Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
Körper organisiert und strukturiert. Dabei ist das Blut langsamer, stofflicher und schwerfälliger als das Qi. Nicht materielle Therapieformen wie die Akupunktur oder Qigong können den Qi-Fluss korrigieren, auf den Blutfluss wirken Heilpflanzen und diätetische Maßnahme, wie z. B. die Korrektur von Fehlernährung und das Beseitigen von Süchten (Rauchen, Alkohol, Medikamentenmissbrauch).
DAS QI LENKT DAS BLUT
Die alten medizinischen Texte sagen, das Qi lenke das Blut. Das bedeutet, dass die steuernden Impulse die materiellen Impulse dominieren. Oder anders formuliert: Nicht die Materie bestimmt die Funktion, sondern die Funktion bestimmt die Materie. Unser Organismus ist also das Produkt fließender Bewegung.
Dieser Gedanke widerspricht zunächst dem westlichen Denken. Im Mittelpunkt unserer Medizin steht der Zustand des Körpers, den wir durch im Labor und im Kernspintomographen bis ins feinste Detail analysieren. Wir wissen aber auch, dass sich der Zustand des Körpers unter dem Einfluss von Stoffwechselprozessen verändert. So hängt beispielsweise die Knochendichte davon ab, ob Hormone das Knochenwachstum fördern.
Hormone sind Stoffe, die in unserem Körper im µg-Bereich vorkommen. Damit Sie sich diese Größe besser vorstellen können: 1µg ist ein Tausendstel eines Milligramms, also ein Millionstel Gramm.
Vom Vorhandensein dieser winzigen Menge Materie hängen der Transport und die Versorgung bedeutend größerer Mengen von Baustoffen ab. Schon kleine Abweichungen im µg-Bereich der Hormone führen möglicherweise zu einem Mangel an Knochensubstanz im g-Bereich.
BOTEN- UND STEUERUNGSEBENE
Bis hierhin herrscht völlige Übereinstimmung zwischen Ost und West: Hormonelle Ungleichgewichte verursachen die Osteoporose und deshalb kommt es leicht zu Knochenbrüchen. Doch dann beginnt der zentrale Unterschied. Die westliche Medizin versucht, die Hormone zu beeinflussen, da sie in ihnen gewissermaßen die Ursache für Fehlentwicklungen sieht. Die TCM dagegen hält die Hormone lediglich für Boten und betrachtet die subtile Steuerebene des Qi als die eigentliche Fehlerquelle.
In früheren Zeiten hat man die Boten getötet, wenn sie schlechte Nachrichten überbracht haben. Wer heute die Hormone bekämpft, die einen Auftrag ausführen, hat diesbezüglich nichts dazugelernt. Es ist, als würde man den Briefträger dafür verantwortlich machen, dass er eine Rechnung bringt und nicht der Absender, der sie geschrieben hat.
Die Botenebene entspricht dem Xue, das sich mit der Umwandlung in Materie beschäftigt, die wichtige Steuerungsebene des Qi liegt dagegen im immateriellen, zumindest im Bereich von derzeit nicht nachweisbaren Kleinstmengen. Dies bedeutet, dass wir mit unserer materiell orientierten, aber eben auch (noch) begrenzten Medizin eine höhere Ebene von wesentlicher Bedeutung außer Acht lassen. So sind wir immer nur auf der stofflichen Ebene tätig und können auf die letztlich entscheidende feine Steuerungsebene keinen Einfluss nehmen.
In der TCM gilt die Aussage: Das Qi steuert das Xue und das Xue strukturiert den Organismus. Wie diese beiden Ebenen zusammenspielen, zeigt Ihnen die Tabelle auf > .
Wir wollen uns den Zusammenhang aber auch noch an zwei konkreten Beispielen genauer ansehen.
BEISPIEL MUSKULATUR
Muskeln bestehen aus vielen einzelnen Zellen, die auf Anordnung des Gehirns auf elektrischem Wege gereizt werden. Durch die Aufeinanderfolge dieser elektrischen Impulse ergibt sich wie bei einer Eimerkette ein Reiheneffekt, der schließlich zu einer Kontraktion des Muskels führt (siehe auch > – > ).
Ebenfalls über elektrische Reize kommt es wieder zu einer Entspannung. Gäbe es diese entgegengesetzte Wirkung nicht, käme es zur Verkrampfung des Muskels. Das heißt, die Funktionsfähigkeit des Muskels beruht auf dem Wechselspiel von Kontraktion und Entspannung.
Die Wirkung des Qi
Das Qi steuert gleichermaßen die Anspannung wie die Entspannung der Muskeln. Tut es das auf gesunde Weise, sind die Muskeln leistungsfähig, beweglich und nicht dauerhaft angespannt. Anspannung und Entspannung wechseln sich ab.
Unsere Muskelbewegungen geben uns einen Eindruck von der rasanten Beweglichkeit der Impulssteuerung, also des Qi. Dass ein Impuls des Gehirns in Sekundenschnelle in Muskelaktivität umgesetzt werden kann, ist durchaus erstaunlich. Schließlich besteht jeder der 656 menschlichen Skelettmuskeln aus einer Unzahl einzelner Muskelzellen, die ihre elektrischen Impulse weitergeben, ohne
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