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Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hinüber. »Alles in Ordnung, Jax?«
    Ihre Stirn legte sich in Falten, als sie ihre Tränen zu unterdrücken versuchte und sich die Nackenmuskeln massierte. »Ja, zumindest, sobald ich ein wenig geschlafen habe.«
    »Schließ die Augen«, sagte er sanft. »Ich wecke dich, sobald ich uns ein Zimmer besorgt habe. Bis dahin leg dich hin und schlaf.«
    Sie antwortete nicht. Er konnte nicht sagen, ob sie eingeschlummert oder ohnmächtig geworden war.
    Alex sah über seine Schulter. Die Straße hinter ihnen war menschenleer, doch das war nur ein schwacher Trost.

43
    Leicht zur Seite geneigt versuchte er, Jax’ Gewicht mit seinem rechten Arm und seiner Hüfte abzustützen, während er sich mit seinem heftig schmerzenden linken Arm an der Tür abmühte, um sie aufzuschließen. Jax, nur halb bei Bewusstsein, gab ihr Bestes, um sich aus eigener Kraft aufrecht zu halten. Ihre Beine gaben immer wieder nach, so dass er seine Linke ständig zu Hilfe nehmen musste. Endlich gelang es ihm, den Schlüssel im Schloss herumzudrehen. Die Tür schwang auf.
    Er trat sie mit dem Fuß zu, nahm Jax mit beiden Armen auf und trug sie, den ausgetretenen Spuren auf dem Teppichboden folgend, ins Zimmer. Der Griff bereitete ihm Schmerzen im verletzten Arm, aber vermutlich war es so einfacher, als sie wieder vom Boden hochzubekommen, falls sie vollends das Bewusstsein verlor.

    Benommen wie sie war, schlang sie mit einem leisen Stöhnen die Arme um seinen Hals und ließ sich, den Kopf an seiner Schulter, von ihm ins dunkle Zimmer tragen. Er fühlte sich an das unschuldige, kleine Mädchen erinnert, das sie einmal gewesen sein musste.
    Über den Doppelbetten lag ein längliches Lichtrechteck von den Leuchtreklamen für die Fernfahrerkneipen, das durch das Fenster neben der Tür hereinfiel. Auf der langen Anrichte, wo man ihn vom Bett aus gut sehen konnte, stand ein älterer Fernsehapparat. Unter dem vorderen Fenster neben der Tür gab es einen winzigen Tisch sowie zwei hölzerne Sessel. Es roch ein wenig muffig, er hatte jedoch nicht die Absicht, sich zu beschweren. Im Augenblick erschien ihm das winzige Zimmer wie eine Präsidentensuite.
    Draußen auf der Autobahn rollten ohne Unterlass Sattelschlepper vorbei. Im Zimmer nebenan konnte er einen Fernseher hören. Trotzdem war es eine Erleichterung, einen scheinbar sicheren Ort zu haben, wo man Halt machen konnte. Einen Ort, von dem keiner ihrer Verfolger etwas wusste.
    Behutsam legte er Jax auf eins der beiden Betten.
    »Die Spiegel, Alex«, murmelte sie.
    »Ja, ja, ich weiß.«
    Er ging ins Bad, schaltete das summende Neonlicht ein und verhängte den Spiegel mit der weißen Duschmatte. Dann holte er ein Handtuch heraus, drapierte es über den Spiegel an der Wand neben dem Fernseher und zog es penibel zurecht, damit nicht der kleinste Teil des Spiegels darunter hervorlugte. Er kam sich schon vor wie seine Mutter.
    Mit der Kordel zog er die schweren hässlichen blauen Vorhänge zu und sperrte damit den grellbunten Lichtschein der Fernfahrerkneipenreklame aus. Nachdem die Vorhänge vorgezogen
waren, knipste er die Lampe auf dem längeren Teil der Anrichte an. Das dunkle Holzimitatfurnier war von den Koffern, die die Leute dort zum Öffnen hinaufwuchteten, an der Kante abgeplatzt. Die Tagesdecken waren vom gleichen Blau wie die Vorhänge und hatten burgunderrote Streifen, die zu den Volants über dem Fenster passten. Das Ganze machte einen schäbigen, billigen Eindruck, aber es war ein Ort, wo sie zur Ruhe kommen und sich vor ihren Verfolgern verstecken konnten. Deshalb war Alex begeistert von dem Zimmer und betrachtete es liebevoll bereits als sein Zuhause, zumindest für diese Nacht.
    Jax richtete sich auf und blinzelte ihn träge an, so als wäre ihr die eine Lampe, die er eingeschaltet hatte, schon zu hell.
    »Leg dich hin«, riet er ihr.
    »Ich kann nicht. Meine Blase droht jeden Moment zu platzen.«
    »Oh. Das Bad ist gleich hier«, sagte er und zeigte darauf.
    Er schob ihr eine Hand unter den Arm und half ihr auf. Nach den Torturen der vergangenen Nacht war schon das Stehen fast zu viel für sie. Ohne den Antrieb der Angst versagte ihre Muskulatur, zitterten ihr unsicher die Beine.
    Während er ihr ins Bad half, meinte sie: »Ich brauche Nadel und Faden. Ich muss deinen Arm nähen.«
    An der Tür zum Bad blieb er zurück. »Darum werden wir uns morgen kümmern.«
    Sie krallte ihre Hand in sein Hemd, um sich zu stützen. »Nein. Jetzt, Alex. Wir müssen die Wunde säubern, und zwar noch heute

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