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Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Titel: Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer
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nach unten strebt.
    Im System der fünf Wandlungsphasen entspricht das Wasser dem großen Yin, also dem Yin in seiner höchsten Ausprägung. Demgemäß gehört von den Jahreszeiten der Winter dieser Wandlungsphase an. Während des Winters steht die Natur äußerlich fast still.
    Sie hat sich nach innen zurückgezogen, sich gesammelt. Sie ruht.
    Der Innere Klassiker des Gelben Kaisers (Kap. 2) charakterisiert diese Zeit folgendermaßen: »Die drei Monate des Winters nennt man die Zeit des Verschließens und Speicherns. Wasser gefriert und die Erde bricht auf. Die friedliche Ruhe des Yang sollte man jetzt nicht stören.« Wie für jede Wandlungsphase und Jahreszeit gibt das alte medizinische Werk auch Hinweise, wie wir im Winter mit dem Wasser in Einklang leben können. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, sich den jetzt vorherrschenden Yin-Qualitäten, wie der Zurückgezogenheit, anzupassen und das ruhende Yang nicht aufzurühren.
    KEIME NEUEN LEBENS
    In den Wintermonaten wird jenes Leben vorbereitet, das sich dann im Frühjahr voller Elan Bahn brechen wird. Aus dem mütterlichen Yin wird Yang hervorgehen. So stellt die Wandlungsphase Wasser die Quelle neuen Lebens dar.
    Auf der organischen Ebene findet sich diese Vorstellung einer lebenspendenden Qualität im Funktionskreis Niere wieder. Er korrespondiert mit der Wandlungsphase Wasser und ist von daher für die Fortpflanzungskraft verantwortlich. Dieser Zusammenhang lässt sich noch vertiefen: Chinesischer Anschauung nach speichert die Niere die sogenannte Essenz (Jing). Die Essenz gehört zu den wichtigsten Energien in unserem Körper und stellt die physische Grundlage des Lebens dar. Wessen Essenz stark ist, der verfügt über eine solide Basis für gute Gesundheit. Darüber hinaus gilt die Essenz als der Grundstoff zur Zeugung von neuem Leben. Weil sie im Funktionskreis Niere gespeichert wird, betrachtet die TCM die Fortpflanzung als eine zentrale Aufgabe dieses Funktionskreises.
    DER LEBENSFLUSS
    Wasser fließt und ist in diesem Fluss unaufhaltsam. Entsprechend dem Fluss, der sich ein neues Bett sucht, wenn er in seinem Lauf behindert wird, gilt Wasser in China als diejenige Kraft, die mit Weichheit und Ausdauer alles Harte überwindet. Wasser gelangt nicht durch explosive Kraft zum Ziel, sondern durch Beharrlichkeit und Beständigkeit.
    Wasser strömt ohne Unterbrechung dahin, so wie sich auch das Leben und das gesamte kosmische Geschehen in einem ständigen Fluss befinden. Dieser Gedanke spielt im chinesischen Denken und damit auch in der TCM eine wichtige Rolle: Unser Organismus ist kein statisches Gebilde, sondern unterliegt einem lebendigen Prozess in fortwährender Bewegung. Das Qi und das Blut durchströmen ihn und er ist umso gesünder, je ungehinderter die Lebenskräfte in ihm fließen können.
    So, wie die Wandlungsphase Feuer ein Maximum an Vitalität darstellt, symbolisiert die Wandlungsphase Wasser den Gegenpol, die Minimalstufe des Lebens, den vollkommenen Rückzug. Und im Staatsgefüge des Organismus gilt die Niere als der »mächtige Beamte«, die »Instanz der Potenzierung von Kraft«.

    Wasser fließt unaufhörlich und erreicht so sein Ziel.
    Yijing, Trigramm Kan

    PATIENTENGESCHICHTE
    Herr K. ist 68, pensionierter Lehrer. Seine Frau hat ihn vor zehn Jahren verlassen und zu seinen beiden Kindern hat er wenig Kontakt.
    Er lebt einsam in einem Haus mit einem verwilderten Garten, den er hegen und pflegen wollte, sobald er in Pension wäre. Doch inzwischen hat er keine große Lust mehr zur Gartenarbeit, zumal seine Knie das nicht erlauben. Seit einigen Jahren plagen ihn starke Schmerzen in beiden Knien. Das eine hatte er bereits operieren lassen. Weil aber die Schmerzen dadurch kaum besser geworden waren, verzichtete Herr K. auf eine Operation am anderen Knie.
    Wie ich schon von den Nachbarn gehört hatte, galt Herr K. als schrullig, unfreundlich und sogar feindselig. Ich empfand ihn als misstrauisch und emotional verarmt, ja sogar leicht verwahrlost und sehr unsicher. Nur widerwillig vertraute er mir seine Beschwerden an. Ich bemühte mich um sein Vertrauen, indem ich ihn dafür lobte, was er selbst an Behandlungsmöglichkeiten herausgefunden hatte – beispielsweise dass sein Knie manchmal auf Wärme und manchmal auf kalte Quarkwickel ansprach.
    Mitten im Gespräch überfiel Herrn K. ein sehr starkes Gefühl der Sinnlosigkeit. Es mache keinen Sinn, alt zu werden, die Welt sei ohnehin überbevölkert. Allein zu wohnen sei unökologisch. Das waren zwar

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