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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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selbstmordgefährdet halten. Mit meinen ganzen Narben war ich an solche Blicke schon gewöhnt, egal wie versteckt der neugierige und bestürzte Ausdruck war, ich erkannte ihn immer. Immerhin war ich eine Seelenseherin. Wenn ich die Leute nicht einschätzen konnte, wer dann? Keira runzelte ein wenig die Stirn, als sie ihr dann schließlich die Formulare abnahm. Sie wartete, bis die Krankenschwester wieder gegangen war und fragte: »Deine Krankenkassenkarte?«
    »Portemonnaie.«
    Es war ein Wunder, dass wir beide es geschafft hatten, unsere Geldbörsen nicht zu verlieren und dazu auch noch alle Karten und Ausweise beisammenzuhalten.
    Ich schaute erst wieder auf, als das Rascheln eines weißen Kittels erklang und endlich die Ankunft des Arztes ankündigte. Die zwei tratschenden Frauen waren zum Glück verschwunden.
    »Also ...«, setzte er an. Er hatte silbriges Haar und trug eine Brille, die ihm bis auf die Nasenspitze herunter rutschte. Unter seinem dunkelgrünen OP-Outfit zeichnete sich ein gut erkennbarer Bierbauch ab.
    »Also, Miss Alverra, sie hatten einen Unfall ...«, während er sprach, hatte er mich nicht einmal angesehen. Seine Nase hing so tief über den Formularen, dass ich dachte, dass dieser Mann trotz Brille völlig blind sein musste.
    »Wie genau ist das passiert?«
    Keira tischte ihm eine weitere gut gelungene Lüge auf, da ich keine Anstalten machte, die Frage des Herrn Doktors zu beantworten. Irgendwie mochte ich die Leute dieser Stadt nicht. Vielleicht lag das aber auch nur an meinem ohnehin schlechten Gemütszustand. Und wirklich vorhalten konnte man mir das, denke ich, auch nicht.
    »Die Schwester wird die provisorischen Verbände abnehmen und dann werde ich wiederkommen.«
    Kaum das er den Punkt hinter seinen Satz gesetzt hatte, war er auch schon wieder aus der Tür gerauscht.
    »Was hältst du von dem, was wir gehört haben?«, fragte ich schließlich, weil ich versuchte, nicht auf die eitrigen und brennenden Schnitte zu sehen.
    »Ich denke ...«, antwortete sie leise, »... dass der Meister unvorsichtig wird. Vorher war in den Nachrichten noch nie von einer Erdspalte die Rede. Ich dachte, wir wären die Einzigen, die er mit dieser Magie jagt. Ich fürchte, er ist dabei, richtig sauer zu werden.«
    Sie sagte es so trocken, dass es fast schon wieder komisch war. Fast, wenn nicht so viel Wahrheit darin stecken würde. Ich fürchtete, dass uns die Zeit davonlief und die Zahl der Opfer ins Unmessbare stieg, wenn sie das nicht schon längst war. Wer eine Erdspalte am Rande einer Stadt entstehen ließ, würde früher oder später auch nicht davor zurückschrecken, eine ganze Stadt von der Erde verschlucken zu lassen, wenn er dadurch bekommen würde, nach was es ihn verlangte.
    »Sieht so aus, als hätten wir unseren Zugang zu den Tunneln gefunden«, sagte ich wenig glücklich. Ganz sicher konnten wir nicht sein, aber irgendetwas sagte mir, dass das nur eine Ausflucht war, um die Wahrheit nicht erkennen zu müssen. Alles, was uns passiert war, hatte nicht im Geringsten etwas mit Zufall zu tun gehabt.
    »Wir werde -«, setzte Keira an, doch dann erklangen die hektischen Schritte des Arztes, der nur Sekunden später vor mir stand. Die Prozedur war noch schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Schmerzen führten dazu, dass ich mir die Lippe aufbiss und den ekligen Geschmack von Blut ganz deutlich schmeckte. Mir drehte sich der Magen um und für ein paar Sekunden war mir sogar schwarz vor Augen geworden. Als der super beschäftigte Arzt seine Folter beendet hatte, entließ ich endlich die angehaltene Luft und presste mir ein Taschentuch auf die Lippe.
    »Können wir gehen?«, murrte ich und war auch schon an Keira vorbei geeilt, bevor sie noch auf die Idee kommen konnte, die anderen Verletzungen untersuchen zu lassen.

Todesengel und Mörderin

    Von dem Bauernhof war wohl noch weniger übrig als zuvor. Das einzige Gebäude, das noch halbwegs stand - und halbwegs war noch gut gemeint – war die Scheune. So wie es aussah, hatte sie in den besten Zeiten des Bauernhofs nicht mal ein Ziegeldach gehabt. Hier und dort hingen noch vergammelte Strohhalme vom Dach herunter, die einzigen Überreste, die davon berichteten, dass ein Dach wirklich einmal existiert hatte. Es war fast ironisch, dass das Einzige, das noch völlig unversehrt aussah, die Doppeltür war. Nur winzig kleine Löcher im Holz zeigten, dass Holzwürmer oder irgendwelche anderen Insekten sich an ihr zu schaffen gemacht hatten.
    Keira parkte

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