Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
sehr fest. Als ich ihn ins Labor brachte, habe ich den Sack nach Löchern abgesucht, aber keine gefunden. Das Museum müsste also sicher sein.«
»Ich werde Maryanne auf ihr nächstes Gehalt einen Bonus draufschlagen«, murmelte Diane. »Was haben wir hier sonst noch?«
Diane musterte jeden Beweismittelbeutel, der auf dem Tisch lag. Einer enthielt die Kleidung von Springer X. In einem anderen steckte die Unterwäsche von Taucher X. Andere enthielten ganz unterschiedliche Dinge, die man am Ort des Geschehens gefunden hatte, so etwa eine leere Schrotpatronenhülse.
»Hat man auf sie geschossen?«, fragte Diane.
»Nein«, sagte Jin. »Zumindest hat das der Leichenbeschauer vor Ort gesagt. Die Obduktionsergebnisse haben wir allerdings noch nicht bekommen.«
Andere Fundstücke waren zwei Zigarettenschachteln und dreizehn Zigarettenstummel.
»Das hier ist interessant«, sagte Diane. Sie hielt eine Plastiktüte hoch, in der eine völlig verschmutzte Fotografie steckte. Das Bild selbst war verschwommen.
»Ich dachte, es könnten ein paar Fingerabdrücke darauf sein«, sagte Jin.
Diane konnte nur unscharfe Umrisse und unterschiedliche Abstufungen eines undefinierbaren Graugrüns erkennen. »Wissen Sie, was das darstellt?«, fragte sie die anderen.
»Ein schlechtes Foto. Wer immer es gemacht hat, hat es dann weggeworfen.«
Diane starrte das Bild an, kniff die Augen zusammen und schaute auf die Umrisse im Vordergrund.
»Können Sie etwas erkennen, Boss?«, fragte Jin.
»Ich weiß nicht recht.« Diane studierte den Abzug aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Die anderen schauten ihr über die Schulter. »Also meiner Meinung nach wurde dieses Bild unter Wasser aufgenommen.«
»Glauben Sie?«, sagte Jin. »Das könnte möglich sein.«
Diane wandte sich an David. »Nun, Mr. Algorithmus, meinst du, du kannst das deutlicher machen?«
David griff nach dem Beweismittelbeutel und musterte das Foto. »Die Softwareprogramme, mit denen ich solche Bilder klarer mache, berücksichtigen die Ursache der Unschärfe. Wenn zum Beispiel die Kamera einfach unscharf eingestellt war, ist die Unschärfe in allen Richtungen die gleiche.« Er machte aus seinen Händen ein Oval, wobei sich seine Fingerspitzen berührten.
»Auf der Pixelebene bedeutet das, dass ein Pixel sich in einen Kreis von Pixeln mit einem anderen Farbwert hinein ausdehnt. Wenn die Unschärfe aber aus einer Bewegung der Kamera herrührt, also ›verwackelt‹ ist, wie es zum Beispiel bei Aufnahmen aus einem fahrenden Auto heraus der Fall ist, dann erstreckt sich die Verzerrung nur in eine Richtung, was dann auch für die sogenannte Pixelexpansion zutrifft. Natürlich können auch das Digitalisieren und das Einscannen zu einem unscharfen Bild mit einem jeweils unterschiedlichen Pixelmuster führen.«
»Das ist mir zu hoch«, sagte Neva und schwenkte eine Hand über ihrem Kopf hin und her.
»Also, kannst du es nun deutlicher machen?«, fragte Diane nach.
»Nun, es könnte durchaus sein, dass Unterwasseraufnahmen und normale Aufnahmen mit fehlerhafter Objektiveinstellung die gleichen Parameter haben, was die Richtung des Verzerrungseffekts angeht. Ich habe eine neue NASA-Software, die vor allem bei besonders unscharfen …«
»David, kriegst du das hin?«, unterbrach Diane seinen Redefluss.
»Ich werde es versuchen.«
»Gut, ich danke dir.«
Diane breitete jetzt die Aufnahmen des Tatorts am Seeufer auf dem Tisch aus und schaute sie noch einmal genau an, wobei sie dieses Mal mehr auf den Wald achtete, der den Baggersee umgab. Sie suchte nach etwas, was ihrem Team oder den Leuten des Sheriffs entgangen war.
»Habt ihr bemerkt, dass es hier einen alten Zugangsweg gibt?« Sie deutete mit dem Finger auf einen Einschnitt im Wald, auf dem die Bäume weit niedriger waren als ihre Nachbarn zu beiden Seiten.
»Nein, das ist mir entgangen«, sagte Jin.
»Ist das relevant?«, sagte David. »Er ist doch schon wieder weitgehend zugewachsen.«
»Aber nicht hier.« Sie deutete auf eine Stelle, wo bei genauem Hinsehen etwas zu sehen war, das ein Wildpfad sein konnte.
»Wie erkennen Sie so etwas?«, fragte Jin.
»Das hat mir ein Freund, der Archäologe Jonas Briggs, beigebracht«, sagte Diane. »Archäologen verstehen sich hervorragend darauf, alte Siedlungsstellen und ehemalige Wege und Straßen zu finden, selbst wenn diese bereits völlig zugewachsen sind.«
»Soll ich noch einmal dort vorbeifahren und nachschauen?«, fragte Jin.
Diane nickte. »Reden Sie noch
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