Das Gesetz des Irrsinns
K-Films als Absperrband an der Weichselfront: Stoj, bis hierher und nicht weiter!
Lieber Heini Himmler, erschreckend turbulent geht es zu in diesen Zeitläuften! Und es keimt in mir der Wunsch, es sollten noch einmal alle (soweit noch kriegsbedingt verfügbaren) Hellseher des Reiches zusammengetrommelt werden, um in abgelegener Villa erneut vereint zu werden im Bemühen, den weiteren Verlauf des Kriegsgeschehens vorauszusagen und vor allem: seinen Endpunkt zu bestimmen. Ich erkläre mich gern bereit, den Herren mein Häusel zur Verfügung zu stellen. Platz ist allemal genug vorhanden.
Keinerlei Hellseherei, nur der Hellsicht bedarf es hingegen, um die lichte Zukunft unserer auf so vielen gemeinsamen Fahrten, bei so vielen gemeinsamen Unternehmungen stetig vertieften Freundschaft zu erkennen in ihrer ungebrochenen Kontinuität.
Kontinuität besteht für mich auch im Heranreifen eines literarischen Unterfangens, von dem ich schon berichtet habe, im Vertrauen auf des Reichsführers Schutz und Schirm. Ich spreche, ich schreibe von der »Saga des Großdeutschen Reiches«.
Ich fasse mich kurz, schließlich sind Sie als BdE an der Ostfront damit beschäftigt, den Ansturm der roten Horden zu brechen. Was dem Heer mit seinem ebenso ignoranten wie arroganten Generalstab nicht gelungen ist, das wird Ihnen, gerade weil Sie militärisch unbelastet sind, in frischem Zugriff gelingen. Viele Ohlbrechts werden, gehorsam vor den Gesetzen des Blutes, unter denen die SS angetreten ist, Ihre Befehle ausführen in gestärkter Kampfbereitschaft, ja in fanatischem Kampfeswillen. Sie werden die »Heeresgruppe Weichsel« mitreißend hinführen zum Sieg. Und ich darf mich im Rücken frei fühlen zur Ausführung des großen Vorhabens. Mehr noch: Es ist das erhebende, das beflügelnde Gefühl, Freund Heini Himmler und seine SS stehen mir zur Seite.
Ich habe mich dieser Tage wieder eingestimmt, indem ich in der Übertragung der Kalevala-Saga las, halblaut, bis mir der vierhebige Rhythmus in Fleisch und Blut überging: »Es entschlüpfen mir die Töne/Wóllen méiner Zúng entéilen.« … Ein Rhythmus, der so gleichmäßig werden muss wie der Paradeschritt unserer Formationen.
Und ich sehe vor mir: Es wird ein Werk auf zwei Ebenen. So werde ich in Versform ausführen, was ich lange schon vorhabe: Die wahre Geschichte Ihres Lebens zu erzählen. Und zugleich, in stetigem Wechsel, die Geschichte des Sturmbannführers Ohlbrecht, der im Keller des über ihm eingestürzten und brennenden Eckhauses den Iwan in Schach hielt.
Ich freue mich schon jetzt auf den Jubeltag, voraussichtlich anno 1946 , wo ich Ihnen das Opus überreichen kann, zu dem Sie wesentliche Voraussetzungen geschaffen haben: Eine RFSS -Sonderausgabe, auf Pergament gedruckt und in feinstes Leder gebunden mit dem Goldprägesignet unserer Doppelrune.
Diesmal, Freund Uwe, lediglich drei Braune Blätter, dafür aber ein umfangreicheres Begleitschreiben. Wir haben das D r G / VH -Faszikel ohnehin erweitert, sukzessiv.
In diesem Sinne: Die Umschrift einer längeren Sequenz eines Anrufs der von Goebbels eingesetzten Cutterin Beheim bei Harlan, wieder in der Tannenbergallee.
Was nicht zu überhören war bei unserer Erfassung: Die Beheim hatte sich Mut angetrunken bei einem der Besäufnisse, die exponentiell zunehmen mit dem Heranrücken der Front. Hier war es, so vermute ich, gezieltes Besäufnis: Harlan sollte den Eindruck gewinnen, die Frau sei fix und fertig, sei nicht mehr zu gebrauchen, er möge beim Minister ihre Ablösung erwirken.
Ich gebe ihre Ausführungen wieder in der Umschrift des Erfassers, dabei einen längeren Abschnitt streichend – zeitsparend, papiersparend.
»Über Ihren Film kann ich nichts sagen, davon krieg ich sowieso nicht viel mit, muss stur den Sequenzen folgen, die der Minister im Drehbuch rot angekreuzt hat. Was ich nicht mehr ertragen kann, das sind die andauernden Kanonaden, über den Kontroll-Lautsprecher am Schneidetisch, Explosionen haben wir längst genug in den Ohren, dieser unfassliche Lärm, wenn Bomben fallen, das ist mehr, als sich ertragen lässt, mehr, als sich ertragen lässt, der Dackel, der kleine Dackel, eigentlich dürfen Hunde nicht mit in den LS -Keller, aber wo sowieso alles – ein Dackel, den kann man unter den Arm nehmen, und vorbei am LS -Wart, der uns erst mal herumkommandiert, aber wenn die Bomben nah, ganz nah einschlagen, hält auch er das Maul, und der Dackel, dieser Dackel, die Beine versagten ihm den Dienst, er kroch zu
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