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Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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suchte, sah er nicht.
    Wie hatte sie nur so schnell untertauchen können?
    Im Trab lief er zum Eingangsbogen und warf einen Blick zurück zu dem gediegenen Regent-Juweliergeschäft, aber auch dort war sie nirgends zu sehen. Ihr plötzliches Verschwinden war nicht nur merkwürdig, es war zum Verzweifeln. Wenigstens nach ihrem Namen hatte er sie fragen wollen.
    Er hatte nicht erwartet, dass ihm so schnell die Zeit ausgehen würde. Jetzt hatte er seine Chance verpasst.
    Vielleicht aber auch nicht. Immerhin hatte sie davon gesprochen, sie müsse »jetzt erst einmal« fort.
    Er fragte sich, was sie damit gemeint haben mochte.
    Ihm entfuhr ein tiefer Seufzer. Vermutlich gar nichts. Wahrscheinlich hatte sie nur höflich sein wollen. Vermutlich wollte sie ihn einfach ebenso loswerden, so wie er Bethany loswerden wollte.
    Aber irgendwie schien das nicht alles zu sein. Da war noch irgendetwas anderes im Gange, er wusste nur nicht, was.
    In der vom Scharren der Schritte und von gedämpften, von unbeschwertem Lachen unterbrochenen Gesprächen erfüllten Halle hatte er plötzlich das Gefühl, sich das Ganze nur eingebildet zu haben.
    Ein Gedanke, gegen den er sich an ausgerechnet diesem Tag der Tage nach Kräften sperrte.
    Auf einmal kamen ihm die Regent-Passagen sehr leer und sehr einsam vor. Seine Stimmung, die sich gerade ein wenig zu heben begonnen hatte, sank wieder auf den Nullpunkt.

    Er presste die Lippen aufeinander, wütend über Bethany und ihre gedankenlosen SMS und Anrufe, die niemals wichtig waren, ihn aber gerade bei etwas sehr Wichtigem gestört hatten.
    Mit einem weiteren Seufzer der Enttäuschung machte er sich schließlich durch die Gruppen einkaufslustiger Frauen auf den Rückweg. Zerstreut nach der verschwundenen Frau suchend ließ er den Blick über ihre Gesichter wandern, bis er schließlich, ohne sie gesehen zu haben, wieder vor der Galerie stand. Irgendwie hatte er geahnt, dass er sie nicht finden würde.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend spähte er durch das Schaufenster. Er wollte sehen, ob die Frau, als er den Anruf entgegennahm, womöglich hineingegangen war, um sich sein Bild anzusehen. Vielleicht hatte er es einfach nicht bemerkt, vielleicht hatte sie es nur von Nahem betrachten wollen. Immerhin schien sie von dem Bild ganz angetan gewesen zu sein.
    Doch als er durch das Galeriefenster spähte, sah er nicht die Frau, vielmehr erblickte ihn Mr. Martin und lächelte ihm höflich zu.
    Die handgeschmiedeten, an einer geknoteten Gebetsschnur befestigten Tibetanischen Glocken spielten ihre schlichte, vertraute Melodie, als Alex die Tür beim Eintreten hinter sich schloss. Er würdigte die ausgestellten Arbeiten im Vorübergehen nur eines flüchtigen Blicks. Es fiel ihm schwer, sie als »Werke« zu bezeichnen.
    Mr. Martin, schlank und im dunklen Zweireiher, hatte die Angewohnheit, die Hände übereinanderzulegen. Gewöhnlich änderte er ihre Anordnung mehrmals, bevor er zufrieden war. Unmittelbar unterhalb seines vorstehenden Adamsapfels schimmerte eine grellrosa Krawatte aus seinem Kragen hervor.
    »Mr. Martin, wie sieht es aus heute? Ich wollte einfach mal reinschauen, um zu sehen, ob …«

    »Tut mir leid, Alex. Aber seit dem einen im vergangenen Monat hat sich keines Ihrer Bilder mehr verkauft.«
    Alex biss sich auf die Unterlippe. »Verstehe.«
    Es sah ganz so aus, als müsste er bis zur Reparatur seines Pick-ups alle Wege so gut es irgend ging zu Fuß erledigen. Zum Glück hatte er es nirgendwohin sehr weit, seit im vergangenen Jahr die Läden und Geschäfte geöffnet hatten. Das Haus seines Großvaters hatte immer schon in fußläufiger Entfernung gelegen. Vermutlich wartete Ben in diesem Moment schon auf seinen Besuch.
    Mr. Martin setzte abermals sein dünnes Lächeln ein und beugte sich geduldig vor. »Ich bin sicher, ich könnte Ihnen zu einem guten Namen und einer Menge Geld verhelfen, Alex, wenn Sie sich mir nur anvertrauen würden.« Beiläufig wies er mit seinen geschmeidigen Fingern auf das als Blickfang im Schaufenster ausgestellte Gemälde. »R. C. Dillion macht mit seinen eindrucksvollen Arbeiten ein Vermögen. Seine nur allzu offenkundige Sorge und Seelenqual angesichts der Zerstörung unseres Planeten wirkt nicht nur zutiefst bewegend, sondern ist auch noch sehr gefragt. Die Sammler wollen Künstler, die imstande sind, ausdrucksvolle Emotionen auf die Leinwand zu bringen. Es erfüllt sie mit einem gewissen Stolz, andere an ihrer aufrichtigen Betroffenheit teilhaben zu lassen, die

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