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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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den mintgrünen Ford hinter der höchsten Mauer, in der Hoffnung, dass er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Ansonsten würden wir noch mehr zum Thema des Tratsches werden. Zwei fremde Frauen, die zuerst im Krankenhaus auftauchen und dann zu der kürzlich entstandenen Schlucht fuhren. Das würde sicher die eine oder andere Frage aufwerfen. Aber wie immer hatte sich Keira nicht davon abbringen lassen, ein ›Fluchtfahrzeug‹ in der Nähe zu haben.
    Ich saß auf dem Beifahrersitz und starrte abwesend auf meinen Rucksack, den ich auf dem Schoß hatte.
    »Sicher, dass wir das tun wollen?«, fragte Keira und sah mich dabei eindringlich an. Ich seufzte leise. Das war nun das dritte Mal innerhalb einer halben Stunde, dass sie mich das fragte. Wobei sie ein fast perfektes zehn-Minuten-Timing hatte.
    »Keira, ich glaube, dass weder du noch ich eine andere Wahl haben.«
    Sie nickte stumm und stieß mit einer beschließenden Bewegung die Autotür auf. Wir waren nach dem Krankenhaus in ein anderes Hotel gegangen. Das größte, das wir in Levan finden konnten, um genau zu sein. Wir hofften, dass wir dort weniger auffallen und auch weniger beobachtete würden. Es war unmöglich gewesen, gleich nach dem Krankenhaus zur Schlucht zu fahren, dazu war Keira viel zu erschöpft und ich hatte gegen etwas mehr Schlaf auch nichts einzuwenden. Geschweige denn gegen etwas Richtiges zu essen oder einfach die Tatsache, diese wahrscheinliche Selbstmordaktion einen Tag hinauszuzögern.
    Tja und genau dieser Tag war jetzt vorbei und ich folgte meiner besten Freundin mit einem schrecklichen Gefühl im Magen. Ich musste meine Hand zur Faust ballen, um das Zittern zu unterdrücken, das sie plötzlich geschüttelt hatte, als ich nach der Tür griff. Es war, als würde alles in mir schreien »Geh dort nicht hinunter. Renn weg! Renn ganz weit weg!« Warum ich darauf nicht hörte, war mir zwar klar, aber irgendwie auch schleierhaft.
    »Janlan?«, fragte Keira, als sie bemerkte, dass ich nicht direkt hinter ihr war.
    »Ich komme«, sagte ich schnell und schüttelte das Gefühl ab. Als ich an die Kante trat, kam es mir vor, als hätte die Unendliche Schlucht sich einfach weiter ausgebreitet. Diese Schlucht ließ genauso wenig einen Boden erahnen.
    Selbstmord. Das war es ganz sicher.
    »Kannst du etwas sehen?«, fragte Keira, als sie sich weit über die Kante lehnte. Wenn ich das tun würde, würde sie mich wutentbrannt von der Kante wegreißen.
    Ich schüttelte den Kopf.

»Mit der Seelensicht kann ich sie nicht sehen. Nur mit der Blutsicht und in der befinde ich mich gerade nicht so richtig.«
    Sie zog ihre Augenbraue hoch und gab mir damit zu verstehen, dass Sarkasmus jetzt nicht hilfreich war. Selbst wenn wir beide diese Sprache fließend sprachen.
    »Dann wohl blind.«
    Sie sagte es so trocken, dass es nur ernst gemeint sein konnte. Und irgendwie hatte sie Recht. Ich konnte die Erdwesen nicht sehen, wir könnten also jederzeit in sie hineinlaufen, sobald wir es in einen Tunnel geschafft hatten und das setzte voraus, dass ich die Kletterei erst einmal überleben musste. Denn einen absolut einfachen geraden Weg zu dem Loch in der Wand, auf das Keira eben noch gewiesen hatte, gab es nicht.
    »Zieh die Schnallen enger«, sagte sie, als sie mich noch einmal musterte. Ich war nicht die Einzige, der der Gedanke gekommen war, dass ich nicht besonders kletterfest war. Besonders, wenn man bedachte, was das letzte Mal passiert war, als ich eine Wand hinauf klettern wollte. Ich war abgestürzt und das vor Craigs Augen. Noch so ein Moment, den ich eigentlich nicht überlebt haben sollte. Es war alleine Realdin zu verdanken, dass ich mich nun daran erinnern konnte. Er hatte mich mitten aus meinem Fall geschnappt und hinauf zu der Spitze des Bergs Alverall getragen. Ich war mir nicht sicher, dass wieder ein riesiger Adler vom Himmel stürzen würde, für den Fall, dass meine Finger abrutschten.
    »Es sieht nicht so schwer aus. Das bekommen wir hin, sofern du endlich die Riemen deines Rucksacks um einiges enger ziehst.«
    Ich hatte mich mal wieder so in meinen Gedanken verloren, dass ich Keiras Anweisung schon wieder ganz vergessen hatte. Schnell zog ich an dem abgewetzten Stoff. Die Riemen des Rucksacks schnitten mir jetzt fast schon in die Schultern.
    »Ich gehe zuerst«, kaum das sie es gesagt hatte, war sie auch schon über die Kante verschwunden. Ich holte noch einmal tief Luft und versuchte mich ein wenig zu entspannen. Es war keine Überraschung,

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