Das geschenkte Leben
daß sich ein Gericht finden wird, das euren Großvater für vermißt und tot erklären wird. Mädchen, ich möchte euch wünschen, daß ihr damit durchkommen werdet … denn ich kann kaum erwarten, eure Gesichter zu sehen, wenn mein Testament verlesen wird.«
(Du hast sie erschossen, Boß! Sieh dir diese Gesichter an!) (Still, Eunice!)
»Ja, Alec?«
»Ich erhebe Einspruch. Dies ist völlig irrelevant?«
»Sagte ich nicht im voraus, daß es irrelevant sei?« sagte Joan schnell. »Wie auch immer, Mr. Train, Ihre Mandantinnen sollten lieber anfangen zu überlegen, wie sie mein Testament anfechten können, statt diesen Unsinn aufzuziehen.«
»Ich muß Sie zur Ordnung rufen, Miss Smith«, sagte MacCampbell. »Lassen Sie Ihren Scharfzüngigkeiten anderswo freien Lauf, aber nicht hier. Haben Sie sich inzwischen etwas ausgedacht, worin Jake Salomon Sie nicht unterwiesen haben kann?«
»Es ist schwierig. Jake kümmert sich seit bald einer Generation um meine Angelegenheiten. Ich habe eine Idee, Sir, nur weiß ich nicht, ob Sie sie überzeugend finden würden. Würden Sie mir Ihre Hand geben?«
»Eh?«
»Am besten unter dem Tisch, oder so, daß niemand außer Mr. Train zusehen kann.«
Mit einem verwunderten Blick folgte der Richter ihrer Aufforderung. Dann sagte er: »Ich will gehenkt sein! Miss Smith, geben Sie Alec die Hand.«
Joan tat es, wieder unter dem Tisch. Mr. Train blickte überrascht auf. »Was meinst du. Mac?«
MacCampbell sagte: »Miss Smith, Jake Salomon kann Ihnen das nicht beigebracht haben.«
»Fragen Sie ihn. Meines Wissens war er nie in einer Loge.«
»Natürlich war ich nie in einer Freimaurerloge«, grollte Salomon. »Ich hatte nicht das Verlangen, in einem antisemitischen Zirkel das jüdische Feigenblatt zu sein. Aber was soll das?«
Alec Train sagte: »Nun, es scheint, daß Miss Smith des Richters und mein Logenbruder ist. Logenschwester, sollte ich vielleicht sagen, aber das ist nicht gut möglich. Mac, es ist sehr einfach, diese Sache mit Johann Smith und Jake Salomon nachzuprüfen. Auf den ersten Blick finde ich die Idee überzeugend.«
»Vielleicht kann ich sie noch erweitern«, sagte Joan. »Mr. Train – Bruder Alec –, selbstverständlich sollten Sie der Sache nachgehen. Aber sehen Sie im Archiv unter ›Schmidt‹ und nicht unter ›Smith‹ nach, da ich meinen Namen erst im Jahr sechsundfünfzig änderte. Ich nehme an, Sie wissen beide von unserem Hilfsfonds?«
»Ja.«
»Gewiß, Miss Smith.«
»Nun, ich verwaltete diesen Fond in der Zeit zwischen den Jahren dreiundsiebzig und sechsundneunzig, als ich mich von den meisten Aktivitäten zurückzog. Mr. MacCampbell, wenn ich mich recht entsinne, erhielten Sie im Frühjahr achtundachtzig einen Betrag von fünfzehnhundert Dollar aus Mitteln des Fonds.«
»Eh? Ja, das ist richtig. Aber ich zahlte ihn später zurück.«
Joan nickte. »Das ist mir bekannt. Ich war ein strenger Verwalter und bewilligte niemals ein Darlehen, wenn nicht eine echte Notlage vorlag. Soll ich die Umstände erläutern, die mich bewogen, Ihre Anleihe zu befürworten?«
Der Richter zwinkerte irritiert. »Sie können darauf verzichten, Miss Smith, wenigstens jetzt. Alec kennt sie.«
»Ja«, sagte Train. »Ich hätte ihm das Geld selbst geliehen, wenn ich welches gehabt hätte.« (Was für eine Geschichte ist das, Boß?) (Ein Fall von unerwünschter Schwangerschaft.) (Und das Geld war für eine Abtreibung?) (Nein, nein – er heiratete das Mädchen.)
»Ich sehe keinen Grund, den Fall zu diskutieren«, sagte Miss Smith. »Ich erwähnte ihn nur, weil es außer Johann Smith und Ihnen niemanden geben dürfte, der davon weiß. Schließlich liegt die Sache bald dreißig Jahre zurück.«
»Genauso habe ich es verstanden«, sagte MacCampbell. »Also, ich bin jetzt bereit, eine Entscheidung zu treffen – eine einstweilige und vorsichtige Entscheidung. Meine Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit.«
Richter MacCampbell legte seine Fingerspitzen zusammen und blickte in die Runde.
»Dieses Gericht findet den Beweis Ihrer Identität, den Sie in dieser Anhörung vorgebracht haben, überzeugend. Daher anerkennen wir vorläufig, daß Sie Johann Sebastian Smith sind.
Wir kommen nun zum Fall Parsons. Nachdem der Oberste Gerichtshof entschieden hat, daß die Frage von Leben oder Tod allein vom Vorhandensein oder von der Abwesenheit der Gehirntätigkeit abhängig zu machen ist, entscheidet dieses Gericht jetzt, daß die Identität folgerichtig dem Gehirn
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