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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Gray
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der Zeit verblassen und schließlich ganz verschwinden würde. O nein, das Mal war unter die Haut eingebrannt, und es würde auf seiner Stirn brennen von nun an bis zum Tage seines Todes.
    Er fühlte sich krank und elend an Leib und Seele. Doch er wollte nicht aufgeben. Noch blieb ihm die Möglichkeit, zum Kampf gegen einen bewaffneten Gegner anzutreten. Dell riß sich zusammen und schlug die Richtung zur Stadtmitte ein.
    Das Restaurant war noch immer angefüllt von allerlei Gerüchen und von Wärme. Als Dell eintrat, schaute der Mann hinter der Theke auf.
    „Du bist schon wieder da?“
    „Jawohl“, nickte Dell. „Ich glaube, jetzt würde mir das Essen, das Sie mir vorhin angeboten haben, ganz gut schmecken.“
    „Soll das heißen, daß du wirklich zum Kampf antreten willst?“ fragte der Gastwirt ungläubig.
    „Ja, aber erst will ich das Geld haben. Verliere ich, dann können Sie es mir ja leicht abnehmen. Und wenn ich gewinne, bleibe ich die Nacht über hier. Einverstanden?“
    „Klar.“ Der Mann drehte sich um und brüllte etwas in einen kleinen Raum hinter sich. Dann drehte er sich um, langte in die winzige Kombüse hinter seinem Rücken und setzte eine dampfende Terrine mit kräftigem Eintopf auf den Schanktisch. „Nun iß jedenfalls tüchtig“, lud er ein. „In einer halben Stunde mußt du in den Ring!“
    Dell nickte und langte nach dem Löffel.
    Das dickflüssige Gericht klebte buchstäblich von Fett und roch nach den Resten von unzähligen Tellergerichten, aber es war heiß, nahrhaft und schmeckte geradezu wundervoll. Hungrig schlang Dell es in sich hinein.
    Nach der Mahlzeit fühlte er sich gekräftigt und erstaunlich ruhig.
    Seine Ruhe blieb ihm treu, während er sich der Lumpen entledigte, die seinen Oberkörper bedeckten, während er angelegentlich das Messer prüfte und wie eine hölzerne Marionette dem hinteren Saal zuschritt, wo um den Ring bereits die wartende Menge der Zuschauer versammelt war. Sie blieb ihm auch treu, als er endlich in den durch Seile gebildeten Ring kletterte, unter dem hellen Schein der Lampen, die an der Decke des Raumes hingen und eine undeutlich erkennbare Menge von Augen fühlte, die ihn aus der umgebenden Dunkelheit anstarrte.
    Und dann erblickte er seinen Gegner und fühlte, wie wilder Schrecken ihn durchfuhr.
    Das war kein Feuerkopf, kein Abenteurer, kein halberwachsener Junge, kein kleiner Gauner, der nur versuchte, sich ein paar Groschen nebenbei zu verdienen. Es war ein kleiner schlanker Mann, gewandt und scharfäugig; an seinem muskulösen Körper erkannte man unzählige Narben, die er bei früheren Kämpfen davongetragen hatte, und seine schmale, harte Hand hielt das Messer mit eleganter Sicherheit.
    Er glitt in den Ring.
    Die Messer der beiden Gegner klirrten zusammen. Und dann sprang neben ihnen der Schiedsrichter in den von unzähligen gaffenden Augen umgebenen Ring.
    „Beim Klang der Glocke zieht ihr euch auf die gegenüberliegenden Seiten des Ringes zurück. Beim zweiten Glockenschlag geht ihr zum Kampf aufeinander los. Es gibt keine Pausen und keine Runden. Wer zuletzt noch auf den Beinen ist, hat gewonnen. Alles klar?“
    „Alles klar“, nickte Dell, während er glaubte, seine Nerven müßten reißen.
    „Klar!“ knurrte der schlanke Gegner unbeeindruckt. Dann grinste er.
    Die Glocke erklang.
    Kalte Angst packte Dell. Schweiß trat ihm auf Stirn und Oberkörper.
    Und dann auf einmal überkam ihn die Ruhe der Verzweiflung.
    Was hatte er schon zu verlieren? Nichts, gar nichts! Er mochte nun tun und lassen, was er wollte – die Dinge konnten gar nicht mehr schlimmer werden als sie ohnehin schon waren.
    Der schlanke, kleine Mann kam auf ihn zu, verlagerte gewandt sein Körpergewicht von einem Bein auf das andere und schien bereit, jeden Augenblick nach jeder Seite zu springen oder den Angriff aus allen denkbaren Richtungen zu eröffnen.
    Dell trat beiseite, sprang dann vorwärts und parierte mit verzweifelter Kraft einen Schlag. Laut klirrten die Waffen gegeneinander.
    Mit einem Sprung machte Dell sich frei, rannte fast auf die Ringmitte zu und blieb dort scharf beobachtend stehen. Sein Gegner folgte sofort.
    Und dann ging alles sehr schnell. Durch einen glücklichen Zufall setzte Dell seinen Gegner außer Gefecht.
    Der Kampf war zu Ende, noch bevor er richtig begonnen hatte.
     
4. Kapitel
     
    Die Dämmerung kam, der Morgen brach an mit feinem Graupeln und fahlem Lichtschein. Düstere Wolken verbargen die ferne Sonne und schleppten sich über den

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