Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
keine allgemeinverbindlichen Normgrößen hinsichtlich Bewegung, geistiger Aktivitäten oder Ernährungsvorschriften. Vielmehr sieht sie in der Gesundheit eine Balance aus Anpassungs- und Umsetzungsfunktionen, d. h. aus einem Miteinander von Yin und Yang. Um zu verstehen, wie das genau funktioniert, müssen wir uns näher mit »Qi« und »Xue« bzw. mit der »Lebenskraft« und dem »Blut« befassen.
Qi und Xue – zwei fließende Systeme
DIE LEBENSKRAFT QI und das Blut Xue sind die Kräfte, die Yang- und Yin-Potenziale in konkrete, dem Organismus zur Verfügung stehende Energie umwandeln. Sie wirken auf das gesamte Ver- und Entsorgungssystem unseres Organismus, das sich nach chinesischer Lehre in den Leitbahnen vollzieht, deren Existenz auch die Grundlage der Akupunkturlehre darstellt. Die chinesische Medizin hat schon sehr früh verstanden, dass sich unser Organismus im ständigen Wandel befindet. Auch wenn wir uns äußerlich kaum verändern, innerlich findet ein dauernder Auf- und Abbau von Zellen statt. Die Chinesen würden sagen, dass sich kontinuierlich Fließbewegungen vollziehen.
So verdanken wir unsere äußere Stabilität im Grunde einem ständigen Wandel. Erstaunlicherweise nehmen wir gerade diese permanente Bewegung als Konstante in unserem Leben wahr.
DIE LEBENSKRAFT »QI«
Die gesamte chinesische Weltanschauung dreht sich – wie wir oben bereits gesehen haben – um das Konzept vom Qi. Die Vorstellung von dieser Lebenskraft oder Lebensenergie ist so sehr mit den Chinesen verwachsen, dass es für sie selbstverständlich ist, im Alltag von ihrem Qi zu sprechen: Wenn sie sich müde fühlen, beklagen sie, wie sehr es ihnen doch an Qi mangele. Sind sie aber frisch und munter, freuen sie sich über ihr kräftiges und vitales Qi.
Da wir in unserem Kulturkreis keinen dem »Qi« entsprechenden Ausdruck haben, wird das chinesische Wort in europäischen Sprachen meistens unübersetzt beibehalten. Der Bedeutung des Qi können wir aber trotzdem auf die Spur kommen.
Die Chinesen betrachten das Qi als eine lebendige, dynamische Kraft, die durch den ganzen Kosmos strömt. Weil wir Menschen ein Teil des Universums sind, durchwirkt sie natürlich auch uns. Manfred Porkert schreibt in seinem Buch Die chinesische Medizin: »In der Vorstellung der Chinesen ist der Mensch ein ›qi‹, eine bestimmte energetische Konstellation, und nicht – wie im Westen – ein Körper, dem Geist und Seele innewohnen.«
Das Qi ist für alle unsere vitalen Funktionen verantwortlich. Es ist eine dynamische, nach außen gerichtete Kraft. Qi zu haben heißt auch, leistungsfähig zu sein, Entschlusskraft zu besitzen oder willensstark zu sein.
Sind wir gesund, fließt das Qi völlig frei und belebt den gesamten Organismus. Wird dieser Fluss aber durch irgendetwas behindert, können Beschwerden oder Krankheiten auftreten.
Die Aufgabe eines chinesischen Arztes ist es dann, den Qi-Fluss wieder in Gang zu bringen.
QI TANKEN
Durch alles, was wir tun – unsere Aktivitäten –, verbrauchen wir Qi. Gleichzeitig tanken wir es jeden Tag wieder neu auf, und zwar durch die Kommunikation oder Interaktion mit der Außenwelt – durch Essen, Atmen, zwischenmenschliche Beziehungen, Gespräche und kosmische Einflüsse. All das sind Qi-Quellen, die uns Kraft vermitteln können.
Wie viel und welches Qi unser Organismus gerade braucht, kann er sehr gut selbst abschätzen. Das ist ganz ähnlich wie beim Essen – ein natürlich funktionierender Körper spürt, was ihm fehlt oder worauf er Hunger hat und wann er satt ist.
Aus der Qi-»Nahrung« entwickelt der Organismus aktive Kräfte, und zwar alle, die zum Leben notwendig sind. Diese Kräfte leben also nicht aus uns selber heraus, sondern aus dem, was wir aufnehmen und umwandeln.
YANG UND QI
Zwischen Qi und Yang besteht eine enge Verbindung, die in der TCM von großer Bedeutung ist. Während das Yang unsere Kapazität für Aktivitäten darstellt, umfasst das Qi die Kraft des Yang, die wir für uns nutzen können.
Das ist ganz ähnlich wie bei einer aufladbaren Batterie. Das Yang wäre demnach die maximal verfügbare Ladungsmenge und das Qi die vorhandene Strommenge.
Jeder Impuls, der Sie anregt, verbessert das Qi.
Es spielt keine Rolle, ob es sich um einen materiellen oder immateriellen Impuls handelt: ein appetitlich aussehendes Essen, ein erfreuliches Telefonat, ein unerwartetes Lächeln, eine warme Brise am Meer, morgendliche Sonnenstrahlen oder eine gute Schulnote. Auch eine schlechte
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