Das geschwaerzte Medaillon
dreckigen Tunnel rumkriechen und ein ganzes Land nach entführten Kindern und Jugendlichen absuchen und dabei Craigs Leben gefährden. Das alles nur, weil ich mit Nachnamen Alverra hieß. Ich wollte das alles nicht, aber ich hatte ja wohl keine Wahl. Das hatte mir die Welt inzwischen mehr als klar gemacht.
»Janlan«, sagte sie nun etwas weniger ruhig.
»Ich werde da runter gehen und diesen Bastard töten und seine ganzen verkrüppelten Wesen auch und dann werde ich endlich mein eigenes Leben führen. Entweder kommst du mit oder du kannst nach Hause fahren.«
Ich hatte die Augen geschlossen und dennoch wusste ich, dass sie von einem leuchtenden Rot umzeichnet waren.
»Janlan ...«
»Keira!«, fauchte ich ein letztes Mal, bevor ich mich ganz wegdrehte, und versuchte mich in den Schlaf zu flüchten.
Erlauschte Hilfe
Ich traute mich kaum, am nächsten Morgen die Augen aufzumachen. Mein schlechtes Gewissen hatte mich schon in meinen Träumen verfolgt. Aber andererseits hatte ich ja nicht ganz Unrecht und dass ich so aggressiv gewesen war, lag ja an der Blutsicht und nicht direkt an mir. Ich wusste, dass das Haarspalterei war, aber für den Moment war das für mich völlig okay. Es gab keinen anderen Weg. Ich würde hinabsteigen, möglicherweise den einen oder anderen Kampf bestreiten müssen, und dann würde ich den Meister finden und töten oder zumindest das Medaillon an mich bringen. Das war mein Plan. Es war ihre Entscheidung, ob sie ihn zu unserem Plan machen wollte.
»Steh auf, wir müssen los.«
Ich fuhr so erschrocken zusammen, dass ich fast aus dem Bett gefallen wäre. Keira stand mit verschränkten Armen vor meinem Bett und sah mit hochgezogener Augenbraue auf mich herunter.
»Wird auch Zeit, dass du aufwachst. Müssen wir einen deiner Verbände wechseln, bevor wir losfahren?«
Ich hörte an ihrer Stimme, dass sie ein wenig sauer war, aber sie schien entschieden zu haben, über gestern Abend nicht zu reden.
»Ich weiß nicht. Ich denke nicht«, stotterte ich immer noch ein wenig überrumpelt.
»Ich habe einen Vorschlag: du stehst auf und dann werden wir ja sehen, wie viele deiner Verletzungen wieder angefangen haben zu bluten.«
Ich gehorchte nur widerwillig. Als ich meinen Oberkörper aufrichtete, ächzte jeder Muskel und die unzähligen Kratzer und Schnitte fingen höllisch an zu brennen. Ich biss mir auf die Lippe und versuchte jedes Geräusch, das aus meiner Kehle kommen wollte, zu unterdrücken.
»Wie kommt es eigentlich, dass du völlig unverletzt bist?«, fragte ich mürrisch. Keira hatte nicht einmal einen einzigen Kratzer.
»Tja. Das könnte daran liegen, dass ich nicht wie eine Wilde durch die Feinde renne und keine Rücksicht darauf nehme, ob mir etwas passiert. Was man von dir nicht behaupten kann. Hast du überhaupt bemerkt, dass du von hunderten kleiner Dolche durchbohrt wurdest? Oder mir fast mal den Kopf abgeschlagen hättest?«
»Ich hab dich fast geköpft?«, fragte ich entsetzt. Ich hatte nicht bedacht, dass Keira nicht sehen zu können, auch bedeutete, dass ich ihr gegebenenfalls nicht ausweichen konnte.
»Ist nicht so schlimm, ist ja nichts passiert«, sagte sie hastig, als sie sah, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich und blankes Entsetzen darauf erschien.
»Ich hab dich fast geköpft, wie kann das nicht schlimm sein! Okay, damit ist das geklärt, du fährst zurück nach Amalen!«, brüllte ich viel zu laut. Alleine der Gedanke Keira zu töten, brachte mich förmlich um, auch wenn ich eben noch sauer auf sie gewesen war. Die Vorstellung war einfach nicht akzeptabel. Sie war schon einmal meinetwegen gestorben und das hatte ich mir kaum verziehen, wenn ich es überhaupt inzwischen wirklich tat. Und wenn ich diejenige war, die sie tatsächlich umbrachte, dann würde ich es mir nie vergeben. Wie sollte man sich so etwas auch verzeihen, alleine der Gedanke daran war unverzeihlich.
»Du spinnst wohl!«, kam jetzt die ebenso laute Antwort von Keira. »Ich gehe ganz sicher nicht zurück nach Amalen! Wie oft willst du noch versuchen mich loszuwerden? Du wärst bereits mehr als einmal gestorben, wenn ich nicht da gewesen wäre! Du bist vielleicht die Seelenseherin, die die Welt retten soll, aber ich bin die Schützerin, die die Seelenseherin retten soll. Also hör auf so zu tun, als würdest du diese Last ganz alleine tragen! Ich trage sie genauso. Wenn du stirbst, habe ich versagt und die Welt geht unter! Glaubst du, der Gedanke gefällt mir? Glaubst du wirklich, ich finde es
Weitere Kostenlose Bücher