Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
Leber-Funktionskreis.
SPANNUNG UND ENTSPANNUNG
Das harmonische Funktionieren der Leber zeigt sich auch darin, dass es ihr gelingt, eine ausgewogene Dynamik zwischen Spannung und Entspannung aufrechtzuerhalten.
Am Fallbeispiel von Herrn P. haben wir einen Menschen gesehen, dem die Entspannung nicht mehr möglich war.
Solange der Funktionskreis Leber in Ordnung ist, fällt es uns nicht schwer, von der Anspannungsphase (Arbeit) in die Entspannungsphase überzugehen. Wenn jemand nicht mehr abschalten kann, gilt das in der TCM als ein Frühsymptom für Blockaden im Funktionskreis Leber. Dabei erlebe ich es oft, dass der Betreffende seinen Zustand mit Sachzwängen (»Ich arbeite 60 Stunden in der Woche und kann mir keine Pausen leisten«) rechtfertigt und nicht wahrhaben will, dass etwas mit ihm selbst nicht stimmt. Außenstehende hingegen diagnostizieren häufig: »Er arbeitet zu viel und das macht krank.« Aber das stimmt nicht.
Nur wenn die Belastung durch Arbeit zum Selbstzweck wird, entstehen Störungen.
Um noch einmal auf unser Fallbeispiel zurückzukommen: Herr P. bekam Tabletten, die seinen Blutdruck erfolgreich korrigierten. Sie waren für ihn gewissermaßen ein kardiologischer Ablass, eine Bestätigung dafür, dass man beruflichen Erfolg nicht einfach geschenkt bekommt. Doch im Grunde kaschierten sie nur seinen zunehmend starrer werdenden Funktionskreis Leber, der trotz der Tabletteneinnahme krank blieb und somit ein langfristiges Gesundheitsrisiko darstellte. Ohne die Einnahme der Betablocker hätte Herr P. hingegen erkennen können, dass in seinem Leben und in seinem Organismus etwas aus den Fugen geraten war, weil Unruhe und der Zustand der Anspannung ihm die reale Situation gespiegelt hätten.
Ein Krankheitsbild wie das von Herrn P., unter dem Frau und Kinder leiden, der Mann jedoch seinen Leidensdruck verdrängt, wird durch die Einnahme eines Betablockers bagatellisiert. Viele meiner Patienten haben ähnliche Erfahrungen gemacht. In solchen Fällen bedauere ich die Kurzsichtigkeit unserer westlichen Medizin sehr. Denn genau an diesem Punkt wird sichtbar, dass der Blick auf korrigierte Blutdruckwerte zu eng und zu mechanistisch ist, um sich entwickelnde Krankheitsmechanismen wirklich zu begreifen.
Unzweifelhaft war Herr P. zum kardiologischen Risikopatienten geworden. Und unzweifelhaft wird das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch den Betablocker erfolgreich gesenkt. Genauso klar lässt sich aber auch erkennen, dass das Problem nicht gelöst, sondern lediglich verschoben wurde. Nur wer es schafft, abends die Hektik des Berufs hinter sich zu lassen und sich anderen Dingen zu öffnen, erhält die für diesen Funktionskreis wichtige Flexibilität. Deshalb wird er nicht krank, so intensiv er tagsüber auch arbeitet.
STÖRUNGEN IM FUNKTIONSKREIS LEBER
Wenn die vom Funktionskreis Leber aktivierten Kräfte gebremst oder behindert werden, treten Blockaden auf. Das ist so, wie wenn Sie durch eine Tür gehen wollen und jemand schlägt sie Ihnen vor der Nase zu. Durch den Widerstand der plötzlich zugeschlagenen Tür wird Ihre Bewegung – oder im Falle der Leber der Qi-Fluss – behindert. Dies führt unweigerlich zu einer Situation von Druck und Gegendruck. Eine Spannung entsteht und erzeugt eine ständige Krampfneigung. Diese Krampfneigung macht sich in allen Krankheitszeichen des Funktionskreises Leber bemerkbar.
Je nach Dauer und Intensität der Blockierung treten entweder kurze, heftige Beschwerden auf, etwa Kopfschmerzen, oder anhaltende Erkrankungen, etwa ein Reizdarm. Häufig sind die Beschwerden auch von äußeren Auslösern abhängig. Ein Beispiel dafür ist die Pollenallergie. Die TCM sieht den Grund für die Allergiebereitschaft in einer Leberblockierung. Daher therapiert sie die Störung im Funktionskreis, anstatt wie die westliche Medizin auf Allergenkarenz (das Vermeiden von Auslösesituationen) zu setzen.
Um noch einmal auf die Krampfneigung zurückzukommen: Bei einer Störung im Funktionskreis Leber reagieren diejenigen Körperstrukturen, die unter Druck Beschwerden machen. Das können die Blutgefäße im Kopf sein, die Gallengänge, die Herzkranzgefäße oder das Innenohr. Selbstverständlich müssen nicht alle Krankheitszeichen auftreten. Je nach Alter, Verfassung und genetischer Disposition wird sich die Problematik bei unterschiedlichen Menschen verschiedenartig entwickeln.
Ein Schlüsselsymptom sind die Einschlafstörungen. Wer trotz äußerer Ruhe nicht entspannen kann,
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