Das geschwaerzte Medaillon
war. Dass er meinen Körper kontrolliert hatte. Das zumindest versuchte ich mir immer noch einzureden.
»Er hat es getan. Von wo auch immer er war. Er hat die Narbe auf meiner Hand wieder aufgerissen und mich gezwungen zuzusehen, wie sie immer tiefer wurde. Er war vielleicht nicht körperlich da, aber er war da. Er hat das getan, als Strafe.«
»Strafe?«
Echt jetzt? Hatte Craig ihr überhaupt irgendetwas erzählt.
»Keira«, sagte ich flehend. Musste ich das alles wirklich noch einmal durchmachen, indem ich es erzählen musste? Als sie nicht auf mein unausgesprochenes Flehen einging, atmete ich schwer ein und biss mir auf die inzwischen völlig zerschundene Lippe.
»Als Strafe, dass ich mit Craig zusammen war«, nuschelte ich in der Hoffnung, dass sie es vielleicht nicht verstehen würde. Natürlich verstand sie sehr genau und zog nun wirklich vorwurfsvoll eine Augenbraue hoch.
»Das war wohl kaum der richtige Zeitpunkt, meinst du nicht?«
Ich biss mir noch fester auf die Lippe, um mich davon abzuhalten, etwas Dummes zu antworten. Es reichte, einen Menschen, den ich liebte, verletzt zu haben. Sie deutete mein Schweigen als Zustimmung.
»Aber wenn du so nett zu Craig warst und auch noch DAS anhattest, warum war er dann so merkwürdig und wortkarg?«
Bei ihren Worten nickte sie zu dem nun blutigen Negligé, das ich immer noch trug. Wie war ich eigentlich hierher gekommen? Wieder schluckte ich und kaute auf meiner Lippe. Ich wollte es nicht aussprechen. Warum musste das jetzt alles noch sein. Ich wollte einfach nur schlafen. Mich in irgendeinen verrückten Traum flüchten und hoffen, dass alles wieder gut sein würde, wenn ich aufwachte. Naiv. Völlig naiv. Die Probleme der Welt lösten sich nie von alleine.
»Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn betrogen habe.«
Nach jedem Wort stockte ich und musste mich zwingen, das nächste auszusprechen.
»Aber das hast du nicht. Warum sagst du ihm so etwas!«
Okay, ich hatte meine Antwort. Sie war sauer, weil ich Craig verletzt hatte. Sie waren bessere Freunde geworden, als mir bewusst gewesen war.
»Weil er sonst nicht fliehen würde. Und außerdem habe ich es ja fast getan«, schob ich hinterher.
»Fast. Und dieses fast war auch noch unfreiwillig. Janlan, das war dumm.«
»War es nicht!«, fuhr ich sie nun richtig an.
»Er ist genauso stur wie du! Er würde nicht von hier fortgehen. Er würde hier bleiben und meinetwegen sterben! Genauso wie du es tun willst! Ihr würdet es beide tun, wenn ich euch ließe! Ihr würdet es tun, ohne dass ich es verdient habe! Die einzige Möglichkeit, ihn am Leben zu erhalten, war, ihn zu verletzen! Die einzige Möglichkeit, dich zu retten, war dir den Tropfen zu geben. Ich lasse keinen von euch sterben. Nicht wegen mir.«
Ich funkelte sie wütend an und ich glaubte, dass es zum ersten Mal in meinem Leben funktionierte.
»Du hast mich manipuliert!«, fuhr sie mich plötzlich genauso wütend an. »Du hättest mir den Tropfen gar nicht geben müssen. Du wärst sicher, wenn du ihn mir nicht gegeben hättest!«
»Das wäre ich nicht! Das habe ich dir schon erklärt. Er stellt nur sicher, dass du auch wirklich gehst und er ihn nicht bekommt! Genauso wie Craig gehen wird, weil er mich wohl kaum noch lieben kann ...«
Meine Wut war mit einem Mal verpufft und ich brach in Tränen aus. Ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich auf die Beine gesprungen war, aber jetzt schwankte ich bedrohlich und versuchte mich an der Sofalehne abzustützen. Meine Hand griff ins Leere. Ich schwankte nach vorne und meine Knie brachen ein, als es ihnen zu viel wurde. Keira fing mich gerade noch auf, um zu verhindern, dass ich mit dem Kopf gegen die Ecke des Couchtisches knallte.
»Warum glaubst du eigentlich, dass du das alles alleine schaffen müsstest? Ich bin deine Schützerin. Ich bin Teil dieser Aufgabe.«, sagte sie, als sie mich in den Arm nahm und ich meinen Kopf hoffnungslos gegen ihre Schulter presste.
»Deswegen musst du gehen«, flüsterte ich mit zittriger Stimme. Wie viel Blut hatte ich verloren? Schweiß war mir auf die Stirn getreten und ich hatte das Gefühl, dass jeder Muskel brannte. »Und du musst Craig mitnehmen.«
»Er liebt dich, auch wenn du ihm diese Lüge erzählt hast.«
Ich schüttelte mühsam den Kopf.
»Das darf er nicht. Er muss es glauben. Er muss glauben, dass ich ihn nicht mehr liebe. Er würde nicht gehen, Keira. Du darfst ihm nicht die Wahrheit sagen.«
»Janlan ...«
»Nein, Keira. Es ist bestimmt besser so.«
»Du
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