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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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definitiv keiner von euren Wächtern werden. Ich will endlich ein Ende machen, wenn es kein Heilmittel gibt.«
    Gwynal seufzte leise. »Ashton, du hast noch nicht begriffen, was es wirklich bedeutet, ein Vampir zu sein, weil dein Verstand immer noch ausschließlich menschlich denkt. Abgesehen von den biologischen Unterschieden leben wir wie die Menschen, und ich will, dass du das am eigenen Leib erfährst. Deshalb verlange ich von dir drei Monate deines Lebens.«
    Ashton sah den alten Vampir misstrauisch an. »Soll ich dir etwa dienen wie ein Sklave?«
    »Ich will dir keineswegs deine Würde nehmen. Du sollst drei Monate lang unter der Aufsicht eines Mentors das ganz normale Leben eines Vampirs führen. Nur wenn du erlebst und verstehst, was es bedeutet, ein Vampir zu sein, kannst du eine Entscheidung über deine Zukunft treffen.« Er hob abwehrend die Hand, als Ashton spontan ablehnen wollte. »Du kennst bisher nur die Nachteile und hast den Schock deiner unfreiwilligen Verwandlung noch nicht überwunden. Drei Monate, Ashton. Neunzig Tage. Wenn du am einundneunzigsten Tag immer noch den Tod willst, dann komm zu mir, und ich werde deine Existenz beenden. Bis dahin verlange ich dein Ehrenwort, dass du diese drei Monate am Leben bleibst, dich ausreichend ernährst, keinen Selbstmordversuch unternimmst und dich zu dem Zweck auch nicht den Jägern oder irgendwelchen anderen Verfolgern auslieferst.«
    »Was macht dich glauben, dass ich ein solches Wort halten würde?«
    »Dein Ehrgefühl und dein zutiefst aufrechter Charakter. Du hast deine Fehler, wobei Sturheit wohl der herausragendste ist, aber ein gegebenes Wort wirst du halten.«
    Ashton schüttelte den Kopf. »Du kannst mich nicht dazu zwingen«, widersprach er halsstarrig. Drei Monate als Vampir waren für ihn eine unerträglich lange Zeit.
    »Das könnte ich sehr wohl. Ich bräuchte dich nur hier in meinem Haus einzukerkern und dich notfalls zwangsernähren, bis du akzeptierst, ein Vampir zu sein und nicht mehr sterben willst.« Er zuckte mit den Schultern. »Bei deiner Sturheit würde das vielleicht ein paar Jahre dauern, aber du würdest dich am Ende damit abfinden, und sei es nur, um nicht länger gefangen zu sein. Doch ich will dich nicht zwingen und dadurch letztendlich deinen Geist brechen. Ich will dir eine echte Chance geben. Bedenke bitte eins: Der Tod ist endgültig. Was sind dagegen neunzig Tage? Als Ausgleich für jeden Unschuldigen, den du ermordest hast, ist es keineswegs zuviel verlangt, dass du diese relativ kurze Zeit ein Vampir bleibst.«
    Das stimmte zwar, doch Ashton hatte eine höllische Angst davor, die er sich selbst kaum einzugestehen vermochte. Er fühlte neu erwachte Lebensgeister, seit er das Blut getrunken hatte, und ein Teil von ihm wollte um jeden Preis weiterleben, notfalls auch als Vampir. Doch gerade das war immer noch sein schlimmster Albtraum.
    »Du hast Angst, dass du Gefallen an einem Leben als Vampir finden könntest«, vermutete Gwynal. »Du fürchtest nicht nur, dadurch zu dem zu werden, was du seit zehn Jahren so gnadenlos jagst und hasst. Am meisten fürchtest du dich wohl vor der Erkenntnis, dass du aus Unwissenheit zum Mörder Unschuldiger geworden bist.«
    Ashton fühlte sich durch die akkurate Einschätzung des Vampirs zwar bis auf die Haut entblößt, aber er konnte dem nicht widersprechen.
    Gwynal blickte ihn eindringlich an. »Ashton, verlangt nicht dein Gewissen von dir, dass du uns eine Chance gibst und damit auch dir selbst? Drei Monate, junger Bruder, und keinen Tag länger, wenn du es nicht willst. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Ashton war nie ein Mann von spontanen Entschlüssen gewesen. Er hatte stets das Für und Wider einer Sache genau abgewogen. Jetzt fühlte er sich so unsicher wie noch nie in seinem Leben. Allerdings hatte er eine Menge erfahren, über das er besser erst einmal nachdenken sollte, bevor er eine Entscheidung traf, deren Konsequenz nicht mehr rückgängig zu machen wäre. Falls Gwynal ihm die Wahrheit gesagt hatte, war er den Toten wenigstens das schuldig. Außerdem waren drei Monate verglichen mit der Endgültigkeit des Todes ein wirklich sehr kurzer Zeitraum.
    »Gut«, stimmte er widerstrebend zu. »Neunzig Tage und keinen einzigen mehr. Du hast mein Wort.«
    »Danke«, antwortete Gwynal schlicht.
    »Muss ich die ganze Zeit über hier bleiben oder kann ich gehen?«
    »Du kannst gehen wohin du willst und bleiben, wo immer du willst. Wenn du möchtest, kannst du zum Schlafen hierher

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