Das geschwaerzte Medaillon
gesenkten Blick wieder auf Keira richtete, dachte ich für eine Sekunde ihre gewohnte Sanftheit zu sehen, doch dann war da wieder diese Kälte, als würde sie mich nicht wiedererkennen.
»Du hast Recht. Ich bin nicht die Mörderin! Ich habe nicht Menschen zu Staub werden lassen oder Hunderte dieser armen Kreaturen einfach abgeschlachtet. Ich habe nicht ewig gewartet, um etwas gegen diese Entführungen zu machen. Ich bin nicht einfach in einem egoistischen Anflug verschwunden und habe zugelassen, dass der einzige Mann, der mich jemals geliebt hat, entführt wird und wahrscheinlich auch noch in diesem Moment gefoltert. Ich habe nicht meiner besten Freundin einen Dolch an die Kehle gehalten und sie im Grunde tatsächlich getötet. Ich habe das alles nicht getan. Das warst du. Du, Janlan Alverra! Nur du bist für dieses ganze Unglück verantwortlich! Du trägst die Schuld an allem! Du trägst die Schuld an den vielen unschuldigen Toten und du bist schuld, dass Craig bestimmt tot ist! Du! Nicht ich! Du hast ganz Recht. Du bist eine Mörderin! Egal wohin du gehst, der Tod folgt dir! Du bist der Tod. Sich mit dir einzulassen, ist wie ein Pakt mit dem Todesengel. Du bist eine Mörderin.«
Jedes Wort, das sie sprach, stach in mich wie ein glühendes Messer. Und die Schuld fraß sich durch meinen Körper wie eine ätzende Flüssigkeit. Doch dann schlug meine Schuld in tobende Wut um. Wie konnte sie es wagen, mir das alles aufzuerlegen. Wie konnte sie es wagen zu sagen, dass ich Craig getötet hätte oder sie. Wie konnte sie überhaupt so etwas zu mir sagen. Sie wusste ganz genau, welche Auswirkungen ihre Worte auf mich haben würden.
»Das ist nicht dein Ernst!«, fauchte ich und ignorierte dabei das Gurgeln in meinem Rücken.
»Doch!«, schrie sie mich förmlich an und behielt dabei diesen kalten Ausdruck in den Augen. »Du bist eine kaltblütige Mörderin und das weißt du. Deshalb fürchtest du dich so vor der Blutsicht, weil sie zeigt, wer du wirklich bist! Du bist eine kaltblütige, instinktgesteuerte Mörderin!«
Ein roter Schleier explodierte vor meinen Augen und tauchte alles in ein berauschendes Blutrot.
»Das ist nicht wahr!«, knurrte ich der Gestalt entgegen, die ich eben noch als Keira erkannt hatte. Jetzt war sie nur ein Lebewesen, in dessen Adern Blut floss und im Rhythmus des Herzens pulsierte. Die Dolche lagen so sicher in meinen Händen, dass es sich anfühlte, als wären sie schon immer ein Teil von mir gewesen. Tödliche Verlängerungen meiner Arme. So wie ich früher nur Keiras Schwerter gesehen hatte. Waffen um Kehlen aufzuschlitzen und den Boden mit Blut zu tränken. Ich wollte gerade auf die Gestalt losstürmen, als mein Instinkt mich herum zwang. Ich lächelte begierig, als im Tunnel ein Meer aus rot pulsierendem Blut auftauchte. Genug Blut um meinen Blutrausch vielleicht sogar zu stillen. Sie schwangen ihre kleinen Dolche und knurrten mit ihren steinernen Stimmen. Sie sprangen auf mich zu und zielten auf jedes meiner Körperteile, das sie erreichen konnten. Ein kratzendes und zugleich schmatzendes Geräusch erklang, als mein Dolch dem Ersten die Kehle aufschlitze. Das Blut spritze aus seinem Hals und hinterließ seine eindeutigen Spuren auf Wand und Boden. Noch bevor der Körper auf der Erde aufschlug, durchtrennte ich die nächste Halsschlagader. Es war ein Leichtes, die Dolche in Brustkörbe zu stoßen und ihn mit einem Ruck aufzusprengen. Es war einfach, ihnen die Kniesehne durchzuschneiden oder ihre Krallenhände abzuschlagen. Blut tropfte bereits von meinen Armen und der Gedanke, dass es nicht meins war, ließ die Dolche noch schneller werden. Ich spürte ein anderes Wesen hinter mir, eines, dessen Blutfluss gleichmäßiger war, auch wenn sein Puls ungemein hoch schien und dennoch bedrohte es mich nicht. Meine Aufmerksamkeit richtete sich alleine auf die gebeugten Gestalten, die einen schweren zähen Blutfluss hatten. Fast so als würde ihr Herz flüssigen roten Stein durch die Adern pumpen. Sie waren diejenigen, die mich tot sehen wollten oder zumindest diejenigen, die mir feindlich gesinnt waren. Sie knurrten und gurgelten und immer wieder ging es in ein heiseres Röcheln über, das schließlich in einer Pfütze ihres eigenen Blutes erstickte.
Mein Herz hämmerte immer weiter und trieb jeden Muskel in meinem Körper zu höchster Anstrengung. Meine Bewegungen wurden so schnell, dass ich sie selbst nicht mehr erkennen konnte. Ich stand keuchend da, als ich mit einer letzten Bewegung den
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