Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
war, wer das sein könnte. Als wir bei diesem Treffen unser weiteres Vorgehen besprachen, schlugen Sie sofort vor, das Museum zu schließen. Das passte aber nun gar nicht zu Ihnen. Sie gelten als ein mutiger Mann der Tat. Sie würden nicht bereits beim ersten Anzeichen einer Gefahr klein beigeben. Und dann haben Sie auch noch die Möglichkeit einer Brandbombe erwähnt, so als ob Sie den anderen Teilnehmern an diesem Treffen Angst machen wollten. Ich dachte mir damals: Eine solche Museumsschließung wäre doch eine gute Gelegenheit, diese lästigen Beweisspuren zu zerstören, was den beiden Gaunern ja nicht gelungen war.«
Während sie das sagte, versuchte sie verzweifelt einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Ihr fiel nicht das Geringste ein.
»Wie haben Sie von der gestrigen Durchsuchung des Museums erfahren?«, fragte sie ihn dann.
»Einer meiner Männer hat mir davon erzählt. So etwas lässt sich nur schwer geheim halten. Eigentlich wollte ich jetzt Ihre Falle umgehen. Ich dachte mir, wenn ich vor dem Austausch der Sicherheitsmannschaften hier erscheine, könnte ich die Beweisspuren herausholen.«
»Werden Sie mich wirklich umbringen?«
»Ich tue das bestimmt nicht gerne, aber ich werde tun, was getan werden muss. Vor dem Außenaufzug habe ich einen Museumslieferwagen geparkt. Ich wollte die Beweisspuren einladen und abhauen. Ihre Sicherheitsleute werden einen Museumslieferwagen nicht anhalten. Aber dann habe ich entdeckt, dass Sie alle Beweisspuren weggebracht haben. Wo sind sie jetzt? In Ihrem ›Gewölbe‹?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Arbeiteten Sie tatsächlich mit Valentine und MacRae zusammen?«
»Nein, da lagen Sie völlig falsch. Sie sind erst an mich herangetreten, als sie das Ganze schon vermasselt hatten. Das sind absolute Narren, die sich nur ein wenig mit Elektronik und Computern auskennen. Ich habe ihnen jedenfalls nicht geholfen. Aber Ihre Paranoia hat Ihnen anscheinend doch etwas genutzt.«
»Warum machen Sie so etwas? Sie hatten doch immer einen guten Ruf – einen hervorragenden Ruf. Niemand – auch ich nicht, ehrlich gesagt – hätte sich vorstellen können, dass Sie so etwas tun.«
»Gute Frage. Und ich möchte sie auch beantworten: Ich tue das für meine Familie. Beim letzten Gesundheitscheck hat man mir eine äußerst schlechte Diagnose gestellt. Ich möchte ihnen etwas hinterlassen. Ein gut gefülltes Bankkonto auf den Cayman-Inseln kann man sich da nicht entgehen lassen.«
»Wie wäre es, wenn Sie ihnen die Erinnerung an einen anständigen Menschen hinterlassen würden?«
»Ich habe lernen müssen, dass es sich nicht auszahlt, ein anständiger Mensch zu sein. Das hat mir bis vor kurzem nichts ausgemacht – Sie wissen ja, Anständigkeit belohnt sich selbst, und alle diese Sprüche – aber dann ist das passiert …«
Er tippte an seinen Unterleib, als ob dort die schlimme Krankheit säße.
»Ich begann mir anzuschauen, was ich zum Beispiel meinen Kindern vererben würde. Nichts für ungut, aber all die vielen Jahre harter, ehrlicher Arbeit fürs Militär haben mir doch nicht mehr eingebracht als einen Job als gehobener Museumswächter.«
»Als Wächter eines Kriminallabors, um genau zu sein. Für uns ist dieser Job sehr wichtig. Deshalb haben wir versucht, dafür den besten Mann zu kriegen. Und selbst wenn es das Museum wäre, es lohnt sich, so etwas zu beschützen. Es bedeutet Geschichte und Bildung. Es ist der Aufbewahrungsort von wichtigen Dingen, die nicht verloren gehen oder zerstört werden dürfen.«
»Ach hören Sie doch auf! Wollen Sie mir durch Ihre Schmeicheleien etwa einreden, dass dieser Job wirklich wichtig ist?«
»Nein. Eigentlich möchte ich Sie wohl nur retten. Wollen Sie, dass sich Ihre Kinder an das hier erinnern?«
Das hätte sie wohl besser nicht gesagt. An der Verhärtung seiner Gesichtszüge konnte sie erkennen, dass sie einen Nerv getroffen hatte.
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich das für meine Kinder tue. Die hätten das hier nie erfahren, wenn Sie unseren Plan nicht entdeckt hätten.«
»Haben Sie tatsächlich gedacht, Sie könnten die Beweismittel stehlen, sie den Taggarts übergeben, das Geld einstecken und damit wäre alles erledigt? Wir wären doch früher oder später draufgekommen. Dafür sind wir ja da.«
»Also wissen Sie, wer es ist«, sagte er.
Ihr Verdacht hatte sich also erneut bestätigt, aber in ihrer Lage den Namen Taggart zu erwähnen, war wahrscheinlich ein Fehler, dachte sie.
»Sie hatten
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