben bleiben, denn es erhält genügend Blut von diesem gesunden Körper. Aber ob Gehirn und Körper jemals zu einem lebenden und normalen menschlichen Wesen verschmelzen werden – gehören Sie einer Kirche an?«
    »Nein.«
    »Zu dumm. Ich wollte nämlich vorschlagen, daß Sie Gott anrufen und ihn fragen, weil ich es nicht weiß. Da ich die Retinas und die inneren Ohren gerettet habe, wird das Gehirn vielleicht sehen und hören. Und wenn die zentralen Nervenstränge verwachsen, wird es vielleicht sogar eine gewisse motorische Kontrolle über den Körper gewinnen. Aber ich sage Ihnen die nackte Wahrheit, Mr. Salomon: Der wahrscheinlichste Ausgang ist, daß dieses Gehirn nie wieder in irgendeiner Weise mit der Außenwelt in Berührung kommen wird.«
    »Ich hoffe, daß Ihre Befürchtungen unbegründet sind«, sagte Salomon milde. »Das vereinbarte Honorar hängt davon ab, daß es Ihnen zumindest gelingt, Sicht, Gehör und Sprache zu erhalten.«
    Boyle fuhr gereizt auf. »Hören Sie, Sie Winkeladvokat, damit werden Sie jämmerlich auf den Bauch fallen! Mein Honorar ist für die Operation. Ich habe operiert. Finis.«
    Salomon zog einen Umschlag aus der Tasche. »Hier ist Ihr Honorar.«
    Der Chirurg steckte den Umschlag ein. Salomon fragte: »Wollen Sie nicht nachprüfen?«
    »Warum sollte ich? Entweder wurde ich voll bezahlt, oder ich klage den Rest ein. So oder so, ich habe jetzt keine Lust, mich damit zu befassen.«
    »Mehr Bier?« Salomon öffnete eine zweite Flasche. »Übrigens war das nur ein Scherz, eben. Ich habe Ihnen heute das volle Honorar überwiesen, in die Schweiz. Dieser Umschlag enthält den Überweisungsschein, die Nummer des Kontos und eine schriftliche Bestätigung, daß wir Ihre Spesen, die Gebühren der beteiligten Ärzte, die Computerzeit und alle Krankenhauskosten bezahlen.«
    »Selbstverständlich; so war es vereinbart. Sie waren mit Johann Smith befreundet?«
    Salomon fühlte wieder diese bittersüße Welle von Erleichterung und Trauer. Er antwortete vorsichtig: »Nein, Johann Smith ist nicht mein Freund.«
    »So? Ich hatte den Eindruck, daß er es gewesen sei.«
    »Mr. Smith hat keine Freunde. Ich bin ein Anwalt in seinen Diensten. Insofern hat er Anspruch auf meine Loyalität.«
    »Ich verstehe. Ich bin froh, daß Sie nicht emotional engagiert sind, denn die Prognose für eine Gehirntransplantation ist niemals günstig – wie ich besser als jeder andere weiß. Immerhin waren die Vorbedingungen günstiger als erwartet. Die Disparität im Schädelvolumen erwies sich als kein Problem, nachdem ich dieses Gehirn gesehen hatte. Und identische Blutgruppen, das hilft.«
    »Warum sind Sie dann so pessimistisch?«
    »Wissen Sie, wie viele Millionen Nervenverbindungen betroffen sind? Glauben Sie, ich könnte sie alle in elf Stunden zusammenflicken? Oder in elftausend Stunden? Wir versuchen es gar nicht erst; wir arbeiten einfach an den Nerven des Kopfes, verbinden dann die Hauptstränge des Zentralnervensystems – und greifen zu unseren Gebetsmühlen. Vielleicht verwachsen sie, vielleicht nicht. Das kann man vorher nie wissen.«
    »Nun, Sie hatten Erfolg mit zwei Schimpansen, nicht wahr?«
    »Ja. Ohne diesen Erfolg hätte ich mich niemals an Operationen mit Menschen herangewagt. Glücklicherweise ist das Nervensystem unendlich einfallsreich. Statt alte Verbindungen wiederherzustellen, findet es neue Bahnen – wenn es kann – und lernt sie zu gebrauchen. Kennen Sie das Experiment mit den Umkehrlinsen?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Einem Studenten wurden Umkehr-Kontaktlinsen eingesetzt. Ein oder zwei Tage lang sah er daraufhin alles umgekehrt, mußte an der Hand herumgeführt werden. Doch dann kam es zu einem plötzlichen Umschwung und er sah

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