Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
sie es nur noch aufheben … Zuerst dachte sie daran, es mit den Zehen zu versuchen, aber nach einem halben Dutzend gescheiterter Versuche wiegte sie den Stuhl so lange hin und her, bis er umfiel. Dabei prallte sie mit der Stirn auf den Boden und konnte einen Fluch nicht unterdrücken. Schließlich gelang es ihr, sich mitsamt dem Stuhl so zu drehen, dass sie mit dem Rücken neben dem Messer lag. Sie griff nach ihm und fühlte eine zweischneidige Klinge.
Es war ein Dolch. Sie fragte sich, ob es der war, mit dem man sie und Mike angegriffen hatte. Aber warum hätten sie diesen Angriff leugnen sollen, wo sie doch alle anderen Dinge zugegeben hatten? Nach einiger Zeit gelang es ihr, das Heft des Dolches zu fassen und ihn in eine Position zu manövrieren, in der sie das Klebeband, mit dem man sie gefesselt hatte, durchsägen konnte. Das Messer war ziemlich stumpf. Mit dem hatte man sie und Mike bestimmt nicht niedergestochen. Sie wollten wohl die Zeit, bis sie sich befreien konnte, so sehr verlängern, dass sie bis dahin über alle Berge waren.
Die erste Hälfte des Bandes durchzusägen, war sehr mühsam. Bei der zweiten Hälfte ging es dann schon viel schneller. Plötzlich waren ihre Hände wieder frei. Danach gelang es ihr auch, sich von dem Klebeband zu befreien, das sie um ihre Schultern gelegt hatten. Danach riss sie sich die Binde von den Augen.
Sie schätzte, dass diese Befreiungsaktion ungefähr fünfzehn Minuten gedauert hatte. Sie hob das Messer und das Klebeband auf und schaute sich im ganzen Raum nach etwas um, das ihre Entführer zurückgelassen haben könnten. Im Moment konnte sie nichts außer dem Stuhl erkennen. Sie nahm ihn und ging zum Aufzug hinüber. Sie hatten den Aufzugsschlüssel auf den Boden geworfen. Sie steckte ihn ins Schloss und fuhr mit Messer, Klebeband und Stuhl in den zweiten Stock hinauf.
Als sie im Kriminallabor ankam, saßen Chief Garnett, Sheriff Burns und Sheriff Canfield um den Tisch herum. David servierte ihnen gerade Kaffee.
»Was haben denn Sie da alles dabei, Boss?«, fragte Jin und eilte auf sie zu, um ihr zu helfen. »Was ist das für Zeug?«
»Fassen Sie es erst an, wenn Sie sich Handschuhe angezogen haben«, sagte sie. Dann wandte sie sich an ihre Gäste. »Wir haben hier einen Notfall. Ich werde dann in einigen Minuten bei Ihnen sein.«
»David, Jin, Neva, Sie kommen mit mir.« Sie führte sie mit den Gerätschaften aus dem Keller in einen Teil des Labors, wo die Tatspuren bearbeitet wurden, und schloss die Tür hinter sich zu. Garnett und die beiden Sheriffs starrten ihnen nach.
»Was ist los, Boss?«
»Man hat mich entführt, mit Chloroform betäubt und im Keller an einen Stuhl gefesselt. Ich bin gerade erst von dort entkommen.«
Neva, Jin und David schauten sie mit offenem Mund und großen Augen an.
»Gerade eben? Dort warst du also den ganzen Morgen?«, fragte David.
»Ja. David, ich möchte, dass du in den Keller gehst und den Raum … Raum J, genau untersuchst. Über dessen Tür ist ein provisorisches Papierschild angebracht, auf dem dieser Buchstabe steht. Außerdem solltest du den rechten Aufzug, den Schlüssel, das Klebeband und den Stuhl nach Spuren absuchen. Schau dich um und prüfe nach, ob sie den Keller vielleicht schon zuvor benutzt haben, vielleicht war er ja eine Art Treffpunkt für sie.«
Dann wandte sie sich an Jin. »Ich möchte, dass Sie mich nach Spuren untersuchen.«
»Sie?«, sagte Jin. »Was haben sie mit Ihnen gemacht?« Er schaute sie erschrocken an.
»Zuerst einmal meine Nägel. Ich habe versucht, sie zu kratzen, aber ich glaube nicht, dass es mir gelungen ist. Ich habe dafür gesorgt, dass sie mich aus nächster Nähe angeschrien haben. Da müsste auch etwas Speichel in meinem Ohr zu finden sein. Einer von ihnen brüllte mich von rechts, der andere von links an. Der Kerl auf der linken Seite hatte Atemprobleme. Ich glaube, er hatte eine schiefe Nasenscheidewand. Wie dem auch sei, Jin, ich möchte, dass Sie die Proben nach Atlanta bringen und dafür sorgen, dass sie dort so schnell wie möglich untersucht werden.«
Jin holte seinen Tatortkoffer, um die Proben zu nehmen. Diane wandte sich währenddessen an David. »Wenn er die DNS-Ergebnisse bekommt, lasse sie bitte durch die CODIS-Datenbank und jede andere DNS-Datenbank laufen, zu denen du Zugang hast. Selbst durch die, zu denen wir eigentlich keinen Zugang haben dürften.«
»Das scheint also ernst zu sein.«
»Sie drohten mir, das Museum niederzubrennen, wenn ich nicht die
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