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Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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unter Verschluss gehalten, wie auch einige der Zimmer – Zimmer, in denen Patienten untergebracht waren, wenn sie gewalttätig wurden. Das Wegschließen sollte die Patienten zu allgemeinverträglicherem Benehmen anspornen.
    Die Sonnenveranda mit ihren Oberlichtern war der einzige Lichtblick in diesem finsteren Gefängnis. Lackierte Eichentische standen über den gesamten Raum verteilt; sie waren mit dem Fußboden fest vernietet. Die wackligen Plastikstühle nicht.
    Alex erblickte seine Mutter sofort; sie saß auf einem Sofa an der gegenüberliegenden Wand. Sie sah ihn kommen, ohne ihn wiederzuerkennen. Gelegentlich kam es vor, dass sie wusste, wer er war, aber diesmal verriet ihm der Ausdruck ihrer Augen, dass es sich diesmal nicht so verhielt. Das war für ihn stets das Härteste – das Wissen, dass sie meist nicht einmal wusste, wer da vor ihr stand.
    In einem fest hoch oben an der Wand montierten Fernseher lief Glücksrad . Die Fröhlichkeit und das Gelächter aus dem Apparat stand in auffallendem Gegensatz zur düsteren Stimmung des Aufenthaltsraums. Ein paar Patienten stimmten in das Gelächter des Publikums im Fernsehen ein, ohne zu begreifen, worüber da gelacht wurde. Vermutlich, dachte Alex, war es besser, als unentwegt in Tränen auszubrechen. Zwischen den Lachsalven musterten ihn einige der jüngeren Frauen mit glänzenden Augen.
    »Hallo, Mom«, rief er im Näherkommen mit seiner fröhlichsten Stimme.
    Sie trug eine hellgrüne Krankenhauspyjamahose und ein einfaches Top mit Blümchendruck, ein Aufzug von abstoßender Hässlichkeit. Ihr Haar war länger als das der anderen Insassen, denn die meisten Frauen hatten sich das Haar kurz geschnitten.
Alex’ Mutter hingegen legte größten Wert auf ihr sandfarbenes, schulterlanges Haar und reagierte auf jeden Versuch, es abzuschneiden, mit einem Wutanfall. Trotzdem versuchte man es ab und an, da man annahm, sie könnte vergessen haben, dass sie es lang vorzog. Es war eines der wenigen Dinge, die sie nie vergaß. Alex war froh, dass es etwas gab, das ihr anscheinend etwas bedeutete.
    Er setzte sich neben ihr auf das Sofa. »Wie geht es dir?«
    Einen Moment lang musterte sie ihn unverwandt. »Gut.« Ihr Ton verriet ihm, dass sie keinen Schimmer hatte, wer er war.
    »Ich war letzte Woche hier. Weißt du noch?«
    Sie starrte ihn an und nickte. Alex war nicht einmal sicher, ob sie die Frage verstanden hatte. Bisweilen sagte sie Dinge, von denen er wusste, dass sie nicht stimmten. So sprach sie manchmal davon, dass ihre Schwester zu Besuch gewesen sei, obwohl sie gar keine Schwester hatte. Sie erzählte dann, sie hätten zusammen einen Einkaufsbummel gemacht. Dabei hatte sie zu keinem Zeitpunkt die Erlaubnis, ihr Gefängnis im neunten Stock zu verlassen.
    Er strich ihr mit der Hand seitlich über den Kopf. »Dein Haar sieht hübsch aus heute.«
    »Ich bürste es jeden Tag.«
    Ein übergewichtiger Krankenpfleger in schwarzglänzenden, quietschenden Schuhen schob einen Servierwagen auf die verglaste Veranda. »Zeit für einen Imbiss, meine Damen.«
    Aufgereiht auf der obersten Ebene des Wagens standen ein paar Dutzend Plastikbecher, halb gefüllt mit Orangensaft oder etwas, das so ähnlich aussah. Die übrigen Ebenen enthielten Sandwiches mit Salat und Bologneser Wurst auf Weißbrot. Zumindest nahm Alex an, dass es Bologneser Wurst war. Eigentlich gab es nie etwas anderes.

    »Wie wär’s mit einem Sandwich, Mom? Du siehst ein bisschen abgemagert aus. Isst du auch vernünftig?«
    Widerspruchslos stand sie auf, um sich ein Sandwich und einen Becher von dem Pfleger mit dem Servierwagen abzuholen, als der ihn in die Nähe rollte. »Hier, für dich, Helen«, sagte er und reichte ihr den Becher mit Orangensaft und ein Sandwich.
    Alex folgte ihr, als sie zu einem Tisch abseits der anderen Insassen in der gegenüberliegenden Ecke schlurfte.
    »Die wollen immerzu reden«, sagte sie mit einem durchdringenden Seitenblick auf die Frauen, die auf der anderen Seite des Raumes beieinanderhockten, wo sie den Fernseher sehen konnten. Die meisten Patienten hier unterhielten sich mit eingebildeten Gesprächspartnern. Wenigstens das tat seine Mutter nicht.
    Alex verschränkte die Arme auf dem Tisch. »Und, was gibt’s Neues?«
    Seine Mutter kaute einen Moment, dann schluckte sie und sagte, ohne dabei aufzusehen: »Ich habe schon seit einer Weile keinen mehr von ihnen gesehen.«
    »Tatsächlich?«, ging er auf sie ein. »Was wollten sie denn?«
    Es war schwierig, eine Unterhaltung zu

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