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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Gray
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Himmel wie Berge aus grauem Blei.
    Dell saß an einem kleinen Tisch im Restaurant.
    Er hatte seine zweite Mahlzeit eingenommen, ein wenig geschlafen, und das Geld in seiner Tasche schien ihm fröhlich zuzulachen, wenn er es, noch immer ein wenig ungläubig, ab und zu befühlte. Die Zuschauer seines Kampfes hatten mit begeisterter Zustimmung und tobendem Applaus nicht gegeizt. Mehr als fünfzig Credits hatte Dell vom Boden des Ringes aufsammeln können; und zusammen mit den zwanzig, die ihm der Gastwirt gegeben hatte, stellte das einen Reichtum dar, der ihn zu einem ganz neuen Menschen machte.
    Er leerte die Tasse und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück, dehnte sich behaglich in der feuchten Wärme des Speiseraumes und mochte gar nicht daran denken, sich jemals im Leben wieder bewegen zu müssen.
    „Fertig?“ Der Inhaber des Restaurants ließ sich auf einen Stuhl ihm gegenüber sinken und holte nach einigem Suchen eine zerknautschte Packung Zigaretten aus der Tasche. Er zündete sich eine an, und der widerlich süßliche Geruch von Marihuana wälzte sich über den Tisch.
    „Ja.“
    „Hast du dich nun entschieden?“
    „Ich denke nicht daran, noch einmal zum Zweikampf anzutreten!“ versicherte ihm Dell. „Einmal hat mir genügt.“
    „Vielleicht hast du recht“, nickte der Wirt. Wieder zog er an der lose gerollten Zigarette, holte den ätzenden Rauch tief in seine Lunge und stieß zwei feine Strahlen aus den Nasenlöchern. „Aber ich wäre doch sehr froh, wenn du zu einem zweiten Kampf anträtest. Gute Leute sind gar nicht so einfach zu bekommen, wenigstens nicht zu den Preisen, die ich ihnen bezahlen kann.“
    Er blickte hoch; die Tür schwang auf. Und dann sprang er mit einem Ruck auf die Füße und riß sich die Zigarette aus dem Mund.
    Ein Mädchen hatte den Schankraum betreten.
    Sie war noch jung, aber ihre Augen hatten schon die Härte angenommen, die man nur bei den Menschen findet, die schon zu oft die Schattenseiten des Lebens kennengelernt haben. Dunkles Haar lag in dichten Flechten um ihren Kopf. Ihr kleines Gesicht hatte erstaunlich zarte Züge. Aber der Mund war fest und entschlossen, und schwache Linien und Furchen kündeten von Kummer und Leid.
    So stand sie gleich neben der Tür, zog sich einen zerlumpten Mantel ganz fest um die schlanke Gestalt und blickte in den Gastraum. Dell erhob sich halb von seinem Stuhl, aber der Wirt kam ihm zuvor und trat vor das Mädchen.
    „Du schon wieder? Was willst du denn?“
    „Sie wissen ganz genau, was ich will“, erwiderte sie mit einer Stimme, die tief und überraschend melodiös klang. „Etwas zu essen will ich. Abfälle aus Ihrer Küche, nur etwas von dem, was in Ihren benutzten Tellern hängenbleibt. Alles ist mir recht, wenn man es nur hinunterschlingen kann.“
    „Für dich habe ich nichts. Hinaus!“
    „Halt mal.“ Dell erhob sich und war mit ein paar Schritten neben dem jungen Mädchen. „Sie haben also Hunger?“
    „Sie können aber fragen!“ Verblüfft schaute sie ihn aus großen, forschenden Augen an. Sie bemerkte das Mal auf seiner Stirn und die Schwere seiner Bewegungen, und unwillkürlich wich sie ein wenig vor ihm zurück.
    „Haben Sie nur keine Angst vor mir!“ bat Dell begütigend. „Ich tue Ihnen bestimmt nichts.“ Er ergriff sie beim Arm und führte sie behutsam, aber doch entschieden zu seinem Tisch. Einen Augenblick lang schien sie Widerstand leisten zu wollen, dann aber nahm sie schulterzuckend ihm gegenüber Platz.
    „Zwei Kaffee!“ bestellte Dell. „Große Tassen, und möglichst heiß! Und etwas zu essen außerdem!“
    „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ Der Wirt starrte Dell fassungslos an und ließ den Blick dann zu dem schlanken Mädchen schweifen. „Wozu vergeuden Sie Ihr gutes Geld an diese Bettlerin?“
    „Schließlich ist es ja mein Geld“, wehrte Dell ruhig ab. „Bekommen wir nun unsere Mahlzeit oder sollen wir lieber in ein anderes Restaurant gehen?“
    „Ganz bestimmt ist es verrückt, was Sie da tun!“ beharrte der Wirt. „Das Mädel ist doch eine Anti!“
    „Jedenfalls hat sie Hunger. Und meine Geduld reicht nicht mehr ewig!“ schnarrte Dell. „Servieren Sie uns nun ein Essen oder nicht?“
    Der Gastwirt runzelte die Stirn und rief dann etwas in die Küche hinter der Theke. Wenig später kam er mit zwei großen Tassen Kaffee und zwei Tellern mit dampfendem Essen zurück. Er knallte die Gerichte vor die beiden auf den Tisch, setzte sich dann auf seinen Hocker hinter dem

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