Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
mit der schiefen Scheidewand. Die hatte er sich wahrscheinlich bei einem Kampf eingehandelt, dachte sie. Ihre Stimmen kamen aus unterschiedlichen Ebenen. Der mit der schiefen Scheidewand saß, der andere stand. Als ob er das bestätigen wollte, zog der eine seinen Stuhl über den Ziegelboden näher an Diane heran.
»Sie verwalten die Beweisspuren im Kriminallabor. Sie müssen jetzt nur alles loswerden, was Sie aus der Höhle mitgenommen und vom Seeboden geborgen haben. Das ist alles. Werden Sie es irgendwie los. Es geht doch hier um ein Verbrechen, das vor 63 Jahren passiert ist. Das ist finstere Vergangenheit. Geschichte. Da gibt es niemanden mehr, den Sie vor Gericht stellen könnten.«
»Wenn Sie das nicht tun«, sagte der stehende Mann, »nun, auf eine gewisse Weise gehören Sie uns. Uns gehört auch das Museum. Wir können kommen und gehen, wie es uns gefällt. Wir können auch Ihre Familie erreichen.« Diane durchfuhr es eiskalt. »Wir können das Museum niederbrennen.«
»Also für mich klingt das alles wie ein gutes Geschäft«, sagte der mit der schiefen Scheidewand. »Ein paar alte Knochen für ein ganzes Museum voller faszinierender Dinge.«
»Sie müssen uns nicht antworten. Sie sollten sich nur merken, dass wir an jeden herankommen können. Wir haben Ihre Mutter aus dem Verkehr gezogen, ohne auch nur das Haus verlassen zu müssen«, sagte der andere Mann.
Zuerst hatte Diane Angst gehabt, jetzt aber glühte sie vor Zorn. Dies also waren die Hacker, die ihre Mutter ins Gefängnis von Tombsberg gebracht hatten. »Ich kann nichts hören«, flüsterte sie ganz leise durch die Zähne.
Sie schwiegen einen Moment, als ob sie verwirrt wären. Sie fragten sich wohl, ob ihre ganze bisherige Rede umsonst gewesen war.
»Meine Ohren. Mir ist schwindlig. Was wollen Sie von mir?«
»Verdammte Scheiße. Wissen Sie, wie lange ich diese kleine Rede geübt habe? Okay, dann eben noch einmal von vorne.« Er kam ganz nahe an sie heran und schrie ihr dann ins Ohr: »Und diesmal Stereo! Sie lassen die Knochen verschwinden, die Sie in der Höhle und im See gefunden haben, und alles andere Zeug, was da noch dabei war, oder wir brennen Ihr Museum nieder. Haben Sie das jetzt verstanden?«
»Ja. Und warum soll ich das tun?«
»Das braucht Sie nicht zu interessieren. Es ist eben so. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Dianes linkes Ohr klingelte, so laut hatte er sie angeschrien.
»So ziemlich.«
»Wichtig ist nur, dass Sie wissen, was Sie zu tun haben. Wissen Sie, was Sie zu tun haben?«
»Ja.«
Er stand auf. »Also dann …«
»Ich kann Sie nicht hören. Das Chloroform. Alles dreht sich.«
Er rückte wieder ganz nah an ihr Ohr heran. »Wir lassen Ihnen ein Messer da. Es liegt etwa sechs Meter vor Ihnen. Sie können sich damit selbst befreien. Haben Sie verstanden?«
Diane nickte. Sie bekam dann noch einen Extrabonus. Der andere Mann, also nicht der mit der schiefen Scheidewand, beugte sich zu ihr hinunter und schrie ihr ins andere Ohr.
»Wir haben Ihre Mutter ohne große Anstrengung drangekriegt. Übrigens, wie geht es ihr eigentlich?«
»Meine Mutter? Das waren Sie? Warum?«
»Oh, das können Sie doch selbst herausfinden. Sie sind doch so gut darin, Dinge herauszufinden. Es reicht, wenn Sie wissen, dass wir es getan haben.«
»Haben Sie mich auch mit dem Messer angegriffen? Warum?«
»Nein, das waren wir nicht. Aber wir hätten es sein können.«
Er stand auf, und sie hörte, wie die beiden den Raum verließen. Ihre Fußtritte klangen in dem leeren Keller wie ein Echo. Sie hörte, wie sie den Schlüssel ins Schloss steckten, um den Aufzug in den Keller herunterzuholen. Sie hörte, wie sie den Aufzug betraten, und sie hörte ihn dann hinauffahren.
Nachdem sie gegangen waren, blieb sie eine ganze Zeitlang ruhig sitzen, bis auch noch das letzte Geräusch verklungen war. Waren sie tatsächlich weg? Wahrscheinlich. Sie wollten ihre Kooperation, sie wollten sie nicht umbringen. Sie versuchte vom Stuhl aufzustehen, war aber zu fest an ihn gebunden. Sie stand auf, so weit sie konnte, und schob sich mit dem Stuhl ganz langsam nach vorne. Dabei versuchte sie, mit dem Fuß das Messer zu finden. Schließlich kickte sie es unabsichtlich weg und hörte es gegen die Wand prallen. Verdammt.
Sie zog den Stuhl mit sich darauf weiter in die Richtung, aus der das Geräusch des Messers gekommen war und suchte dabei mit dem Fuß den Boden ab. Nach einigen vergeblichen Versuchen trat sie auf das Messer.
Jetzt musste
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