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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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zuletzt eine Kröte zu schlucken: Im Anschluss an das Telefonat werde er Dr. Alfred Braun beauftragen, sich an Entwicklung und Gestaltung des Drehbuchs zu beteiligen. Auch werde er Prof. Wolfgang Liebeneiner als bewährte Kraft zur Beratung hinzuziehen. Die Regie des Großprojekts werde indes uneingeschränkt in den bewährten Händen von Harlan liegen.
    Abschließend bestand Dr. G. darauf, über alle Phasen der Entwicklung des Projekts fortlaufend informiert zu werden.
    Was für uns von Amt A bedeutet: Intensiviertes Einklinken in die Dienstleitung des Reichsministers, ebenso – versteht sich: mit sofortiger Wirkung – in die Anschlüsse von Harlan wie von Liebeneiner.
    Erstes, freilich noch wenig relevantes Ergebnis: Liebeneiner, seine Beraterfunktion mit bewährter Nonchalance betonend, brachte als Vorschlag ein: Mit Blick auf das Drehbuch solle man doch mal ein älteres Theaterstück mit Titel und Thema »Kolberg« unter die Lupe zu nehmen. Der Verfasser sei ein gewisser Heise.
    Der Name wird auch Ihnen nichts sagen, aber Sie können die Bibliothekarin des Hohen Hauses bei geeigneter Gelegenheit bitten, dies zu eruieren. Wir sollten doch mal einen kleinen Vorgeschmack bekommen auf das große Vorhaben.

    Mein Reichsführer, lieber Heini Himmler!
    Kamerad Hinkel hat mich über das von unserem kleinen Doktor ausgeheckte Großfilmprojekt informiert, bei dem Kapitän Nettelbeck zur Hauptfigur erhoben, somit zum Sprachrohr des Ministers gemacht werden soll. Nach allem, was in der RSK wie in der Akademie diesbezüglich zu vernehmen ist, muss man den Eindruck gewinnen, dass sich Dr. Goebbels ein Denkmal setzen will als Initiator eines Unternehmens (eher: Unterfangens), mit dem er sich endgültig in die Annalen der deutschen Filmgeschichte einzutragen gedenkt. Was mit angemessener Skepsis zur Kenntnis genommen, jedoch nicht unbedingt hingenommen werden muss.
    Ich habe denn auch sogleich eine Gegenaktion konzipiert. Sehr viel lieber als auf dem Schriftwege würde ich Sie darüber bei einem unserer (leider recht selten gewordenen) Spaziergänge informieren, beim Angeln am (oder im) Starnberger See, wahlweise an (oder in) Ihrem Tegernsee, beim Federballspiel auf bayrischem Gras oder märkischem Sand oder auf einer wieder mal gemeinsamen Inspektionsreise ostwärts in Ihrem schmucken BMW -Cabriolet oder im Sonderwagen des RFSS und seiner treuen Gefolgschaft. Doch Hinkel hat mir eingeschärft, meinen Vorschlag in schriftlicher Form zu unterbreiten, was für Sie den Vorteil hat, den Zeitpunkt bestimmen zu können, an dem Sie, im Rahmen all Ihrer Belastungen, diese Zeilen zur Kenntnis nehmen.
    Erst einmal, grundsätzlich: Was beim Heldenepos von Goebbels & Harlan mit Sicherheit unterschlagen wird, ist der Friedensschluss von Tilsit zwischen Napoleon und dem Zaren (und seinem Verbündeten, dem preußischen König) in der Hütte auf jenem Floß, das inmitten der Memel verankert lag. Als Nebenergebnis: Die Festungsstadt Kolberg wurde von französischen Truppen kampflos besetzt. Genaugenommen müsste demnach die Geschichte eines letztlich sinnlosen, ergebnislosen Verteidigungskampfes verfilmt werden, doch wird es Goebbels sicherlich gelingen, dem filmischen Geschehen eine Wendung zum Positiven zu geben, die sein Lieblingsregisseur routiniert umsetzen wird, gemeinsam mit dem für die Rolle des Nettelbeck ausersehenen Heinrich George.
    Genau hier setze ich an. In seiner, mit Verlaub, massiven Jovialität wäre George eine total kontrastierende Besetzung für Joachim Nettelbeck, den kleinwüchsigen, hageren, wettergegerbten Kapitän diverser Handelsschiffe, der sich am Sklavenhandel zwischen Westafrika und Surinam lukrativ beteiligt hatte – was im Film mit Sicherheit nicht erwähnt wird!
    Womit ich denn beim springenden Punkt wäre. Ich frage mich, ob man dies nicht im
Schwarzen Korps
publizieren sollte – den Kameraden in der Redaktion bin ich ohnehin seit längerem einen Beitrag schuldig. Hier wäre ein passendes, noch dazu aktuelles Stichwort gegeben: Der bald siebzigjährige Exkapitän und vormalige Sklavenhändler Nettelbeck als Gegenbild zum gemütlich dicken Heinrich George – diesen Kontrast in einer pointierten Glosse herauszuarbeiten wäre mir ein Herzensanliegen.
    In der Hoffnung auf Zustimmung und Ermunterung grüßt in alter Verbundenheit und mit Heil Hitler! Ihr Hanns Johst.

    Lieber Borowski, anbei Neues zum Faszikel D r G / VH . Der designierte Spielleiter hat sich in die Jagdhütte eines Freundes im Harz

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