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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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des deutschen Filmschaffens fühlt er sich verantwortlich für die Sicherheit der Mitwirkenden.
    Folglich sieht man sich gezwungen, auf den Schutz des Drehorts durch Sperrballons zurückzugreifen. Dr. G. erteilte seinem Staatssekretär den Auftrag, beim OKL anzurufen.
    Terzenbach: In Absprache mit Spielleiter Harlan bitte er um Unterstützung des Oberkommandos der Luftwaffe bei der Gestellung und Platzierung von Sperrballons in einer Kette westlich von Glienicke. Der erfolgreiche Abschluss der ohnehin zeitlich wie finanziell weit überzogenen Dreharbeiten müsse gewährleistet werden.
    Der Luftwaffenbeamte im OKL / RLM zeigte sich ungehalten. Man hätte zurzeit doch wohl andere Probleme! Amerikanische Truppen im Reichsgebiet, linksrheinisch …! Vormarsch der Amerikaner in Italien …! Erdrückende zahlen- und materialmäßige Überlegenheit der Roten Armee …! Anderthalb Millionen Gefallene der Wehrmacht allein im vergangenen Kriegsjahr …! Die Verlustziffer wird jetzt, 44 , mit Sicherheit noch anwachsen. Und da sollen wir uns um diese lächerlichen Ballons kümmern? Habt ihr keinen Sinn für Relationen?!
    Sperber hingegen: Nur unter dem Schutz von Sperrballons können, nach Abzug der Flakbatterien, die Dreharbeiten einigermaßen gesichert fortgeführt werden. Gerade wo sich der Druck auf unsere Fronten verstärke, sei die Realisierung des Filmvorhabens absolut vorrangig. Was den Fronten an Mensch und Material abgehe, müsse durch Stärkung der Kampfmoral ausgeglichen werden. Der Reichsminister habe dies als Richtlinie vorgegeben. Es handle sich um einen Staatsauftrag!
    Auch dieser Appell fand im OKL / RLM wenig Resonanz. Vorsichtshalber wurde allerdings nicht gleich abschlägig beschieden, es wurde dahingestellt.
    Daraufhin entwickelte sich ein Staffetten-Telefonat; beim zuständigen Erfasser leuchtete wiederholt das Lämpchen der Klinke RMVP auf.
    Goebbels ließ sich von Sperber Bericht erstatten und geriet in Rage: Ausflüchte, windige Ausreden! Der Film wird uns mehr nützen als eine gewonnene Schlacht! Und das will so ein mieser kleiner Quertreiber der Luftwaffenbürokratie boykottieren?!
    Sperber berichtete, er hätte sich nach dem Telefonat sofort wieder an die Strippe gehängt. Ich würde Ihre kostbare Zeit kaum in Anspruch nehmen, Herr Minister, gäbe es in dieser Angelegenheit nicht einen Silberstreif am Horizont. Nach einem Hinweis des Korvettenkapitäns sollen am U-Boot-Bunker von La Rochelle Sperrballons hochgelassen werden. Was eher dekorative Gründe haben dürfte: Man will in der isolierten Küstenfestung des längst verlorenen Frankreich den Alliierten gegenüber Präsenz zeigen. Militärisch wären die Sperrballons jedenfalls bedeutungslos: Die Deckplatten des Schiffsbunkers sind mehrere Meter stark, die kann nicht mal eine Luftmine durchschlagen. Kurzum, Sperrballons an der Atlantikküste sind überflüssig.
    Goebbels: Das dürfte den Führer überzeugen! Er ist zurzeit ohnehin nicht gut auf die Marine zu sprechen: Kriegt die Geleitzüge von Amerika nach Albion ums Verrecken nicht aufgehalten …! Die blauen Jungs haben keinen Anlass, den vorletzten U-Boot-Bunker des gefallenen Atlantikwalls zu dekorieren. Ich werde bei nächster Gelegenheit den Führer bitten, den Transfer der Ballons von Rochelle nach Glienicke anzuweisen. Ballonhüllen, Gerätschaft und Bedienung werden, in Anbetracht der Lage, am besten auf zwei der verbliebenen U-Boote verteilt, in Marsch gesetzt zu einem unsrer Häfen. Ich werde das mit Raeder besprechen oder gleich mit Admiral Dönitz.

    Lieber Kamerad Johst, lieber Freund Hanns! RF hat mich beauftragt, den Erhalt Deines Schreibens dankend zu bestätigen. Ich darf Dir ausrichten: Trotz laufender Verhandlungen, Inspektionen, Instruktionen wird RF die nächste Gelegenheit nutzen, Dir, dem »lieben, guten Johst«, persönlich zu antworten. Vorab die Versicherung, dass Dein Vorschlag (Stichwort: Stalingrad-Film) auf reges Interesse gestoßen ist, allerdings auch vor gravierende Fragen stellt. Ein Engagement der SS im Bereich der Filmproduktion erscheint Himmler durchaus sinnvoll, es müsse jedoch nach einem der Gesamtlage angemessenen Ansatzpunkt gesucht werden.
    Grundsätzlich sei dabei die Frage zu stellen, ob in gegenwärtigem Schicksalskampf der Film einer Verteidigung den rechten Stellenwert haben könne. Er frage sich, ob dem nicht ein grundsätzlicher Denkfehler zugrunde liege. Ob Kolberg oder Stalingrad: Wieso ein Film über
Verteidigung
? Worauf unsere Soldaten,

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