Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
auf die Leute gerichtet und hoffte, sie nicht benutzen zu müssen.
»Jesus«, entfuhr es Hal tonlos. »Er ist verschwunden.«
Alex blickte nach unten. Der Tote war tatsächlich nicht mehr da. Auch der Teppich war sauber, und Jax’ Messer blitzblank.
»Er stammte aus meiner Welt«, erklärte Jax den völlig entgeisterten, schockierten Zuschauern. »Und eben dorthin habe ich ihn zurückgeschickt.«
Alle begannen gleichzeitig, sie mit Fragen zu bestürmen.
»Ruhe!«, brüllte Alex. Im Zimmer wurde es still.
»Was nun?«, wandte sich Jax leise an ihn.
»Nun«, sagte er, so dass alle ihn hören konnten, »werden wir jeden einzelnen der hier Anwesenden daraufhin untersuchen, ob sie ebenso verschwinden wie Fred.«
Verängstigtes Aufstöhnen. Alex beruhigte sie mit einer Handbewegung.
»Seien Sie unbesorgt, wir werden kein Messer verwenden.«
Plötzlich selbst ein wenig besorgt blickte er kurz zu Jax. »Du musst ihnen doch nicht die Haut einschneiden, oder?«
»Nein. Das Messer benutzte ich nur, um ihnen eine Botschaft zu übermitteln, eine Botschaft, in Blut geschrieben. Ich kann alles benutzen, was entsprechende Spuren hinterlässt.«
»Hal.« Alex gestikulierte mit seiner Waffe. »Durchsuchen Sie die Leute. Ich will wissen, ob einer von ihnen bewaffnet ist.«
Eine Entschuldigung murmelnd ging Hal von einem zum anderen und unterzog sie einer sorgfältigen Durchsuchung nach verdeckten Waffen. Als er fertig war, richtete er sich auf.
»Weder Handgranaten noch Raketenwerfer.«
»Gut. Würden Sie Jax bitte von dem Tisch dort einen Stift reichen?«
Darauf bedacht, nicht in die Schusslinie zu geraten, ging Hal hinten herum und reichte Jax den Stift.
Diese winkte Mike Fenton zu sich und wies dann auf eine Stelle, ein paar Fuß vor ihr auf dem Teppich. »Kommen Sie nach vorn, aber bleiben Sie auf den Knien.«
Die Hände noch immer hinter dem Kopf verschränkt stakste
Mike vorwärts. Dann blickte er hoch zu Hal, als wollte er ihn auf seine Sonderstellung hinweisen.
»Tun Sie einfach, was er sagt, Mike. Nach dem, was mit Fred passiert ist, klingt Alex’ Vorschlag ziemlich vernünftig. Wir müssen jeden überprüfen.«
»Und wieso nicht Sie?«
Mit einem Seufzer kniete Hal vor Jax nieder und tippte sich mit dem Finger an die Stirn. »Überprüfen Sie mich als Ersten.«
Jax nickte und begann, mit dem kurzen, dicken Motelstift Symbole aufzutragen. Als sie fertig war, setzte sie sich auf die Fersen und ließ die Hand, die sie zum Zeichnen benutzt hatte, in den Schoß sinken. Hal drehte sich um und ließ die anderen die Symbole auf seiner Stirn sehen.
»Sehen Sie?«, wandte sie sich an die Gruppe. »Was ich zeichne, ist ein Auslöser zum Aktivieren der Rettungsleine, mittels derer jeder aus meiner Welt Stammende dorthin zurückgebracht wird. Wäre Hal aus meiner Welt, wäre er ebenso dorthin zurückgekehrt wie der Tote, Fred.«
Alles nickte, das klang nachvollziehbar. Sichtlich erleichtert kamen sie nacheinander nach vorn und ließen sich von Jax die Stirn bemalen. Es war ein bizarrer Anblick: Ein ganzer Raum voller kniender Menschen, die sich alle seltsame Symbole auf die Stirn zeichnen ließen.
Als Letzte kam Mildred an die Reihe. Auch sie verschwand nicht, trotzdem wirkte sie gelöst, so als hätte sie befürchtet, dass dies irgendwie geschehen könnte.
»Ich wünschte, ich könnte die Bemalung irgendwie haltbar machen«, meinte sie mit Blick auf die Stirnen an die Gruppe gewandt. »Wir sind die ersten Mitglieder der Gesellschaft, die seit der Niederschrift des Buches damals etwas aus jener anderen Welt zu Gesicht bekommen.«
»Was jetzt?«, fragte Hal, dem wichtigere Dinge durch den Kopf gingen als die Konservierung irgendwelcher Zeichnungen.
»Jetzt werden wir den Arzt bitten, nach Jax’ Arm zu sehen«, sagte Alex.
»Wird auch Zeit«, brummte der, erhob sich und trat vor.
Im Vorübergehen packte ihn Hal an der Schulter seines Hemdes. »Reden Sie nicht so mit Alex. Es war Fred, der Jax umzubringen versucht hat. Alex hätte nicht einmal herkommen müssen. Weder hätte er das Land annehmen noch sich mit alldem hier abgeben müssen. Gestehen Sie ihm zu, dass er Angst um sein Leben und das der jungen Dame hier hatte. Immerhin hat eine jener Personen, denen zu vertrauen wir ihn gebeten hatten, Jax angegriffen.«
Der Arzt seufzte. »Sie haben recht, Hal. Tut mir leid, Alex, Jax. Schätze, mich plagen einfach Schuldgefühle, weil wir einen von diesen Leuten in unserer Mitte aufgenommen haben. Damit hätten
Weitere Kostenlose Bücher