Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
gewesen sein mochte, im Tod, mit einer klaffenden Wunde quer über ihren Hals, bot sie einen grotesken Anblick. Ihm drehte sich der Magen um. Beim nächsten gleißenden Flackern bemerkte er eine Stichwunde in ihrem unteren Rücken. Als er sie zum ersten Mal bemerkt hatte, war Jax’ Klinge blutverschmiert gewesen. Jetzt dämmerte ihm, dass sie zunächst auf Bethany eingestochen haben musste, um sie kampfunfähig zu machen.
Während Jax sich aufrichtete, erstarb das Flackern und das Zimmer versank abermals in Dunkelheit, eine Dunkelheit, die wegen des gegen die Scheiben trommelnden Regens umso gespenstischer wirkte.
Als es das nächste Mal blitzte, war auf dem Boden zu ihren Füßen nichts mehr zu sehen – keine Leiche, kein Blut, nichts.
Überrascht und ungläubig kniff Alex die Augen zusammen. Bethany war verschwunden.
Einfach so.
»Bitte«, meinte Jax. »Fühlst du dich jetzt besser?«
»Wie haben Sie das gemacht?« Schockiert zeigte er auf die leere Stelle auf dem Fußboden.
»Das sagte ich doch schon. Ich habe ihre Rettungsleine aktiviert, damit diese sie zurückholt.«
Außerstande, seinen Augen zu trauen, wich Alex zurück, bis er gegen das Bett stieß. »Nein, im Ernst. Wie haben Sie das gemacht?«
Er wandte sich herum und sah beim nächsten Aufgleißen, dass die Laken von jungfräulichem Weiß waren. Da war kein Blut zu sehen, nicht das geringste Fleckchen. Er schaute an sich herab, strich mit der Hand über sein blütenreines Hemd. Kein Blut.
Es war, als wäre Bethany niemals da gewesen.
Jax beugte sich zu ihm. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
Alex nickte benommen. »Es ist unmöglich, und doch habe ich es gesehen.«
»Jedes meiner Worte war die Wahrheit, Alexander.«
Er konnte nur nicken.
Sie seufzte. »Dies alles muss schwierig für dich sein, Alex. Vielleicht kann ich dir später helfen, es besser zu verstehen, aber jetzt gilt es erst einmal, von hier zu verschwinden.« Sie musterte ihn mit einem argwöhnischen Blick. »Übrigens, was ist eigentlich mit dem Mann passiert, drüben, im anderen Zimmer nahe bei der Tür?«
»Was …?« Dann fiel es ihm wieder ein. »Oh, der. Ich habe ihm das Genick gebrochen.«
»Tatsächlich?« Jax schien überrascht. »Gut gemacht, Alex. Sehr gut.«
»Sie waren zu zweit. Nachdem ich dem einen das Genick gebrochen hatte, hat der andere mich ans Bett gefesselt. Anschließend hat Bethany ihn nach draußen geschickt, wo er warten sollte, bis sie mit mir fertig wäre. Er wird irgendwo da draußen im Regen stehen.«
Jax schien unbekümmert. »Ich habe ihn bereits ausgeschaltet
und zurückgeschickt. Jetzt muss ich noch den zurückschicken, den du getötet hast, dann können wir von hier verschwinden.«
»Also, wenn die Gefahr gebannt ist, vielleicht müssen wir dann gar nicht …«
Sie packte seinen Arm. »Alex, wir müssen fort von hier.«
»Sie denken, Bethanys Leute könnten uns andere auf den Hals hetzen?«
»Das auch.«
Er fragte sich, was sie damit meinte. »Wie lange werden wir untertauchen müssen?«
Sie warf ihm einen hitzigen Blick zu, wurde dann aber versöhnlicher, und ihre Züge entspannten sich. »Alex, du musst mir zuhören.
Schon seit geraumer Zeit kommen überaus gefährliche Leute hierher, in diese Welt. Ich bin zwar über einen Teil der Geschehnisse im Bilde, über so manches aber tappe ich noch immer im Dunkeln. Nur glaube ich nicht, dass sie zum Spaß hierhergekommen sind.
Viele Unschuldige sind bereits gestorben. Für uns ist das eine Frage des Überlebens, eine Frage von Leben und Tod.
Aber das betrifft meine Welt, nicht deine. Hier, in deiner Welt, erfreut ihr euch eines friedlichen Daseins. Du hast dein eigenes Leben. Wir sind der Überzeugung, dass es das Recht eines jeden Einzelnen ist, selbst über sein Leben zu bestimmen. Du bist in keiner Weise verpflichtet, uns zu helfen.
Solltest du dich aber dazu entscheiden, dann sag es mir bitte jetzt. Ich habe keine Zeit zu verlieren.
Jemand aus meiner Welt hat kürzlich deinen Großvater getötet und dich heute Abend umzubringen versucht. Wahrscheinlich ist deine Familie schon lange in diese Geschichte verwickelt, war womöglich sogar ein Ziel, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Prophezeiungen aus meiner Welt deuten darauf hin, dass du in diese Geschichte verwickelt bist. Was durch das Gesetz der Neunen untermauert wird.
Du kannst dich entschließen, meine Warnung in den Wind zu schlagen, dich weigern zu glauben, dass eine Prophezeiung aus meiner Welt sich auf dich bezieht. Du
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