Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
das zum Leben, was schläft und verborgen ist.«
Der Funktionskreis Niere verfügt über die Fähigkeit, äußere Einflüsse aufzunehmen und sie nutzbar zu machen. Auf geistigem Gebiet äußert sich das z. B. im Erwerb von Wissen.
Darüber hinaus speichert der Funktionskreis dieses erworbene Wissen und alle unsere Erfahrungen und ist insofern auch für die Erinnerung zuständig. Insofern entspricht der Funktionskreis Niere der Festplatte eines Computers, auf der die Daten gespeichert werden.
Auf körperlicher Ebene zeigt sich die struktive Fähigkeit der Niere im Wachsen. Wachsen scheint uns eher ein passiver Vorgang zu sein: Was bleibt einem Organismus anderes übrig, als zu wachsen? Das sieht die TCM ganz anders. Sie entdeckt im Wachsen strukturebende Aktivität. Eine Zelle wächst nicht einfach, sondern sie bedient sich ihrer im Funktionskreis Niere angelegten Fähigkeit, all das Material, das sie zum Wachsen braucht, herbeizuholen und für sich nutzbar zu machen.
Der Funktionskreis Niere wacht also über unsere Wachstumsfähigkeit und er ist für die Zellbildung verantwortlich. Von ihm hängt es ab, ob funktionsfähige Zellen heranwachsen oder beispielsweise Tumorzellen gebildet werden.
Außerdem hat dieser Funktionskreis die Fähigkeit, in neues Leben zu investieren. Wie die Chinesen sagen, speichern die Nieren die Essenz, jene Substanz, aus der neues Leben entsteht (siehe Funktionskreis Lunge). Was die Lunge an Wachstumsprozessen beginnt, vollendet die Niere. Somit gehören auch die Fortpflanzungsfähigkeit eines Menschen und seine sexuelle Potenz zum Funktionskreis Niere.
Weil die Niere unsere substanziellen Kräfte beherbergt, bedeutet »an die Nieren gehen« nicht nur eine seelische Traumatisierung. Es findet eine bleibende Einschränkung der Struktivität eines Menschen statt, seiner inneren Ordnungsfähigkeit und Substanz.
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Aufgaben der Niere
Der Funktionskreis Niere nimmt äußere Einflüsse auf und macht sie für den Organismus nutzbar. Körperlich zeigt sich diese Fähigkeit in erster Linie im Wachsen und der Zellbildung, geistig beispielsweise im Erwerb von Wissen.
Auch die Temperaturregulation, die Fortpflanzungsfähigkeit und die sexuelle Potenz fallen in den Zuständigkeitsbereich dieses Funktionskreises. Darüber hinaus ist er für den Lebensmut und die Willensstärke, aber auch für die Konstitution aller Organe und des Gesamtorganismus zuständig.
WILLLENSKRAFT UND LEBENSMUT
Die Niere ist Yin. Doch wie jeder andere Funktionskreis umfasst sie sowohl Yin- als auch Yang-Aspekte. Wenn die Niere gesund ist, entsteht aus ihrer Urkraft ein starkes Yang.
Dieses »Yang im Yin« tritt in einem starken Willen zutage – der Wille steht noch vor der Idee (Funktionskreis Leber) und der Tat (Funktionskreis Herz) und ist damit ein Yang, das im Yin fußt.
Ein Mensch mit einem gesunden Funktionskreis Niere kann sich gut konzentrieren. Seine Absichten sind klar, er verfügt über Durchhaltevermögen und sexuelle Lebenskraft.
Diese Eigenschaften sind allesamt Yang-Eigenschaften Doch sie fußen im großen Yin – in der Niere. Hier ist die Polarität des chinesischen Denkens gut zu erkennen: Ein intaktes Yin bedingt ein intaktes Yang und umgekehrt.
Im Krankheitsfall wirkt diese Polarität natürlich genauso. Wenn das Yang gestört ist, liegt der Grund dafür häufig im Yin. So würde ich bei einem Patienten, der sich schlecht konzentrieren kann oder Potenzprobleme hat, die Ursache im Yin der Niere suchen.
Auf der Gefühlsebene zeichnen sich Menschen mit einer starken Nierenkraft durch Lebensmut aus. Sie gehen das Leben unverzagt an, selbst wenn Schwierigkeiten auftreten. Umgekehrt konnte ich häufig beobachten, wie eine Nierenschwäche zu Mutlosigkeit, Verzagtheit und Resignation führte (wie z. B. bei Herrn K.). Bei den Betroffenen hatte sich eine Furcht vor dem Leben und seinen Herausforderungen eingeschlichen, der gesunde Lebensmut war ihnen abhanden gekommen.
Was hierzulande meist zur allgemeinen Diagnose »Depression« führt, wird in der TCM als ein Mangel an Yang im Yin, also ein Mangel an Nieren-Yang, bezeichnet und entsprechend behandelt. Allerdings untersucht die chinesische Medizin sehr genau, unter welchem spezifischen Gemütszustand ein Patient leidet, um dann herauszufinden, wo die Störung lokalisiert ist. So wurzelt etwa die resignierte Verzagtheit in der Niere, die gereizte Ratlosigkeit hingegen in der Leber. Diese differenzierte Sichtweise ermöglicht uns TCM-Ärzten,
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