Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
damit Sie sich besser fühlen.«
»Nein! Lassen Sie mich!«
Die Tür wurde abermals aufgestoßen. Henry stürmte ins Zimmer und sah, dass Alex’ Mutter sich der Schwester, heftig mit den Armen rudernd, zu erwehren versuchte.
»Sie werden jetzt ganz artig sein, Helen. Sie wollen doch vor den Augen Ihres lieben Besuchs keinen Aufstand machen.«
Es kam durchaus vor, dass Alex’ Mutter die Schwestern attackierte, wenn sich ihr eine Gelegenheit bot. Der Krankenwärter war dazu da, ebendies zu verhindern. Alex spielte kurz mit dem Gedanken, der Schwester die Medikamente aus der Hand zu nehmen und sie seiner Mutter selbst zu geben. Er wollte verhindern, dass sie sich so sehr aufregte und Henry deshalb gezwungen wäre einzugreifen.
»Wir sind gleich wieder fort, Alex«, raunte ihm die Schwester zu.
Alice, so hieß sie. »Danke, Alice. Ich verstehe schon.«
Aus den Augenwinkeln beobachtete er Jax, die zur Seite trat, damit Alice sich zwischen Bett und Sessel hindurchzwängen konnte. Er machte sich Sorgen ihretwegen.
Er wollte Alice und Henry aus dem Zimmer haben, um in Erfahrung bringen zu können, wieso Jax so verstört auf das Wort ›Durchgang‹ reagiert hatte.
Henry schien es peinlich zu sein, eingreifen und eine Szene
machen zu müssen. Im Nähertreten entschuldigte er sich bei Alex. »Sobald wir sichergestellt haben, dass sie ihre Medikamente nimmt, werden wir nicht länger stören.«
Mit einem Nicken rückte Alex ein Stück näher ans Fußende heran und versuchte, der Schwester Platz zu machen. Diese kam näher, hielt dabei das Tablett in die Höhe und außer Reichweite, falls seine Mutter danach schlagen sollte.
»Lass mich in Ruhe!«, kreischte seine Mutter und griff nach dem Tablett.
»Kommen Sie, Helen«, sagte Alice und hielt das Tablett außer Reichweite, »beruhigen Sie sich.«
Beim nächsten Hinsehen sah Alex Henry mit einer halb verborgenen Spritze hantieren. Dass die Krankenwärter, wenn sie der Meinung waren, es könnte Ärger geben, mitunter eine Spritze bei sich hatten, war ihm bekannt. Sie hatten ihm bei früheren Gelegenheiten erklärt, dass sie, wenn sie gewalttätig wurde, es vorzogen, ihr eine Spritze zu geben, anstatt sie zu fesseln und ihr dabei womöglich wehzutun.
»Ich hab es Ihnen doch schon gesagt, Alice«, schrie seine Mutter, »ich weiß nichts von einem Durchgang.«
Jax fuhr scharf herum.
In diesem Moment packte Henry sie bei den Haaren und rammte ihr die Spritze in den Leib. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, oder reagieren konnte, drückte er den Kolben ganz hinein.
Schon warf sich Alex über die Ecke des Bettes auf den Krankenwärter. Der drehte sich herum und schwang eine fleischige Faust in seine Richtung, doch Alex blockte den Schlag mit dem Unterarm ab und unterlief so seine Verteidigung.
Unterdessen schnappte sich die Schwester hinter seinem Rücken eine weitere Spritze von dem Tablett und rammte sie Alex ins Gesäß. Er spürte den heißen Einstich des Drogencocktails
in seinem Hinterteil, als Alice den Kolben bis zum Anschlag in die Spritze drückte. Vollauf beschäftigt mit Henry hatte er sich nicht mehr rechtzeitig umdrehen können.
Jax trat ihr mit voller Wucht in die Rippen. Im Fallen stieß sie Alex’ Mutter zurück in den Sessel, flog dann Kopf voran gegen die Wand am Kopfende. Das Tablett landete scheppernd auf dem Boden. Die an der Wand befestigte Leuchte brach ab, als sie sich im Fallen daran festzuhalten versuchte. Mit einem dumpfen Knall zerbarst die Glühbirne, deren Splitter sich überall verteilten.
Während er noch mit dem großgewachsenen Krankenpfleger rang, sah Alex Jax nach ihrem Messer greifen. Doch es war nicht da. Sie zögerte, geriet ins Straucheln und begann zu Boden zu sinken, noch während sie nach Henry zu schlagen versuchte. Ihr Schlag verfehlte meilenweit sein Ziel.
Alex war vor Wut wie von Sinnen. Knurrend vor Zorn raufte er mit dem kräftigen Krankenwärter und schwang ein Bein um dessen Unterschenkel, um ihn von den Füßen zu holen. Das brachte Henry tatsächlich zu Fall, worauf sie beide zu Boden gingen, Alex obenauf. Bei dem harten Aufprall landete Henry auf dem Rücken. Sofort ließ Alex einen Ellbogenstoß folgen, der ihm die Nase zertrümmerte.
Henry brüllte vor Schmerz. Aus den Augenwinkeln sah Alex einen weiteren Krankenwärter ins Zimmer stürzen.
Er wollte gerade ausholen, als der zweite Mann sich von hinten auf ihn warf und ihm einen Arm um den Hals schlang. Plötzlich ging ein Kribbeln durch seine Arme, sie
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