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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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Großprojekt als Beispiel für eine charakteristische Entwicklungstendenz: Filme zu schaffen, die durch würdige Gestaltung zu ernsten Gedanken zwingen … Film als reines Unterhaltungsmittel hingegen vertrete vielfach die Gesinnungslosigkeit einer Welt, mit der wir in der nationalsozialistischen Wirklichkeit nichts mehr zu tun haben … Mit dem Kolberg-Projekt werde ein historischer Stoff in seiner unglaublichen Aktualität in Erinnerung gebracht: Das Heldentum der Bürger einer bombardierten (!) Stadt.
    Sodann sprach, bis auf weiteres, Professor Liebeneiner. Setzte an mit der Frage, ob Filme in historischen Kostümen überhaupt gerechtfertigt seien, Filme also, die in einer Zeit spielen, in der es noch gar keinen Film gab.
    Kleines Aufmerken in der Riege der Journalisten.
    Liebeneiner hatte selbstverständlich gleich die Antwort parat: Es sei eine der Hauptaufgaben des Films, der Nachwelt ein getreues (ich wiederhole: getreues!) Abbild der Vergangenheit zu vermitteln, wobei sich allerdings gleich die Frage stelle, ob ein historischer Film in allen Details der Überlieferung getreu bleiben müsse.
    Auch hier ließ Liebeneiner mit der Antwort nicht lange auf sich warten: Dies sei einerseits zu bejahen, ein historischer Film dürfe Vergangenheit nicht verfälschen, andererseits sei auch Filmkunst eine Kunst des Weglassens. Ein historischer Film könne immer nur einen Ausschnitt wiedergeben, ein Kapitel der Historie, dies aber dergestalt, dass sich die großen Zusammenhänge zumindest erahnen ließen. L. führte das näher aus in einem Exkurs zu seinen beiden Bismarck-Filmen von 1940 und 1942 . Und knüpfte daran die Frage, ob es generell sinnvoll sei, bei staatspolitisch wertvollen Filmen dieser Art ein allzu junges Publikum (zwischen sechs und zehn) zu Vorführungen zu verpflichten. L. sprach aus Erfahrung: Klassenweise ins Kino geführte Kinder sind extrem unruhig, ja zappelig, schwatzen andauernd, laufen zum Lokus. Fast kollektive Erleichterung, als während einer Vorführung Luftalarm gegeben wurde.
    Und es erfolgte, endlich, die Überleitung zum Kolberg-Projekt des Kollegen: Man müsse von vornherein überlegen, ob es sinnvoll sei, den Kolberg-Film als jugendfrei zu etikettieren – das könnte manchen Erwachsenen davon abhalten, ins Kino zu gehen. Womit die intendierte Wirkung des Großfilms abgeschwächt würde. Ein Punkt, der auch mit der Reichsfilmkammer abzugleichen sei.
    Professor Harlan bedankte sich für die bisher produktive Zusammenarbeit mit dem UFA -Produktionschef, wies aber, in einem Nebensatz, darauf hin, dass Liebeneiner nicht zugleich Produktionsleiter des Kolberg-Films sei, diese Aufgabe sei von Walter Maria Sperber übernommen und bisher in überaus bewährter Weise ausgeführt und ausgefüllt worden. Als Berater jedoch werde Liebeneiner dem Unternehmen weiterhin zur Seite stehen.
    In knappen Worten umriss Harlan sodann das Geschehen, schilderte die Situation, in der sich die Festungsstadt Kolberg 1806 / 1807 befand, als sie von den Franzosen sechs Monate lang belagert und von Mörsern bombardiert wurde. Trotz zusätzlichem Artilleriebeschuss und diverser Infanterieangriffe konnten Bürger und Soldaten die Stellung halten gegenüber der vielfachen Übermacht. Zwar wurde ein großer Teil der Häuser zerstört, die Stadt aber wurde gehalten.
    Zur den bisherigen und den anstehenden Dreharbeiten äußerte sich Harlan nur knapp. Schnee sei für die Dreharbeiten im Prinzip willkommen gewesen, die Belagerung Kolbergs setzte sich ja in den Winter fort, die Dreharbeiten mussten jedoch abgebrochen werden, da der Winter strenger und vor allem weitaus schneereicher ausfalle als erwartet oder befürchtet. Nach den anhaltenden Schneefällen, angesichts auch von hohen Schneeverwehungen sei es nicht möglich gewesen, die Massenkomparserie jeweils pünktlich am Drehort zusammenzuführen, und so hätten denn die Truppen in verschiedenen Ortschaften Winterquartier bezogen.
    Die witterungstechnisch bedingte Drehpause aber werde genutzt, um präzise Vorbereitungen zu treffen für das nächste Frühjahr. Dazu gehöre auch, dass er einen weiteren Co-Autor hinzugezogen habe, den durch mehrere Drehbücher preisgekrönter Spielfilme hinlänglich akkreditierten Hanns-Karl Erckmann.
    Und Harlan benannte sein Hauptanliegen: Dem Publikum von heute das Heldentum seiner Vorfahren vor Augen führen; mit der von den Ahnen ererbten Kraft werde man auch heute den Sieg erringen; zwar werde er ein Denkmal setzen für Gneisenau und

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