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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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Flugplätze werden von feindlichen Jägern ständig belauert, werden bei jeder verdächtigen Bewegung mit Bordwaffen und Bomben eingedeckt. Also müssen die 262 nach dem Antransport umgehend in bombensichere Hangars geschoben, ja, in benachbarte Dörfer geschleppt, womöglich in Scheunen versteckt werden. Sollen sie zum Einsatz gelangen, dürfen sie nicht von Zugmaschinen zum Start geschleppt werden, das würde nur wieder Treibstoff kosten, es müssen Ochsengespanne her. Ochsengespanne vor dem derzeit modernsten Flugzeug der Welt! Doch endlich können die beiden Triebwerke anlaufen, kann eine 262 abheben, und es mag sich, laut Galland, das Gefühl einstellen, man werde von Engeln geschoben. Allerdings kommt es allzu häufig vor, dass eine Maschine aus technischen Gründen (Ersatzmaterialien!) abstürzt oder von Mustangs abgefangen wird. Das Fliegen des Strahlflugzeugs vielfach als Himmelfahrtskommando.
    Spritmangel, allenthalben Spritmangel! Etwa 1500 (in Worten: eintausendfünfhundert) Jagdflugzeuge, so erfuhr ich in einer hausinternen Besprechung, können derzeit infolge Spritmangel nicht eingesetzt werden. Oder doch? Etwa bei Einsätzen, die nur für den Anflug betankt werden? Und mit Jungpiloten, die keine hohen Ausbildungskosten verursacht haben, etwa Hitlerjungen mit Segelflugausbildung, und mit Kolbenmaschinen lernen sie schnell mal Start und Anflug? Die wären disponiert und geeignet zum Totaleinsatz bei Rammflügen. Nicht zu verwechseln mit Selbstopferung! Aber auch dieses Wort tauchte auf bei der Besprechung mit Oberst Herrmann, Kommandeur der 1 . Jagddivision »Wilde Sau«, und Generalmajor Peltz, Kommandeur des II . Jagdkorps, sowie mit NS -Führungsoffizier Barthels.
    Der ideale Ablauf eines Rammkommandos gegen eine Bomberflotte verliefe wie folgt: Nur halb betankte Jäger steigen auf; sofern sie nicht schon beim Anflug von »Mustangs« abgeschossen werden, rammen sie Fliegende Festungen, dies nicht im Rumpf, es genügt vielmehr, das Leitwerk abzufetzen. Sodann springt der Pilot, sofern noch handlungsfähig, aus dem frontal zertrümmerten Jäger ab, blickt, am Fallschirm pendelnd, dem abstürzenden Bomber nach. Bestenfalls. Im Idealfall. Denn die Herren schätzten, dass kaum fünfzig Prozent der Piloten den Einsatz überleben würden.
    Als sich RM zu einer Stellungnahme aufraffte, lautete sie: Hier dürfen nur Freiwillige zum Einsatz kommen.
    Ein erster jagdwaffeninterner Aufruf, probehalber, findet überraschend starkes Echo: Hunderte melden sich, fast alle unter zwanzig. Keiner von ihnen hat etwas zu verlieren.
    Zu gegebenem Zeitpunkt soll es laut Hauskonferenz wie folgt weitergehen: Die Piloten sollen eine Verpflichtungserklärung unterschreiben (die sie einen Tag später zurückziehen können, anstandslos). Testamentarische Verfügungen sollen umgehend notariell bestätigt werden. Der Verpflegungssatz soll entschieden verbessert werden. Richtmänner sollen unsere Rammjäger speziell motivieren. Dabei sollen zwei Filme vorgeführt werden:
Der große König
von Harlan und
Jud Süß
. Nach Fertigstellung soll
Kolberg
hinzukommen. Vor allem vom K-Film erwartet man nachhaltige Wirkung.
    Soviel, für heute, mit einem Gruß vom Waldhof, Uwe.

    Geheime Reichssache!
    Reichsführer! Zur Kooperation Roggenkamp/Borowski konnten weitere Erkenntnisse gewonnen werden.
    Betr.: Major Roggenkamp. Seit Zerstörung der Wohnung mit Blick auf Waterloobrücke hat er Unterschlupf gefunden bei seiner 46 -jährigen Sekretärin Marita Simoneit. R. bewohnt das Zimmer ihres Sohnes Hans. Als früheres Mitglied eines Radsportvereins wurde er in eine Radfahrschwadron der Hg. Süd eingegliedert. Die Mutter zeigt gern ein Foto vor: Hans mit dem Truppenrad, auf dem Rücken das Traggestell mit Bodenplatte für den Granatwerfer 36 .
    Laut Auskunft des Blockwarts führt das reife Paar ein zurückgezogenes Leben; das Vertrauen, das R. in die Frau setzt, scheint unverbrüchlich.
    Nachrichtendienstlich ergiebiger ist das Verhältnis zwischen Borowski und seiner Geliebten Nelly Köster in Teltow (sein »Teltower Rübchen«). Es handelt sich hier um die junge Ehefrau des Studienassessors Köster, der Waffendienst am Atlantikwall leistet. Als Dienstverpflichtete ist N. K. in der Verwaltung der Lazarett-Abteilung »Teltower Hof« tätig. Unter den dort ebenfalls tätigen Frauen sind nicht weniger als drei bekannt, die alles andere als ladenrein sind. Besonders toll indessen treibt es, dem Vernehmen nach, besagte Ehefrau des Studienassessors.

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