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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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Dolch aus dem schweren Herz des letzten Erdwesens zog. Es sackte zu Boden und landete auf der blutgetränkten Erde. Der Tunnel wirkte, als wäre er erst kürzlich von einer Flut roten Wassers überrannt worden. Das Blut tropfte noch von den Dolchen, als ich meine Arme senkte und inmitten der Leichen stand. Meine Brust hob und senkte sich in einem gleichmäßigen, aber stetig langsamer werdenden Rhythmus. Ich fuhr herum und hob die Dolche wieder auf Angriffshöhe, als ich an der Schulter berührt wurde. Ich starte auf den Blutfluss, den ich die ganze Zeit gespürt, aber nicht angegriffen hatte. Er war meinem eigenen ähnlich und das hielt mich zurück. Ich versuchte durch den roten Schleier hindurchzublicken und mehr als nur das Blut zu erkennen.
    »Janlan, es ist vorbei. Sie sind alle tot.«
    Die Hand ließ mich nicht los, obwohl ich einen Schritt zurücktrat.
    »Janlan, es ist okay. Alles in Ordnung. Du kannst wieder zu dir kommen. Es ist keiner mehr von ihnen in der Nähe, oder?«
    Ich starrte es an und allmählich schien es, als würde sich das Rot in ein Rosa verwandeln und damit bekam sie auch wieder ihre wirkliche Gestalt zurück. Keira stand vor mir und sah mich besorgt an, als wäre sie sich nicht sicher, ob ich wieder ich werden würde. Ob meine Iris wieder ihre eisblaue Farbe annehmen würde. Ich erstarrte, als mein Blick erneut klar war und auf die blutigen Leichen fiel. Meine Knie sackten so schnell unter mir weg, dass es nicht einmal Keira gelang mich aufzufangen.
    »Du hast Recht. Du hast mit allem Recht«, wimmerte ich, als das Blut in meine Hose sickerte und ich versuchte meine blutigen Hände an meiner Kleidung sauber zu wischen.
    »Das ganze Blut ...«, flüsterte ich abwesend.
    »Janlan ...«, sagte Keira eindringlich, als sie sich vor mich kniete. »Janlan, ich habe das alles nur gesagt, um dich sauer zu machen. Es war alles gelogen. Ich habe nichts davon wirklich gemeint. Du bist nicht schuld an den Dingen, die passiert sind. Ich wusste nur keinen anderen Weg, um unser Überleben zu sichern. Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Du darfst dir nichts von dem, was ich gesagt habe, zu Herzen nehmen. Hörst du? Du bist keine Mörderin. Ganz sicher nicht. Und auch ganz sicher kein Todesengel. Das war alles nur, um dich wütend zu machen. Damit du in die Blutsicht wechselst und das hat auch funktioniert. Jetzt weißt du, wie du auf sie zugreifen kannst. Du bist keine Mörderin und das hatten wir auch schon einmal besprochen. Das bist du einfach nicht und das weißt du auch. Janlan, wirklich«, sagte sie nun ein wenig flehend. Ich wusste, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie all das zu mir gesagt hatte. Auch wenn sie es nicht meinte, ein Teil von mir war sich nicht sicher, dass sie nicht vielleicht doch Recht hatte. Dennoch sagte ich leise: »Ich weiß. Alles okay. Mir geht’s gut.«
    Für mich waren diese Worte absolut leer, aber auf Keira hatten sie eine beruhigende Wirkung. Sie griff mir unter die Arme und zog mich auf die Beine.
    »Gut. Dann sollten wir jetzt weiter. Hier will ich nicht so gerne bleiben. Hast du die Taschenlampen?«
    Es war ein Glück gewesen, dass Keira daran gedacht hatte, Unmengen an Batterien zu kaufen, bevor wir zu dem Bauernhof gefahren waren. Hier unten war es ziemlich dunkel und ich ging nicht davon aus, dass es irgendwann heller werden würde. Ich nickte und wühlte in meinem Rucksack, froh über diese simple Beschäftigung. Ich reichte ihr eine und knipste meine ebenfalls an. Wobei ich es zugleich wieder bereute. Das Blutbad, das ich zum größten Teil angerichtet hatte, war nun viel zu deutlich erkennbar. Das Rot wirkte noch stechender und die Spritzer an der Wand zeigten, wie bestialisch ich sie alle getötet hatte. Keira war vielleicht davon überzeugt, dass nichts Schlechtes in mir steckte und ich auch keine Mörderin war, aber ich war mir da nicht so sicher.
    Keira griff mich am Oberarm und zog mich von den Leichen weg, tiefer in den Tunnel hinein.

Licht oder Dunkelheit, Liebe oder Hass

    Das schwummrige Licht der spärlich verteilten Fackeln war ein schwacher Funken, der es nicht schaffte weiter als zwei Meter zu leuchten. Und dennoch schleppte Keira mich immer weiter. Immer tiefer in das Dunkel, das sich endlos hinter dem runden Lichtpegel zu erstrecken schien. Mir kam es vor, als würden wir uns mit jedem Schritt ein wenig mehr von der Welt an der Oberfläche entfernen. Als würden wir sie einfach hinter uns lassen und eine ganz neue Welt

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