Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
seiner Person abhingen. Er kam sich vor wie ein Hochstapler, ein Niemand, vom Schicksal dazu auserkoren, das Unmögliche zu vollbringen.
Er wandte sich herum, als Jax ihm eine Hand auf die Schulter legte, als wolle sie ihm ihren wortlosen Trost anbieten.
Liebevoll strich er ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht. »Hast du schon irgendeine Idee, wie man diesen Cain stoppen könnte?«
»Klar, eine.«
Skeptisch kniff er die Augen zusammen. »Und die wäre?«
»Nur du kannst bewirken, dass dieser Durchgang für ihn funktioniert. Ich könnte dich töten, dann wäre er, zumindest theoretisch, für ihn nutzlos.«
Alex konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Und warum tust du es dann nicht?«
Sie schlang die Arme um ihn, zog ihn ganz nah zu sich heran und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. »Weil die Welt dann ein leerer, einsamer Ort wäre.«
Das wäre sie ganz bestimmt, würde sie sie jemals verlassen.
Alex war so müde, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Nach der langen, ganztägigen Autofahrt hatten ihn die pulsbeschleunigenden, erschreckenden Geschehnisse bei den Leuten in Bangor, gepaart mit seiner Angst, sie könnte verletzt oder gar getötet worden sein, körperlich ausgezehrt. Die anschließende nächtliche Fahrt hatte ihm dann endgültig jede ihm vielleicht noch verbliebene Energie geraubt.
Es war, als ob ihn vollends sein Mut verlassen hätte, und geblieben wäre ihm angesichts der Dinge, die auf sie zukamen, nichts als ein Gefühl der Verzweiflung. Irgendwo in seinem Hinterkopf hatte sich der Gedanke festgesetzt, dass sie eigentlich nur noch der Tod erwartete.
Er setzte sich auf eines der Doppelbetten. Jax, einen Arm immer noch um seine Hüfte, ließ sich neben ihm nieder. Als er sich nach hinten sinken ließ, tat sie es ihm nach. Anschließend schoben sie sich zusammen nach oben, bis ihre Köpfe auf den Kissen lagen.
An einem so einsamen und abgelegenen Ort wie diesem, auf einer so verzweifelten, einsamen Mission, hatten sie nur einen Trost: dass sie füreinander da waren. Sie trafen sich zu einem sanften, zärtlichen Kuss. Was auch geschähe, sie waren zusammen. Irgendwie erschien ihm das wichtiger und großartiger als alles andere.
In lockerer Umarmung und noch immer vollständig angezogen, schliefen sie ein.
Alex schreckte aus dem Schlaf hoch. Jax, immer noch in seinen Armen, wachte mit ihm zusammen auf. In dem gedämpften, sanften Licht brauchte er eine Weile, bis ihm wieder einfiel, wo er war. Trübes Tageslicht sickerte rings um die Vorhänge ins Zimmer. Die kleine Lampe hinter der Ecke zum Badezimmer brannte noch. Er warf einen Blick auf die roten Leuchtziffern der Uhr auf dem Nachttisch. Kurz nach sieben.
Alex gähnte. Er wollte wieder einschlafen, wollte Jax weiter in den Armen halten.
Doch das kam nicht in Frage. Er musste den Cherokee zu dem Vertragshändler bringen und sehen, ob er dort jemanden überreden konnte, kurzfristig den Anlasser zu reparieren. Er rechnete sich aus, sie mit einem großzügigen Vorabtrinkgeld überzeugen zu können.
»Hab ich noch Zeit für ein Bad?«, fragte Jax.
»Aber ja, mach nur. Ich fahr eben den Jeep die Straße runter und lasse ihn dort, damit sie den Anlasser in Ordnung bringen. Das sollte dir genug Zeit lassen. Anschließend müssen wir einkaufen
gehen und ein paar Vorräte besorgen. Bis dahin ist der Anlasser hoffentlich repariert.«
Sie wälzte sich auf ihn. »Haben wir noch Zeit für einen Kuss?«
Statt einer Antwort zog er sie in seine Arme. Ihr Haar fiel nach vorn über ihre Schultern und umhüllte sein Gesicht. Nach einem ausgiebigen Kuss löste sie sich von ihm und strich ihm das Haar aus der Stirn. »Mir hat noch nie so viel an einem Menschen gelegen.«
»Ich weiß. Mir auch nicht.«
»Nicht einmal an Bethany?«, hakte sie mit spitzbübischem Grinsen nach.
»Ganz sicher nicht an Bethany«, erwiderte er ernst, ehe er sie für einen weiteren Kuss wieder an sich zog.
Als er endete, löste sie sich erneut von ihm. »Was werden wir jetzt tun, uns betreffend?«
»Worauf willst du hinaus?«
Sie zuckte mit den Achseln und wandte den Blick ab. »Nun, ich bin nicht von hier. Sobald ich eine Möglichkeit finde, muss ich zurück.«
Damit hatte sie den wunden Punkt berührt, der ihn so quälte. Er konnte sie schlecht darum bitten, ihrem Volk, das auf sie angewiesen war, den Rücken zu kehren. Auch wenn er keine Vorstellung hatte, wer oder was sie in ihrer Welt war, so stand doch fest, dass sie dort eine
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