Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
lassen.
»Ich werde einen Laserscan des Schädels unserer Mrs. X aus dem Wald durchführen, damit wir den Sheriffs und Chief Garnett ein Bild von ihr zeigen können, wenn sie zu unserem Treffen kommen«, sagte Diane.
»Wenn ich Zeit habe, fertige ich auch von ihr eine Zeichnung an«, sagte Neva.
»Aber nur wenn Sie Zeit haben. Sie sollten nichts überstürzen.«
Diane scannte den Schädel von Mrs. X, und Neva lud die Daten des Scans in die Bildgebungssoftware.
»Mike ist also kaum noch zu bändigen, sagen Sie?«, fragte Diane.
Neva nickte. »Im Moment ist er absolut ungenießbar.«
»Sicher mag er es nicht, schwach zu sein und etwas nicht tun zu können.«
»Das stimmt«, sagte Neva. »Er muss ein hyperaktives Kind gewesen sein. Er kann keine Minute still sitzen.«
»Sie passen schon auf ihn auf.«
»Ich sollte überhaupt nichts sagen und ihn tun lassen, was er will. Dann würde er schon sehen, wohin das führt. Ich habe ihn zumindest überreden können, seinen Arzt zu fragen, welche Aktivitäten er schon gefahrlos ausüben kann.«
Diane ließ sie mit ihrer Arbeit allein. Neva schien die Einsamkeit des Gewölbes und die Arbeit, die sie dort verrichtete, zu genießen. Der Schädel von Mrs. X wanderte zurück zu den Insekten. Die Sheriffs und Garnett konnten erst nach dem Mittagessen kommen, deshalb entschloss sich Diane, ins Museum hinüberzugehen.
Die Paläontologen, die gerade die Velociraptoren zusammenmontierten, wollten eine Ausstellung von jurassischen Pflanzen im Pflanzensaal einrichten, aber die Botaniker sahen es gar nicht gern, dass ein anderer Kurator über ihre Ausstellungsfläche bestimmen wollte. Außerdem hatten sie ihre eigenen Pläne. Diane hatte noch keinen der beiden Planungsanträge gelesen, und sie freute sich eigentlich darauf, sich mit etwas befassen zu können, das nichts mit Leichen zu tun hatte – zumindest nahm sie doch an, dass es zwischen den Streithähnen nicht so weit kommen würde …
Als Diane das Osteologielabor verließ, sah sie Lane Emery, den Leiter der Sicherheitswache des Kriminallabors, am Empfangsschalter mit dem Wachmann reden, der Tagdienst hatte. Sie winkte ihnen zu und ging hinüber zur Aussichtsplattform über dem Dinosauriersaal. Sie schaute einen Augenblick hinunter und betrachtete die Besucher, die die Riesenechsen bewunderten. Sie lächelte und ging zum Museumsaufzug hinüber.
Die Aufzugstüren öffneten sich. Drinnen standen zwei junge Männer, die Museums-T-Shirts trugen. »Museumsführer«, dachte sie. Diane ging einen Schritt rückwärts, um sie vorbeizulassen, als diese sie plötzlich packten und in den Aufzug hineinzogen. Sie wollte schreien, aber sie hielten ihr ein Tuch vor den Mund. Sie versuchte, sie im Gesicht zu kratzen, aber ihr wurde schwarz vor Augen. Einen Augenblick lang roch sie noch das Chloroform, bevor sie das Bewusstsein verlor.
36
D iane wachte auf, aber bewegte sich nicht. Sie lauschte. Sie hörte deutlich jemanden atmen. Es klang wie eine gebrochene Nase, die nicht richtig verheilt war – oder eine schiefe Nasenscheidewand. Sie roch immer noch das Chloroform, aber andere Gerüche wurden ihr mehr und mehr bewusst: Farbe, Leim, Pestizide, Reinigungsmittel. Sie kannte diese Gerüche. Jetzt wusste sie, wo sie war: im Keller ihres Museums. Es wurde gerade renoviert, aber die Arbeiten ruhten für eine Woche. Wenigstens war sie noch im Museumsgebäude. Dieses Wissen war ihr ein kleiner Trost. Sie saß auf einem Stuhl. Ihre Arme waren mit etwas gefesselt, das sich wie Klebeband anfühlte. Man hatte ihr die Augen verbunden.
»Sie müsste inzwischen wieder aufgewacht sein.«
»Dr. Fallon, sind Sie wach? Sie brauchen nur zu nicken.«
Diane bemühte sich, möglichst flach und regelmäßig zu atmen.
»Sie ist wach; sie stellt sich nur tot.«
Es waren zwei Männer, wahrscheinlich die beiden im Aufzug. Keiner benutzte ein Rasierwasser oder Kölnisch Wasser, es gab kein Aroma, an dem sie sie später hätte identifizieren können.
Sie versuchte, sich an ihre Gesichter zu erinnern, aber sie hatte sie vorher viel zu kurz gesehen.
»Lady, wir sollen Sie nicht verletzen. Das hier ist wie ein Vorstandstreffen. Wir möchten, dass Sie uns einfach zuhören. Wir reden und Sie hören zu.«
Diane bewegte sich nicht.
»Das muss ich Ihnen lassen. Sie verstehen es, sich tot zu stellen. Das macht nichts. Wir brauchen Ihre Kooperation nicht, Sie müssen uns auch nichts antworten. Wir überbringen nur eine Botschaft.«
Gerade sprach der Mann
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