Das Gesetz des Irrsinns
als Pressemeldung des RLM rausgehn, es muss aus einer eher unverdächtigen Ecke kommen. Jetzt sind Sie dran, Borowski. Sagen Sie mal, wieso heißen Sie eigentlich Borowski und nicht Borwinkel oder so?
Mein Vater hatte polnische Eltern. War Bergmann im Ruhrgebiet, Zeche Bochum.
Na schön, gediegener Hintergrund, geht in Ordnung.
Nun erst konnte, wollte RM mir seinen Plan anvertrauen. Jemand muss einen Artikel, zumindest eine Glosse schreiben über den teiljüdischen Caspar, am besten für den VB oder
Das Schwarze Korps
. Himmler wird das bestimmt absegnen. Schließlich gehört Goebbels zu seinen Intimfeinden. Hat damals den kleinen Minister quasi unterminiert, indem er über einen V-Mann der Magda aktuelle Berichte über neue Seitensprünge des Bocks von Babelsberg zukommen ließ. Dem Ficker soll jetzt ein Schlag verpasst werden – am besten unter die Gürtellinie! Frage nur: Wer verpasst ihm den Schlag?
Das ausführende Organ war rasch bestimmt. Dem engeren Kreis des Hofgefolges war im residenzeigenen Kino der
Katte
-Film vorgeführt worden, zu dem H.-K. Erckmann das Drehbuch verfasst hatte. Die Runde war sich einig: Insgesamt gelungen. Nur Frau Emmy hielt sich zurück: »Eher ein Männerfilm …«
Ich musste die Rolle des Boten übernehmen, die Aktion konnte nicht per Telefon abgesprochen werden. Also eine Dienstfahrt nach Strausfeld. Um Erckmanns Motivation zu fördern, ließ mir RM durch Frau Limberger eine Anzahlung aushändigen, für die keine Quittung verlangt werden musste. Wozu noch das Finanzamt informieren? Dort werden sowieso bald die letzten Akten in Flammen aufgehn.
Ich fuhr mit dem DKW-PKW glücklicherweise ohne Holzvergaser. Eine Spritzuteilung aus dem Sonderkontingent Absetzmanöver. Hätte auch merkwürdig ausgesehn, wenn ich in Luftwaffenuniform vor der Rückfahrt den angeflanschten Badezimmerofen des DKW uppdich mit Brennholz beschickt hätte.
Fahrt durch Berliner Peripherie mit geringen Zerstörungsgraden, es muss ja noch was aufgespart bleiben für die russische Artillerie.
Erckmann hegte offenbar die Befürchtung, er würde in der Wohnung abgehört, also schlug ich einen Spaziergang vor – war ihm recht, er wollte ohnehin seinen Köter ausführen. Damit erst mal beiläufige Mitteilungen aus dem Tierreich, etwa über die Rückkehr von Wölfen in östliche Gauen und die kriegsbedingt angewachsenen Bestände an Schwarzwild, die entsprechend zunehmenden Wildschäden.
Zum
Katte-
Film wollte er sich nicht näher äußern – halt eine Auftragsarbeit im Zusammenhang mit der Friedericus-Manie, aus eigenem Antrieb hätte er das Skript nie im Leben verfasst.
Obligatorische Zwischenfrage, und die Antwort: Wie wäre es mit einem geisteskranken Geiger, der in einem Irrenhaus zum Tanz aufspielt, wild, immer wilder? Und es wird im Raum getanzt, immer ekstatischer? Und es reißt eine Saite nach der andren, doch er geigt weiter, immer weiter, führt den Bogen noch furioser als Paganini, und als die letzte Saite reißt, die Musik jäh abbricht, wird der Geiger von einem der Tänzer erwürgt, weil aus seiner Ekstase gerissen?
Ich äußerte Erstaunen, signalisierte Vorbehalt.
Schon reingefallen! rief Erckmann. Es handelt sich um eine Geschichte, die Mussolini geschrieben hat, in frühen Jahren.
Reparto tranquili
…
Nun sah ich den Zeitpunkt gekommen, das eigentliche Thema anzugehen. Erckmann bekundete höfliches Interesse, doch Bedenken überwogen: Falls bekannt wird, dass er den Kolberg-Film torpediert hat, muss er damit rechnen, dass auch beim Film quergeschossen wird, für den er demnächst das Drehbuch schreiben soll. Ihm würde Konkurrenzgefühl unterstellt, Neid, womöglich Hass – dies könnte das Ende, das vorzeitige, für ihn als Skriptautor bedeuten. Die Folge: Ausschluss aus der RFK .
Eine Zeitlang schritten wir schweigend, vom Hund begleitet, durch die scheinbar unberührte Landschaft. Und jetzt? fragte ich schließlich. Was jetzt?
Erckmann lavierte sich zum Vorschlag durch, man solle sich an Hanns Johst wenden. Der Staatsrat, Akademiepräsident und so weiter hat einen direkten Draht zu Himmler. Und der wird eine Attacke auf den teiljüdischen Hauptdarsteller, damit auf den Kolberg-Film, bestimmt gutheißen. Und schon ist die Sache geritzt: Aus dem Film, der sich so dicke tut, ist dann – püiiih! – die Luft raus!
Rückkehr, und ich wurde zum Rapport befohlen. Mit Himmler wollte Göring nicht mal indirekt kooperieren. Schon gar nicht, seit RFSS auch noch die Luftwaffe übernehmen
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