Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
Kopfnicken sein Einverständnis.
Die Ta-Shimoda kontrollierten alles, was mit der Reproduktion zusammenhing. Es galt als schweres Verbrechen, ohne Genehmigung des genetischen Zentrums Kinder zu bekommen. Aber gegen Liebesspiele zwischen Bruder und Schwester hatten sie nichts. Wenn ein Erwachsener oder Halbwüchsiger ein kontrazeptives Implantat trug, konnte er tun und lassen, was er wollte, sofern er jemanden traf, der mitzumachen bereit war.
Aber Suvaïdar stand nicht der Sinn danach, und Oda konnte sie gut verstehen. Ohne sich auszuziehen, kletterte er in die Hängematte und war zufrieden, Suvaïdars Hand zu halten und ihr freundlich zu sagen:
»O-Hedaï, ich habe zuvor schon ein Leben ausgelöscht, und glaube mir, ich bin nicht stolz darauf, auch wenn es sich um einen Shiro handelte und der Kampf ehrenhaft geführt wurde. Was heute Abend geschehen ist, kam mir wie ein Kampf gegen wilde Tiere vor, wie wir ihn bei den Volljährigkeitsprüfungen erlebt haben. Mühsam, aber unumgänglich. Es ist, als hätte man einen Skorpion zertreten, der in einen Stiefel zu klettern versucht. Oder als hätte man einen Fleischfresser getötet. Wenn du beobachtest, wie ein Saurier eine Asix-Frau verschlingt, wirst du ihn töten, ohne darüber nachzudenken, da bin ich mir sicher.«
»Das ist aber nicht das Gleiche.«
»Natürlich ist es das. Es ist immer das Gleiche, wenn es sich nicht um menschliche Wesen handelt.«
Er denkt wirklich so, sagte Suvaïdar sich. Er sagt es nicht nur, um die Asix zu beruhigen. Sie beschloss, noch einmal mit ihm darüber zu diskutieren, aber nicht jetzt. Im Augenblick hatte sie nur den Wunsch, dass Oda mit ihr in ihrer Hängematte schlief, um sie zu wärmen und zu trösten wie ein männlicher Asix.
9
Ta-Shima
Als Lara aufwachte,
ging die Sonne bereits unter. Irgendjemand hatte sie beharrlich geschüttelt, um sie zu wecken.
»Hast du gut geschlafen, Shiro Adaï?«, fragte Mauro.
»Nicht genug. Ich glaube, ich hätte eine ganze Woche durchschlafen können. Wo sind denn die anderen?«
»Im Wasserbecken. Sie bespritzen sich gerade wie Alligatoren, die miteinander kämpfen. Sie haben Glück, dass die ehrwürdigen Mütter noch schlafen. Kommst du mit? Wir müssen uns auf die Zeremonie vorbereiten.«
Lara folgte ihm, gähnend und noch ein wenig verschlafen, doch die eisige Dusche machte sie schlagartig wach. Sie ließ sich ins Becken gleiten, in dem rund zwanzig junge Leute vor sich hin plätscherten. Auf der Suche nach bekannten Gesichtern schaute sie sich um, entdeckte schließlich Rin und Saïda und fragte:
»Wo ist Rico?«
»Im Lebenshaus. Die Alte aus dem Jestak-Clan hat ein fliegendes Modul geschickt, um sie abholen zu lassen. Sie muss irgendetwas Schlimmes haben, aber das weißt du bestimmt schon, nicht wahr? Ich habe gesehen, wie du sie angeschaut hast, als du dachtest, niemand würde es bemerken.«
Lara antwortete nicht. Sie begrüßte freudig die vielen Bekannten und erkundigte sich nach denen, die nicht da waren.
Alle, die in Vierer- und Fünfergruppen unterwegs gewesen waren, waren mittlerweile zurückgekehrt. Eine Dreiergruppe fehlte noch. Und auch diejenigen, die ganz allein aufgebrochen waren.
Natürlich taten alle so, als wären sie sicher, die Vermissten würden noch erscheinen, aber es war nicht zu übersehen, dass in Wirklichkeit niemand mehr ernsthaft daran glaubte. Die Rückkehr der Jugendlichen, die allein aufgebrochen waren, erschien vollkommen unmöglich.
Lara freute sich ganz besonders, Wang wiederzusehen. Trotz eines blauen Auges schien er guter Dinge zu sein.
»Ich habe einen Baumstamm auf dem Wasser treiben sehen und dachte, es wäre ein Alligator. Also bin ich hochgeschnellt, um mich außer Reichweite zu bringen, ohne darauf zu achten, wohin ich meine Füße setze«, vertraute er Lara an.
Die Zeremonie fand mitten in der Nacht im Schein der Lampen statt. Die Sadaï und ihr Berater waren persönlich erschienen, und alle frisch gebackenen Erwachsenen gaben sich redlich Mühe, möglichst gelassen und würdevoll zu wirken.
Ein erwachsener Shiro schnitt ihnen die Haare ab (die Asix nahmen an den Prüfungen nicht teil und assistierten auch nicht bei der Zeremonie), ein anderer tätowierte ihnen auf das linke Schulterblatt das Symbol ihres jeweiligen Clans. Während dies geschah, blieben sie vollkommen bewegungslos. Sie bemühten sich, kein Zeichen von Schmerz zu zeigen. Schließlich wurden sie nacheinander aufgerufen, und man nannte ihnen ihren Erwachsenennamen. Aus
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