Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
sah. Dass Vendis selbst hier aufgetaucht und dir so nahe gekommen ist, ist kein gutes Zeichen. Er ist der Mann, den Cain losschickt, wenn es Drecksarbeiten zu erledigen gilt.«
»Was meinen Sie damit, dass sie Ihre Welt in Gefahr bringen? Worauf hat dieser Cain es abgesehen?«
Jax seufzte wiederholt. »Auf Macht – letztendlich ist es nicht komplizierter als das. Wie andere vor ihm während der gesamten Menschheitsgeschichte, so giert auch er nach Macht. Es schert ihn nicht, wer oder was dabei vernichtet wird, solange er nur bekommt, wonach es ihn verlangt. Ja, ich weiß, es fällt schwer, das zu glauben, aber Männern wie diesen bedeuten Millionen von Toten gar nichts. Ihr Interesse gilt ausschließlich ihrer eigenen Macht.
Lange Zeit herrschte bei uns Frieden und Wohlstand. Die Menschen wussten um die Bedeutung von harter Arbeit und Leistung, die meisten besaßen ein Gespür für Lebensqualität. Mit der Zeit jedoch gerieten diese Dinge bei immer mehr Leuten aus der Mode – Leuten, die meinten, ein Recht auf Wohlstand zu besitzen, ohne etwas dafür leisten zu müssen. Sie nahmen es übel, wenn man ihnen erklärte, dass ihre Hirngespinste geradewegs in den Ruin führten.«
»Mit anderen Worten, sie gaben dem Überbringer der Wahrheit die Schuld.«
Jax nickte. »Menschen wie Radell Cain gibt es immer, Menschen, die bereit sind, verbreitete Ressentiments zu ihrem Vorteil auszunutzen. Er trieb sein Spiel mit den Gefühlen der Menschen, schob alles denen in die Schuhe, die nach wie vor produktiv und wohlhabend waren, indem er sie als sorglos und abgestumpft brandmarkte. Wie sich herausstellte, waren die Menschen anfällig für seine vereinfachenden, populistischen Vorstellungen. Irgendwie gelang es ihm, das, was eigentlich nichts weiter als primitive Gier war, als tugendhaft und rechtschaffen erscheinen zu lassen, den Diebstahl an durch Arbeit erworbenem Gut als gerechtes Anliegen hinzustellen. Die Menschen schluckten es bereitwillig.
Inmitten unruhiger und schwieriger Zeiten gewann Cain die Menschen mit dem Versprechen von Veränderung – einer neuen Vision, einer neuen Ausrichtung – für sich. Es gelang ihm, Veränderung als Allheilmittel für sämtliche Probleme hinzustellen. Ein Gedanke, den die Menschen ebenso bedenkenlos wie bereitwillig aufnahmen.«
»Schätze, die Leute mögen es, wenn man ihnen erklärt, dass sie an nichts selber schuld sind«, warf Alex ein. »Dass andere für ihre Probleme verantwortlich sind.«
Jax nickte. »In den Augen vieler übertrifft das harte Arbeit und persönliche Verantwortung.«
»Und worin bestand nun die großartige Veränderung, die dieser Radell Cain anstrebte?«
»Er machte die Magie zum Sündenbock und behauptete, sie beschmutze alles, womit sie in Berührung komme, denn sie sei unredlich. Also beschwor er zur Lösung all unserer Probleme einen dreisten Wechsel: eine Welt ohne Magie.«
Alex zuckte mit den Achseln. »Ich lebe auch in einer Welt, in der es keine Magie gibt. Was ist daran verkehrt?«
»Aber du lebst in einer Welt der Technik. Technik und Magie sind in vieler Hinsicht austauschbar. Fast könnte man argumentieren, dass sie in allen praktischen Belangen identisch sind. Die meisten von uns verstehen die Komplexität der Magie nicht, wie zum Beispiel mein Reisebuch. Wir benutzen es einfach. Ganz bestimmt gibt es in deiner Welt Menschen, die die komplexe Technik der Telefonapparate verstehen. Aber ich wette, die meisten Menschen, die sich ihrer bedienen, wissen letztlich nicht, wie sie funktionieren.
Wie Technik, so macht auch Magie das Leben angenehmer. Sie hilft einem nicht nur zu überleben, sie verhilft uns zu Wohlstand und Gesundheit, zu einem längeren Leben. Weil aber jeder
sie benutzt und nur wenige sie tatsächlich begreifen, ist dieses Wissen in Verruf geraten und gilt als unheilvoll. Diese weit verbreiteten Ängste macht sich Radell Cain zunutze.«
»Wie ist es möglich, dass Sie so gut über unsere Technik Bescheid wissen, aber nicht einmal wissen, wie man Tee zubereitet?«
»Wir haben die Dinge hier nach bestem Vermögen studiert und so viel wie möglich gelernt, trotzdem bleibt dieser Überblick blass, bruchstückhaft. Wir besitzen zwar eine ungefähre Vorstellung von der ungeheuren Bedeutung der Technik für das hiesige Leben, aber die Einzelheiten sind uns immer noch ein Rätsel.
So wissen wir zum Beispiel, dass ihr Autos und Lastwagen benutzt, um von einem Ort zum anderen zu gelangen und Lebensmittel und Güter zu
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