Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
Vom Netzwerk:
will. Dieser Hänfling, der so aussieht, als würde der schon bei kürzestem Rüttelflug in die Tüte kotzen – so einer als Chef der Luftwaffe?! Undenkbar, unvorstellbar! Schon war RM geneigt, die metaphorische Flinte ins Korn zu werfen.
    Ich gab zu bedenken: Himmler wird bei der Aktion nicht weiter in Erscheinung treten, der SS -Barde Johst soll die Kastanien aus dem Feuer holen. Und ich hob hervor, dass Johst schon manch einen über die Klinge springen ließ.
    RM : Dann soll er auch den Caspar ausbooten. Wenn das klappt, lasse ich eins von Johsts Stücken auf den Spielplan setzen, sobald die Theater wieder eröffnet werden. Und was seine Einkünfte betrifft, die werde ich weiterhin vor dem Zugriff des Fiskus zu schützen wissen. In dem Sinne – nehmen Sie morgen mal Kontakt mit ihm auf. Sie können das in dem Fall ruhig telefonisch abwickeln, die Angelegenheit bleibt sowieso SS -intern. Wenn Sie alles hinkriegen, können Sie sich eine von meinen Lucretias aussuchen und im Fluchtgepäck verstauen.
    Wieder Rotspon. Und Göring revidierte: Ist wohl besser, Sie fliegen nach Bayern und verhandeln mit Johst unter vier Augen. Sie können auf dem Dornier-Werkflughafen in Oberpfaffenhofen landen und die paar Kilometer rüberfahren zum Starnberger See. Nehmen Sie eine Kiste Veuve-Cliquot mit – kriegen das Zeug sowieso nicht mehr weggesoffen vor der Sprengung. Können für ihn auch ein Bild aussuchen, im Wirtschaftstrakt, eventuell
Fütterung der Jagdhunde
. Der Staatsrat und SS -Gruppenführer Dr. Johst soll unbedingt seine diversen Hebel in Bewegung setzen.
    Vorsichtshalber machte ich geltend, dass der Barde, der Recke zum vorgesehenen Termin womöglich wieder mal mit Herzbeschwerden und Fieber im Bett liegt, wobei seine Frau meistens mitmacht, und der Landsitz wird zum »kranken Häusel«, wie es seinem Umfeld schon mal heißt.
    RM : Ein Tritt in den Arsch kann Wunder wirken!
    Dem Auftrag folgt aber nicht sogleich die Ausführung. Momentan steht für einen Flug nach Bayern kein Sprit zur Verfügung, jeder Tropfen aus den verbliebenen Kubikmetern der Gesamtreserve bleibt einsatzfähigen Tag- und Nachtjägern vorbehalten, so das OKL . Was mir symptomatisch erscheint: Göring, nominell weiterhin Chef der Luftwaffe, kann in Gatow nicht mal durchdrücken, dass für einen »Kurierflug« umgepumpt wird. Eine nicht mehr schleichende, sondern längst schon galoppierende Entmachtung! Wir nähern uns dem – im Voraus bejubelten – zwölften Jahrestag der Machtergreifung, doch Sprit für einen Inlandflug kann mir nicht mal der OBL vermitteln.
    Soviel, diesmal, als Beitrag zu unserer intern fortgeführten Dokumentation. Der, für heute, ein Schlusspunkt gesetzt wird, Hubalek scharrt schon mit den Hufen. Wäre kaum ein Wunder, wenn er demnächst auf einem struppigen, winterfesten Panjepferdchen den Kurierdienst durch Trümmerwüste und Schneewehen übernimmt, im Gefolge genereller »Entmotorisierung«.

    Nachtrag. Gestern war Guderian hier und versetzte RM fast in einen Zustand der Lähmung: Endlich präzise Angaben zur bolschewistischen Winteroffensive, die einen Tag nach der Geburtstagsfeier von RM angelaufen war.
    Laut Luftaufklärung und Schätzungen des OKW gelangen drei Millionen Russen zum Einsatz, rund zehntausend Panzer, vierzigtausend Geschütze und Granatwerfer, siebentausend Flugzeuge. Guderian stellte klar, rückhaltlos: Bei der Infanterie beträgt die rein zahlenmäßige Überlegenheit des Iwan elf zu eins. Bei den Panzern: sieben zu eins. Bei der Artillerie: zwanzig zu eins. Bei der Luftwaffe: zwanzig zu eins. Und dies bei durchweg besseren Maschinen, bei offenbar ausreichender Versorgung mit Treibstoff und Munition.
    Und wir, was können wir der Offensive entgegensetzen? Truppenteile in gefährlichem Zustand der Erschöpfung nach verlustreichen Schlachten, ständigen Absetzbewegungen. Viele Offiziere sind nur noch Nervenbündel, kommen mit der Lage nicht mehr klar. Die Zahl der Erkrankungen im Heer nimmt dramatisch zu. Verstärkungen sind schlecht ausgebildet, ohne Kampferfahrung; wegen der katastrophalen Transportverhältnisse gelangen sie vielfach zu spät zum Einsatz.
    Generell fehlt es an allem: an erfahrenen Offizieren, an bewährten Frontkämpfern, an schweren Waffen, an Munition, an Treibstoff, an Proviant.
    Es wird viele, viele Meter K-Film brauchen, um dieser Lawine wenigstens gestärkte Kampfmoral entgegenzusetzen. Noch einfacher, direkter wäre: Sämtliche Filmkilometer der diversen Fassungen des

Weitere Kostenlose Bücher