Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
HEILMITTEL
Im Rahmen der TCM-Diagnostik wurden im Laufe der Jahrhunderte viele Lebensmittel auf ihre Heilwirkung überprüft. Ähnlich wie bei den Heilpflanzen wurde in Monografien niedergeschrieben, zu welchen Wirkweisen die einzelnen Lebensmittel tendieren.
WÄRMENDE UND KÜHLENDE NAHRUNG
Wichtig bei dieser Klassifizierung ist vor allem die Frage, ob ein Nahrungsmittel wärmt oder kühlt. »Wärmen« bedeutet die Aktivierung des Qi, »kühlen« die Absenkung des Qi. Sie können also Ihr Qi anregen, indem Sie wärmende Nahrung zu sich nehmen, und es absenken, wenn Sie kühlende Lebensmittel essen. Das ist z. B. sinnvoll im Hinblick auf die Jahreszeiten.
Denn auch das äußere Klima wirkt auf unseren Organismus ein. So können Sie der Hitze im Sommer durch kühlende Lebensmittel entgegensteuern, etwa durch Gurken, Melonen oder Joghurt. Im Winter hingegen empfehlen sich wärmende Lebensmittel wie Nüsse, Wildfleisch oder Meerrettich.
TIPP
Nehmen Sie sich für Ihre Mahlzeiten immer genügend Zeit und lenken Sie sich beim Essen nicht durch Lesen oder Fernsehen ab.
Genießen Sie in vollen Zügen Ihr gutes und gesundes Mahl.
KOCHEN FÖRDERT DIE VERDAULICHKEIT
Die wärmende bzw. kühlende Wirkung der Lebensmittel hängt auch von ihrer Zubereitung ab bzw. von ihrem Zustand vor dem Verzehr. Generell gilt, dass Gekochtes erwärmt und Rohkost kühlt. Das Kochen verbessert die Verträglichkeit des Essens, denn der Kochvorgang reichert das Qi an und erleichtert so dem Funktionskreis Milz (siehe Kapitel 4) die Verarbeitung der Nahrung. Gekochte Speisen sind demnach leichter verdaulich als rohe. Daher wird in China Rohkost mit großer Vorsicht genossen.
Überhaupt wird in China sehr gern gekocht. Und das nicht nur zu Hause. Überall im Land findet man Restaurants oder die berühmten Garküchen. Am liebsten wird gedünstet und rotgekocht (Fleisch oder Fisch werden in dunkler Sojasauce und Reiswein gegart). Denn Speisen, die auf diese Weisen zubereitet werden, belasten den Organismus viel weniger als Gebratenes oder Gegrilltes.
Auffällig für uns Europäer sind die kurzen Garzeiten chinesischer Gerichte. Gemüse wird häufig nur blanchiert, d. h. für kurze Zeit in kochendes Wasser gegeben. Wenn es bereits nach einer halben Minute wieder herausgenommen wird, ist es noch sehr knackig. Den meisten Europäern ist dieses Gemüse zu hart, aber die Chinesen lieben es so. Ihnen ist es wichtig, das Gemüse nicht zu zerkochen, sondern lediglich ein wenig in seiner Struktur aufzubrechen.
info
Wärmende, kühlende und neutrale Nahrungsmitteln
Zu Lebensmitteln mit kühlender Wirkung zählen Melonen, Gurken, Tomaten, Spinat, Radieschen, Pfirsiche, Erdbeeren, Tofu, Hühnerfleisch, Joghurt, Pfefferminze und bittere Gewürze.
Eine wärmende Wirkung haben Nüsse, Meerrettich, Wildfleisch, Lammfleisch, Rindfleisch, Garnelen, Zwiebeln, Fenchel, Ingwer und viele Gewürze wie Zimt, Nelken oder Pfeffer.
Im Temperaturverhalten neutral sind Reis, Kartoffeln, Milch, Eier, Karotten, Shiitake-Pilze, Trauben, Pflaumen und die meisten Fische.
FÜNF GESCHMACKSRICHTUNGEN
Wesentlich für die chinesische Gesundheitsküche ist das Zusammenspiel verschiedener Geschmacksrichtungen. Jede Geschmacksrichtung transportiert andere Kräfte, daher brauhen wir eigentlich von allem etwas. Die Kunst der Köche ist es, die verschiedenen Geschmacksrichtungen zu mischen, sie in eine verträgliche Form zu bringen und mit der Vielfalt zu spielen. Spitzenköche verarbeiten dabei sogar medizinisches Fachwissen und operieren mit Erkenntnissen über das Zusammenspiel der Funktionskreise.
Jedem Funktionskreis ist eine Geschmacksrichtung zugeordnet:
der Leber das Saure,
dem Herzen das Bittere,
der Milz das Süße oder Neutrale,
der Lunge das Scharfe und
der Niere das Salzige.
In diese Geschmacksrichtungen können alle Lebensmittel eingeteilt werden.
Ob es saurer Wurstsalat ist, süßer Apfelstrudel oder salzige Chips, wir Deutschen kennen meist nur jeweils eine Geschmacksrichtung für ein Gericht oder eine Mahlzeit. Diese relative Einseitigkeit sind wir von Kindheit an gewöhnt. Daher hat in den 1980er-Jahren, als die ersten chinesischen Restaurants nach Deutschland kamen, die »Ente süßsauer« ziemliche Verwunderung hervorgerufen. In einem Gericht zwei scheinbar unvereinbare Geschmacksrichtungen zusammenzubringen war hierzulande neu.
Leider haben sich die meisten China-Restaurants inzwischen den europäischen Gewohnheiten angepasst und verzichten darauf, das
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