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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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zernieren im Feindgebiet eine Stadt, die einen starken Verpflegungszuschuss braucht; der ließe sich abzweigen und dem neuen Bestimmungsort zuführen. Nur mal angedacht, Herr Minister, wirklich nur mal angedacht und letztlich vom Führer zu entscheiden: Das Heer schneidet eine polnische Stadt, Kalisch oder Lodsch, am besten Lodsch, von allen Versorgungswegen ab, wir lassen die Stadt schmoren, führen sodann Richtung Kolberg ab, was sonst nur unser Versorgungs-Portemonnaie belastet. Für die zumeist polnische Einwohnerschaft wäre die Zernierung sicherlich hart, aber diesbezüglich können wir uns Sentimentalitäten ersparen.
    Das fand Resonanz: Auch Dr. G. sah, in Anbetracht der »vernünftigen Lösung«, keinen Anlass, »die Humanitätsleier anzustimmen«.
    Die Herren verständigten sich dahingehend, dass der Führer in dieser kniffligen Angelegenheit das letzte Wort habe. Sobald entsprechende Weisung aus dem FHQ u erfolge, solle sich die Produktionsleitung bezüglich der organisatorischen Abwicklung mit Amt I ins Benehmen setzen, zuständig für die Versorgungsführung.

    Lieber Major Roggenkamp, die Pläne der Marineführung entfachten hierorts einen Sturm im Wasserglas.
    Vorab eine Notiz zur Übermittlung Ihrer Überwachungsergebnisse. Sichtung und Vermittlung der Abhörprotokolle dürfen, nominell, nicht allein mir überlassen bleiben. Zwar bin ich eingestuft und eingesetzt als Adjutant z.b.V., aber nur im Rang eines Oberleutnants – das schränkt, theoretisch, meinen Zugriff ein. Da andererseits unser Chef nur gelegentlich, dann auch eher beiläufig Interesse an Erkenntnissen des FA zeigt, wird von Zeit zu Zeit Generaloberst Loerzer beauftragt, Einblick in die übermittelten Unterlagen zu nehmen. Dies war gestern Nachmittag der Fall. So hat Loerzer in Erfahrung gebracht, dass die Marine in Sachen Kolberg-Film Interesse signalisiert und aktive Beteiligung offeriert. Das hat unseren »Frühstücksgeneral« alarmiert, er hat sogleich eine Gegenmaßnahme konzipiert. Unter dem Motto: Wenn das OKM bei besagtem Filmprojekt Wünsche geltend macht, darf das OKL nicht zurückstehn.
    Loerzer unterbreitete folgenden Vorschlag: Eine von der Bürgerschaft gebaute Montgolfiere steigt auf vom Marktplatz Kolberg. In der Gondel Major von Gneisenau, der sich Überblick verschaffen muss über die formiert anrückenden Feindesmassen. Mit solch einer Vogelperspektive würden nebenbei auch Filmaufnahmen plausibel, die Harlan von einem Fesselballon herab drehen will.
    Göring reagierte ungehalten: Er hasse Ballons, Ballone, selbst ein Greenhorn kann mit einem einzigen Leuchtspur-Geschoss eine Heißluft- oder Gasblase treffen, und das Unikum geht als brennende Riesenfackel hernieder. Da soll er sich als OB der Luftwaffe für eine Montgolfiere starkmachen?!
    Aber wenn sich die Marine mit einem Dreimaster in Szene setzt –
    Bleiben Sie mir mit der Marine vom Leibe! Jedes Mal beim Vierjahresplan kamen die angeschissen mit völlig überzogenen Forderungen nach Stahlkontingenten. Und was passiert mit all dem Stahl? Wird auf den Meeresgrund geschickt! Rein menschlich ist ja einigermaßen verständlich, dass die Marine zum Ausgleich wenigstens im Film groß aufkreuzen will, aber was wird das für ein Film? Ein Renommierobjekt des kleinen Doktors! Und Humpelbeen prahlt damit womöglich vor dem Führer! Sowas müssen wir doch nicht fördern, Loerzer,
wir
doch nicht!

    Lieber Major Roggenkamp in der winterlichen Nordeifel, ich halte die Stellung in der Schorfheide wie in der Reichshauptstadt, kann somit Ergänzendes beitragen zum D r G / VH -Faszikel. Damit möchte ich nicht warten, bis Sie aus dem wohlverdienten Weihnachtsurlaub zurückgekehrt sind – ich tippe das Folgende aus frischer Erinnerung, lasse Hubalek den Bericht im Kurierumschlag auf Ihrem Schreibtisch deponieren.
    Verabredungsgemäß habe ich einen Diensttermin im RLM genutzt, um anschließend im Gebäudekomplex Wilhelmstraße/Mauerstraße an der RMVP -Pressekonferenz teilzunehmen.
    Am Tisch auf dem Podest Wolfgang Liebeneiner, in seiner Funktion als Produktionschef der UFA sowie als Berater des Großfilms, und Veit Harlan als Spielleiter. Die Herren Regisseure flankiert von Hinkel zur Rechten und Terzenbach zur Linken. Thema, sinngemäß wiedergegeben: Rückblick auf die ersten drei Monate der Dreharbeiten im ablaufenden Jahr 43 , Ausblick auf den Fortgang im Geschäftsjahr 44 .
    Soldatisch knappe Begrüßung durch den Geschäftsführer der Reichsfilmkammer. Das cineastische

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